Einhausen. „Viele Bürger haben wahrscheinlich noch keine Vorstellung davon, was für eine riesige Baumaßnahme das werden könnte“, sagt Reimund Strauch, einer der Sprecher von Mensch vor Verkehr mit Blick auf die Planungen der Bahn zur Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim entlang der A 67.
Die Dimensionen und Auswirkungen einer weitgehend oberirdisch an Einhausen vorbeiführenden Schienenstrecke für ICE- und Güterverkehr führt die anerkannte Umweltvereinigung den Menschen in der Weschnitzgemeinde mit zwei großen Schautafeln vor Augen, die jetzt – finanziert durch die Gemeinde – aufgestellt wurden.
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Eines der Schilder findet sich publikumswirksam am Weschnitzweg in Höhe der Grundschule, das zweite ebenfalls an der Weschnitz im Bereich der Zufahrt zum Friedhof Süd. Hier wurde die Nähe zur von der Bahn geplanten Schienentrasse gesucht, die sich von dort aus künftig in Sichtweite befinden würde, wäre nicht die Autobahn dazwischen.
Auch in Lorsch und Langwaden
Auf dem eigentlichen Geländestreifen, der für die Schienen vorgesehen ist, sollten die Einhäuser Schilder nicht stehen. „Das ist Lorscher Gemarkung“, sagt Reimund Strauch. Und für die Nachbarstadt hat Mensch vor Verkehr drei eigene, leicht auf die örtlichen Gegebenheiten und Problemstellungen abgewandelte Schilder produziert. Die müssen jedoch noch aufgestellt werden. Auch für Langwaden ist eine eigene Hinweistafel vorgesehen. Die Forderungen sind aber ähnlich: „Keine Zerstörung von Natur und Landschaft durch oberirdische Trassenführung und Tunnelbau im Tagebau“, steht auf den Schildern groß in roter Schrift. Darunter wird noch einmal anhand der Vorzugsvariante 2b gezeigt, was die Bahn aktuell plant. Demnach sollen die Schienen östlich der A 67 überirdisch über die Weschnitz bis zur Brücke der L3111/B460 (Einhausen Richtung Heppenheim) verlaufen und erst dann in einem Trog in der Erde verschwinden. Kurz vor Lorsch würde die Strecke dann durch einen Tunnel unter der Autobahn hindurchgeführt. Die Region Bergstraße fordert seit jeher mit der sogenannten Konsenstrasse einen langen bergmännisch unter der Erde gebohrten Tunnel von Langwaden bis hinter Lorsch.
Anhand einer Visualisierung zeigt das Plakat, welche Flächen durch eine überirdische Streckenführung verbraucht werden. Die eigentlichen Gleise und eine sogenannte Zwickelfläche als Abstand zur Autobahn verlaufen auf einem 70 Meter langen Streifen. „Das ist die Breite eines Fußballfeldes, nur über etliche Kilometer lang“, sagt Strauch. Mit Bildern ähnlicher Projekte wird zudem aufgezeigt, welche gewaltigen Ausmaße eine oberirdische Baustelle haben könnte, die die Bürger der Anwohnergemeinden über Jahre begleiten würde.
„Wir wollen die Bürger zu Beginn einer entscheidenden Phase noch einmal sensibilisieren“, sagt Reimund Strauch. Noch seien zahlreiche Fragen offen. So erfolgt die Planung der Neubaustrecke in diesem Abschnitt gemeinsam mit dem sechsstreifigen Ausbau der A 67. Gegen diese Verbreiterung der Autobahn gebe es aber Widerstände, so Strauch. Aufgrund der zahlreichen Abhängigkeiten zwischen beiden Projekten wird ein verbundenes Planfeststellungsverfahren für Neubaustrecke und Autobahnausbau angestrebt.
Die Bahn rechnet laut der Projekt-Webseite mit einer Einreichung der Planfeststellungsunterlagen im Jahr 2022. Im Rahmen des nachfolgenden Verfahrens können die Kommunen und Verbände dann juristisch tätig werden. „Wir haben im Hintergrund natürlich schon jetzt eine rechtliche Beratung zu dem Thema“, sagt Bürgermeister Helmut Glanzner beim Ortstermin an der neuen Hinweistafel.
Wird die Tunneleinfahrt zu steil?
Unabhängig davon gibt es nach Aussage von Glanzner und Strauch Zweifel, ob die von der Bahn vorgelegte Planung überhaupt technisch realisierbar ist. Der erst hinter der Weschnitz beginnende Trog in den geplanten kurzen Tunnel unter Lorsch und der Autobahn sei nach Einschätzung von Fachleuten viel zu kurz, das dadurch entstehende Gefälle der Schienenstrecke werde zu steil. Schon allein deshalb müsse der Tunnel bereits viel früher beginnen.
Das letzte Wort zur Finanzierung haben die Politiker. Und auch hier könnte es mit der künftigen Bundesregierung und einer damit verbundenen veränderten Besetzung des Bundesverkehrsministeriums neue Einschätzungen geben.
Kurzfristig steht am 28. November die nächste Sitzung des Projektbeirates zum Streckenabschnitt Gernsheim-Lorsch an. Reimund Strauch setzt in diese Sitzungen jedoch keine großen Erwartungen mehr. „Das hatten wir uns anders vorgestellt. Wir wollten da eigentlich mitdiskutieren und uns nicht nur durch die Bahn informieren lassen“, sagt er.
Die Bürger informiert Mensch vor Verkehr auch über die vereinseigene Homepage www.mensch-vor-verkehr.de. Ein QR-Code auf den neuen Hinweistafeln führt direkt dorthin.
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