Schule

Jäger aus Einhausen informierten über Jagd und Naturschutz

Mit dem Planwagen der Freiwilligen Feuerwehr fuhren Schüler des Bensheimer Alten Kurfürstlichen Gymnasiums in das Einhäuser Bruch. Wie es zu der Aktion kam.

Von 
Norbert Weinbach
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Im Jagdrevier Einhausen-Nord steht die Schülergruppe des AKG Bensheim an einem Planwagen unterhalb eines Hochsitzes, links die Lehrerinnen Sofie Landgraf und Theresa Benner, rechts die Jäger und Laura Armbruster, mit Mütze, bereit für Informationen zum Thema Jagd und Natur. © Norbert Weinbach

Einhausen. Eine Woche vor den Sommerferien unternehmen Schüler der Bergsträßer Schulen oft Projektwochen zu unterschiedlichen Themen. Vergangene Woche gab es eine ganz besondere Aktion, nämlich ein Projekt zum Thema „Aufbruch zur Jagd“. Angeregt hatte es Laura Armbruster, Schülerin der Klasse 6c des AKG Bensheim, Tochter des Jägers Wolfgang Armbruster aus Einhausen. „Ich hatte in der Vergangenheit immer viel Freude daran, mit dem Papa ins Revier zu gehen“, erklärte sie. „Darum habe ich ihn gefragt, ob man das auch mit meiner Klasse machen könne, und er hat ja gesagt.“

Um das Erlebnis für die Kinder Wirklichkeit werden zu lassen, setzte er sich mit seinen Kollegen von der Jagdgemeinschaft Groß-Hausen (Einhausen-Nord) zusammen. Gemeinsam mit den Jägern Winfried Gallei und Jürgen Diehl organisierte er einen Planwagen von der Freiwilligen Feuerwehr Einhausen. Der ließ nicht nur mit einer roten Plane, sondern auch noch mit einem Blaulicht und einem kleinen Bierfass hinten erkennen, dass er von der Feuerwehr für gesellige Ausflüge genutzt wird.

Dieser Planwagen wurde von einem Traktor gezogen, an dessen Steuer der ehemalige Landwirt Albert Hedderich saß. Er sei zwar jetzt Rentner, betreibe aber immer noch ein wenig Landwirtschaft, versicherte er. Die Lehrerinnen Sofie Landgraf und Theresa Benner kamen mit 30 Mädchen und Jungen der Klasse 6c gegen 8.30 Uhr mit einem Linienbus in der Werner-von-Siemens-Straße im Süden von Einhausen an. Sie hatten einen Rucksack dabei mit Essen und Getränken. Mit kühlen Getränken wurden sie aber auch im Planwagen versorgt. Das hatte die Jägerschaft organisiert.

Es war notwendig, weil bereits in den Morgenstunden das Thermometer bis auf 30 Grad gestiegen war. Die Hitze belastete die Kinder an diesem Vormittag, der ausschließlich im Freien, aber überwiegend im Schatten verbracht wurde. Begrüßt wurden die Kinder vom Jagdsprecher Winfried Gallei, der eine kurze Einführung und einen Überblick gab über die Ereignisse in den kommenden vier Stunden.

Als das Besondere an diesem Projekt stellte sich der Einsatz digitaler Technik heraus. Bereits zu Beginn ließ Wolfgang Armbruster auf seinem Handy lautstark auf Jagdhörnern eine traditionelle Begrüßungsmelodie der Jäger erklingen. Für die Schulkinder schien das alles normal zu sein. Eng wurde es auf dem Planwagen. Die Jäger fuhren aber mit eigenen Autos hinterher.

Bei Wildunfällen sind Jäger oft die ersten Ansprechpartner

Auf der Landstraße zuckelte der Planwagen in Richtung Schwanheim, über die Autobahnbrücke und kurz danach rechts ab in Richtung Osten, durch den Wald ins Jagdrevier Einhausen-Nord. Im Wald, in Höhe des Ansitzes „Kaiser-Jäger-Kanzel“ suchten alle im Wald den Schatten. Der etwa acht Meter hohe Ansitz, den die Jäger für die nächtliche Jagd nutzen, trägt den Namen zur Erinnerung an den Zwingenberger Jäger Horst May, bekannt als „Kaiser-Jäger“. Das, so war zu erfahren, ging zurück auf den ehemaligen Landrat und Einhäuser Bürgermeister Franz Hartnagel, freundlich genannt „Kaiser Franz“, in dessen Revier Horst May jagte.

Die Schüler kletterten nacheinander unter Anleitung von Wolfgang Armbruster auf diesen Hochsitz. Von dort hatten sie einen herrlichen Ausblick auf das freie Feld, bis an den Waldrand im „Bruch“ von Groß-Hausen. Im Schatten informierte Winfried Gallei die Kinder über die Reviergrenzen der Jagdgenossenschaft und ließ sie, ohne Kompass, die Himmelsrichtung Norden bestimmen. Das funktionierte recht gut, da auch die Schüler aufmerksam waren und sich an der gesamten Aktion beteiligten.

