Kerb

Pleiten, Pech und Pannen beim Fräsenrennen in Hochstädten

Beim Umzug und beim Fräsenrennen gab es Ausfälle technischer Art / Kerweparrerin Louisa Fuchs erhielt viel Lob für ihre erste Kerwerede

Von 
Jeanette Spielmann
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Hochstädten. Dabei sein ist alles – dieses Motto der Hochstädter Kerb bestätigte sich am Sonntag sowohl beim Kerwezug als auch beim Fräsenrennen. In beiden Fällen gab es Ausfälle technischer Art und die handfeste Menpower musste einspringen, damit es weitergehen konnte.

Beim Kerwezug war es das historische Fahrzeug der Auerbacher Feuerwehr, das einfach nicht mehr weiterfahren wollte. Aber weil die Brandschützer ihre Fahrzeuge lieben, hieß es, mit vereinten Kräften schieben, damit der Zug nicht auf halber Strecke steckenblieb.

Beim Fräsenrennen am Nachmittag war es das Schlammloch als letzte Schikane, das für einige Teilnehmer zur unüberwindbaren Hürde wurde. Auch hier war die Kraft der Masse gefragt, doch in einem Fall waren auch acht herbeigeeilte Helferinnen und Helfer nicht in der Lage, die feststeckende Fräse zu befreien. Der große Traktor von Landwirt Klaus Schneider musste das Gefährt rausziehen und anschließend die Schlammmassen etwas einebnen, damit es weitergehen konnte.

Zwei neue Schikanen beim 38. Fräsenrennen



Ohne Corona hätte man am Sonntag in Hochstädten einen runden Geburtstag feiern können, doch wegen der zweijährigen Zwangspause ging im Rahmen der Hochstädter Kerb „nur“ das 38. Fräsenrennen an den Start. Verlernt haben die Teams das geschickte und möglichst schnelle Befahren des auf der Schneider-Wiese abgesteckten Rennkurses nicht, aber mit einigen neuen Hindernissen mussten sie zurechtkommen.

Moderiert wurde das Rennen – wie gewohnt – vom erfahrenen R-Team mit Bernd Rettig und Oliver Roeder, wobei der frühere Ortsvorsteher von Anfang an fester Bestandteil des Fräsenrennens ist – erst als Fahrer, dann als Moderator. Oliver Roeder folgte vor Jahren auf den damaligen Bürgermeister Thorsten Herrmann, hatte aber 2019 wegen Verpflichtungen als Stadtrat in der tschechischen Partnerstadt Hostinné zu tun. Am Sonntag hatte er erstmals Gelegenheit, das Fahrgefühl auf der Strecke selbst zu erleben. Mit Bernd Rettig auf einem Mini-Traktor machte er als Beifahrer die ausgesprochen wackelige Erfahrung. Dass beim Abfahren der Strecke die geplanten Erläuterungen der insgesamt sieben Schikanen zum Teil auf der Strecke blieben, war allerdings den anfänglichen technischen Schwierigkeiten mit der Mikrofonanlage geschuldet.

Unter den 20 Teams waren keineswegs nur Teilnehmer aus der Region, viele kamen aus der Pfalz und belebten bereits seit Freitagabend das Fahrerlager neben der Rennstrecke. Der Titelverteidiger in der Klasse der Allrad-Fahrzeuge, A-Team von René Memminger und Tobias Knecht aus Alsheim/Guntersblum, wurde in diesem Jahr vom Team Steinschneider vom Thron gestoßen. Die Hochstädter Timo Steinbacher und Julian Sosniak hatten mit unschlagbaren 1 Minute und 40 Sekunden die Strecke überwunden und waren damit um drei Sekunden schneller als das Pfälzer Team. Die 1,48 Minuten von „Hambrigger Dreggschaufle“ mit Pascal Schmitt und Norman Schütz aus Dettenheim reichten für den dritten Platz.

