Einhausen. Christian Krämer, Landwirt vom „Krämerhof“ in Einhausen war überwältigt von der Resonanz, die das achte von ihm organisierte Schleppertreffen auf seinem Gelände in der Bevölkerung gefunden hatte. An dieser „Traktoren- und Landmaschinenausstellung“ hatten Besitzer aus der Region Südhessen und der Pfalz mit mehr als 110 Traktoren (Schlepper) der Baujahre 1939 bis in die 1960er-Jahre teilgenommen. Hunderte Menschen bevölkerten das Gelände, Fachleute und Laien, die sich für die unterschiedlichen Fabrikate interessierten.
Zu sehen war unter anderem ein seltener roter Traktor des Fabrikats Hürlimann D100 S aus der Schweiz, gebaut zwischen den Jahren 1949-50, ein grüner Hanomag R 27 (1953-57), ein Lanz Bulldog, Ackerschlepper (1954), ein „Kramer KL 130“ (1959), ein Porsche Diesel Standard, ein Hanomag R435 (1959), ein Landini L25 (1959) des Konzerns Argo Tractors, Italien, ein Linde Güldner G35S (1968).
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Die „Eicher Freunde“ aus Seeheim hatten Luftgekühlte Traktoren der Marke Eicher aus den 50er-Jahren ausgestellt. Es seien 100 Prozent zuverlässige Fahrzeuge, gaben sie sich sicher. Auffällig war ein kleiner Traktor der Marke „Hatz“ (1950-60), gebaut von der Motorenfabrik Hatz in Ruhsdorf, Niederbayern, ein Traktor der Marke „Holder“ aus Schwaben, ein „Knicklenker“.
Ein grüner „Güldner“ lenkte die Blicke ebenso auf sich wie ein neuerer Masey Ferguson S 5709 Dyna6 oder zwei Traktoren der Marke Fendt Fix2 und Dieselross (1954). Auf diesen Traktoren saßen Moritz und Lasse, beide neun Jahre alt, die sich mit den Instrumenten der Traktoren bestens auskannten. Sie gehörten ihrem Vater beziehungsweise Patenonkel.
Wer genau hinschaute, erkannte auch einen kleinen „Steyr“ aus Österreich. Wer mehr erfahren wollte, musste das Gespräch mit den Besitzern suchen. So hatte zum Beispiel der Lorscher Landwirt Karl Silberzahn seinen neu erworbenen Traktor der Marke Hermann Lanz Aulendorf in Einhausen vorgestellt. Mit dem vermutlichen Baujahr 1940 war es einer der ältesten Traktoren.
Das ansonsten älteste Gefährt, das sich beim Schleppertreffen auf dem Krämerhof präsentierte, war ein Traktor des Fabrikats NORMAG Baujahr 1939, von der Nordhäuser Maschinen AG. Es gehörte dem Gas- und Wasserinstallateur Christian Muth aus Nordheim. Diesen Traktor, mit Holzlenkrad, gebe es kaum noch zu kaufen, erzählte Muth. Er habe ihn einst für 3000 Euro erworben, viele Stunden für die Renovierung benötigt und schätze seinen Wert auf rund 10 000 Euro.
Unbezahlbare Schmuckstücke
Eigentlich sei er aber unbezahlbar, auch weil er ihn als „Hochzeitskutsche“ für sich und seine Ehefrau verwendet habe, berichtete der stolze Besitzer. Zahlreiche Besucher interessierten sich für einen blauen Lanz Bulldog, Modell 2807, Baujahr 1955. Christoph Oberfeld aus Lampertheim hatte ihn einst für 5000 Euro erworben, allerdings in sehr schlechtem Zustand, mit defektem Motor. Er habe viele Jahre gebraucht, um aus ihm wieder ein Schmuckstück zu machen.
Rainer Anthes aus Lampertheim hatte einen Deutz F1 L612 (1953) für 3000 Euro gekauft und renoviert. Er habe ihn bisher nur zum Einkaufen benutzt. In diesem Jahr werde er ihn wohl erstmals bei der Kartoffelernte einsetzen. Fachdeutsch gesprochen wurde von zahlreichen Menschen bei den Traktoren der Marke Lanz Bulldog, mit Holzlenkrad, (1949) von Heinz Asmus und seinem Sohn Bernd. Es dürfte einer der teuersten Traktoren der Ausstellung gewesen sein. Gekauft worden war er über das Internet für 35 000 Euro. Er dürfe nur zu Brauchtumsveranstaltungen gefahren werden, sagte Heinz Asmus.
Der zweite Lanz war vermutlich Baujahr 1939/40, was aber nicht exakt zu ermitteln sei. Der Veranstalter Christian Krämer, dem rund 30 Helferinnen und Helfer für die Organisation zur Seite standen, mit Essen und Getränken, Kaffee und Kuchen sowie beim Auf- und Abbau, versicherte, dass die Einnahmen verwendet würden für ein festliches Abendessen mit allen Beteiligten.
Da auch Pfadfinder der Georgs-Giggel Einhausen beim Schleppertreffen eingesetzt waren, erhielten sie eine Spende für ihre Organisation.
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