Winfried Gallei und Wolfgang Armbruster, zeitweise unterstützt von Jürgen Diehl, gaben den Schülern zunächst einen Überblick über die Jagd und die Jäger. Wie werde ich Jäger, welche Aufgaben hat er. Er ist gleichzeitig Heger, muss die Wildtierbestände überwachen, die Anzahl der Tiere regulieren, um Überpopulationen und damit verbundene Schäden zu vermeiden. Jäger kümmern sich um die Erhaltung und Verbesserung der Lebensräume der Wildtiere. Sie sind auch verantwortlich, Wildschäden in Wald und Flur zu minimieren. Sie tragen zudem bei zur Vermeidung von Tierseuchen. Momentan grassiert in der Region die Afrikanische Schweinpest. Bei Wildunfällen sind Jäger oft die ersten Ansprechpartner, im Frühjahr sind sie, bevor eine Wiese gemäht wird, beteiligt an der Rettung von Rehkitzen, die gefährdet sind, weil sie sich im hohen Gras verstecken. Das gilt auch bei der Ernte von Getreide oder Mais. In allen Fällen wird heutzutage auch oft eine Drohne benutzt, was die Arbeit erleichtert.

Die Gruppe lief dann weiter in Richtung Osten, über freies Feld bis zum Waldrand im „Bruch“ von Groß-Hausen. Dort standen die Fahrzeuge und da erfuhren die Schüler, was zu einem Jagd-Auto gehört: unter anderem Fernglas, Zielstock, Taschenlampe, Wasserkanister, Messer und ein Wildkorb. Zur persönlichen Ausrüstung eines Jägers gehört auch ein Jagdrucksack mit diversem Inhalt. Salzlecken, das sind Salzklumpen, die von Tieren gerne genutzt werden, weil sie Salz benötigen, werden von den Jägern aufgestellt.

Die Wildtierkunde wurde noch erweitert

Mit dabei waren auch einige Jagdhunde. Die fanden reges Interesse, vor allem, weil Adam Hahn, Mitjäger und Jagdhundeausbilder, mit einem geschossenen Kaninchen demonstrierte, was ein Jagdhund alles leisten kann. Das Tier wurde an einer Schleppe ausgelegt, ein Hund nahm die Fährte, also seinen Geruch, auf, fand es im Gras und brachte es zum Jäger.

Die Wildtierkunde wurde noch erweitert durch das Aufhängen von Plakaten mit Bildern von verschiedenen Tieren. Die wurden nicht nur namentlich genannt, es wurden digital über das Smartphone auch deren Laute abgespielt, die ein Jäger vernehmen kann, wenn er auf einem Hochsitz etwa den schaurigen Ton eines aufgeschreckten Rehs vernimmt, das Keckern von einem Fuchs oder die Töne von Wildschweinen, Hasen oder von einem seltenen Dachs.

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Mit dem Planwagen fuhren alle Kinder an die Weschnitz zum Parkplatz in der Nähe vom Friedhof-Süd. Bei einer Pause konnten die Kinder ihr mitgebrachtes Essen verspeisen und etwas trinken. Sie durften auch mit den Füßen im Fluss strampeln. Nebenbei wurde erzählt, welche gefiederten Freunde an der Weschnitz anzutreffen sind, zum Beispiel Stockenten und Nilgänse, die gejagt werden dürfen, aber auch Kormorane, die in Hessen geschützt sind. An und in der Weschnitz leben auch Bisam und Nutria, die in kleinen Käfigen gefangen werden dürfen, und geschützte Biber. Deren Werke – Bäume abnagen und fällen – kann man an einigen Stellen der Weschnitz sehr gut sehen.

Zum Abschluss freuten sich alle Kinder noch über ein leckeres Eis, dann wurde digital mit Jagdhörnern die gesamte Aktion „abgeblasen“. Jagd vorbei und Halali, und die jungen Teilnehmer fuhren mit dem Bus wieder nach Hause oder wurden abgeholt. Trotz der Hitze zeigten sich die Kinder erfreut über das, was sie an diesem Vormittag alles erfahren hatten über Jagd, Jäger und Natur. Für die meisten Schüler und auch für ihre Lehrerinnen waren es Kenntnisse über Themen, von denen sie vorher kaum eine Ahnung gehabt hatten.

Die Gruppe bedankte sich mit Applaus bei den Organisatoren für die Durchführung dieses Projekts.

Freier Autor Seit mehr als 40 Jahren als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen aktiv, Fotograf und Berichterstatter, im Regelfall waren/sind es Zeitungen die dem BA oder ganz früher, mit dem Echo verbunden waren. Berichterstattung meistens über Lorscher Vereine und Organisationen, früher auch Sport.

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