Einhausen. Mit der sogenannten Unternehmens-Flurbereinigung „Einhausen West – Deichsanierung“ stellt das Amt für Bodenmanagement in Heppenheim dem Gewässerverband Bergstraße die Fläche für ein Unternehmen, also Projekt, zur Verfügung. Das ist der Neubau der Deiche zu beiden Seiten der Weschnitz auf einer Länge von sechs Kilometern zwischen Biblis und Einhausen. In einem ersten Bauabschnitt waren bereits in den vergangenen Jahren die Deiche von der Mündung der Weschnitz in den Rhein bei Biblis bis nach Biblis auf einer Länge von acht Kilometern erfolgreich saniert worden.
Die Weschnitzdeichsanierung war notwendig geworden, um den Hochwasserschutz und damit die Sicherheit der Bürger im Ried weiter aufrecht zu erhalten. Die bisherigen Deiche stammen aus den 1950er Jahren, sind marode und würden einem Hochwasser, das vom Rhein ausgeht und sich auf die Weschnitz überträgt, möglicherweise nicht mehr standhalten. „Wenn ein Deich bricht, steht Bürstadt bis zu vier Meter unter Wasser“, verdeutlicht Ulrich Androsch, Geschäftsführer des Gewässerverbands Bergstraße, auf Nachfrage am Tag nach der Teilnehmerversammlung, bei der er auch anwesend war.
Auch wenn die Bürokratie des Flurbereinigungsverfahrens bis zu drei Jahrzehnte dauern kann – die rund 900 Grundstückseigentümer müssen mit ihren neuen Flächen ins Grundbuch eingetragen werden – werden sie oder die Pächter ihre neuen Flächen in etwa zwei Jahren wieder betreten und nutzen können, sagt Androsch.
Neue Deiche werden bis zu 400 Meter weit auseinanderliegen
Als nächster Schritt stehe die Ausschreibung der Tiefbau-Arbeiten an, bei denen große Erdmassen bewegt werden und teilweise entsorgt werden müssen, weil sie für die neuen Deiche nicht verwendet werden dürfen. Diese werden nicht nur aus Erde, sondern auch aus Schotter und Steinen bestehen, damit ihre Stabilität gewährleistet ist. Ein Deich sei in seinem Aufbau ein sehr komplexes Bauwerk, so Androsch.
Die neuen Deiche werden, orientiert am Rheinwasserspiegel, die gleiche Höhe haben wie die alten. Jedoch: Während jetzt zwischen den Deichen zu beiden Seiten der Weschnitz rund 40 Meter liegen, werden die neuen Deiche bis zu 400 Meter weit auseinanderliegen. Der schmale Fluss Weschnitz wird also viel Platz haben, sich zu entfalten, und den soll er im Rahmen einer weiteren Renaturierung im Abschnitt der Arbeiten auch bekommen. Man werde Felsbrocken oder Baumstämme in seinen Lauf legen, die das Gewässer in Richtung Ufer drücken, erläutert Androsch weiter. Die Weschnitz werde dann nicht mehr gerade wie ein Kanal verlaufen, sondern sich ihren Weg durch die Landschaft in Kurven suchen.
Die zahlreichen Flächen, die dann innerhalb der Deiche liegen, sollen wie bisher landwirtschaftlich genutzt werden – zur Futtergewinnung nach strengen ökologischen Vorgaben. So dürfe künftig auf ihnen zum Beispiel nicht gedüngt werden.
Tiefbau-Arbeiten müssen in ganz Europa ausgeschrieben werden
Die Arbeiten müssen aufgrund der Größe des Projekts europaweit ausgeschrieben werden, berichtet Androsch. Weil sehr viele Gewerke beteiligt sein werden, werde der Auftrag an einen Generalunternehmer, ein großes europäisches Tiefbau-Unternehmen, vergeben, der diese in sich vereint. Die transparente Vergabe der Bauarbeiten bedürfe intensiver Vorbereitungen. Auch vom Land Hessen zustehende finanzielle Mittel müssten angefordert werden.
Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2026 beginnen, sobald der Auftrag vergeben ist. Allerdings: „Wenn wir die Arbeiten im August 2026 vergeben, und dann herrscht Dauerwolkenbruch, wird sich nicht viel tun“, verdeutlicht Androsch und fährt fort: „Das Wetter wird uns oft genug einen Strich durch die Rechnung machen.“
Wenn alles nach Plan läuft, werde die Bevölkerung in Einhausen schon im kommenden Jahr in der Landschaft vorbereitende Maßnahmen sehen. Als erster Schritt wird das Baustraßennetz angelegt, damit die Laster und Bagger nicht durch den Einhäuser Ortskern rollen und auch dem Ernteverkehr der Landwirte nicht in die Quere kommen. „Wir gehen momentan von drei Jahren Kernbauzeit aus“, sagt Androsch. Die Arbeiten sollen noch vor dem Jahr 2030, also „vor Ende des Jahrzehnts“, abgeschlossen sein
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