Bei den Frontladern (bis 13 PS) war dann wieder das in der Allrad-Klasse zweitplatzierte Pfälzer Team erfolgreich, diesmal mit Tobias Knecht als Fahrer und René Memminger als Beifahrer. Sie kamen nach 1,52 Minuten ins Ziel vor „The Flying Dutchmen“ mit Julian Sosniak als Fahrer und Timo Steinbacher als Beifahrer. Den dritten Platz in dieser Klasse belegte mit 1,58 Minuten das Hochstädter Team „Break Down KingZ“ mit Marcus und Roland Schneider.

Wie schon 2019 lag der Start- und Ziel-Punkt wieder in der Mitte der Strecke, bei den Schikanen gab es zwei Neuerungen. Am ersten Hindernis musste der Beifahrer über eine Leiter klettern und anschließend durch einen Reifen gehen und beim fünften Hindernis musste über auf dem Boden liegende Reifen gelaufen werden, wobei jeweils nur in die Öffnungen getreten werden durfte. js

Nach zwei Jahren Zwangs-Askese durch die Pandemie waren die Hochstädter wie auch ihre zahlreichen Gäste heiß auf den actionreichen Sonntag im Rahmen der am Freitag gestarteten viertägigen Kerb. Entlang der Ortsdurchfahrt hatte sich das interessierte Publikum aufgereiht und erstmal zog der Tross der Zugteilnehmer auch durch das Neubaugebiet.

Viele Teilnehmer auf dem Rad

Mit dabei war der HochstädterSportverein mit seinen Mitgliedern, und groß war auch die Zahl der radelnden Teilnehmer – von den Kleinen bis zu den Engagierten von der Tour de Montana, die Ende Juni in Hochstädten stattgefunden hatte und bei der insgesamt knapp 128 000 Euro erradelt wurden. Der größte Teil davon fließt wieder in Projekte für krebskranke Kinder, aber einen Teil des Erlöses erhielt auch der Förderverein Hochstädten als Ausrichter der Veranstaltung zur Unterstützung des Projektes Hochstädter Haus.

Nicht nur landwirtschaftliche Zugmaschinen waren beim Kerwezug zu sehen, durch den Ort rollten auch die modernen Geländewagen der Neuzeit der Marke Jeep in verschiedenen Modellen. Für die Traditionsfiguren der Kerb war einer davon die „Kutsche“ für Kerweparrerin Louisa Fuchs, Mundschenkin Milana Seblykin und Kerwekönig Niklas Lang.

Präsent waren auch die Auerbacher „Poststuben“ mit der in Hochstädten beheimateten Gastronomiefamilie Schittenhelm und die Hochstädter Pizzeria La Camila machte ebenfalls auf sich aufmerksam. Für die musikalische Begleitung sorgten die Bensheimer Guggefetzband „Roabdigalle“ sowie die benachbarten Kerweborsch aus Zell und Balkhausen mit ihren Discowagen. Mit dabei war auch der Verein zur Erhaltung der Zwingenberger Traditionskerb, dessen Mitglieder frisch gezapftes Bier unter das Kerwevolk verteilte.

Der Wagen der Hochstädter Jagdpächter war wohl der Hinweis auf einen Kerwespruch, in dem ein jagdfreudiger Hochstädter mit eher ungewohnten Mitteln sein Jagdglück herausgefordert hatte, und auch der Fanclub der Darmstädter Lilien ist traditionell bei der Hochstädter Kerb dabei, ebenso wie die Auerbahn.

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Im voll besetzten Kerwezelt feierte anschließend Kerweparrerin Louisa Fuchs eine gelungene Premiere. Ihre Papierrolle mit den Kerwesprüchen war dick, denn sie hatte von vielen Begebenheiten erfahren, „die man im BA nicht abdrucken kann“. Aber „wer kein Bock geschosse, wird in Ruh‘ gelosse“.

Nicht in Ruhe gelassen wurden einmal mehr die im Neubaugebiet zugezogenen Hochstädter, die offenbar Probleme mit den Veranstaltungen im Hochstädter Haus haben. Dafür haben die Hochstädter, die mit viel Engagement und Einsatz für das Hochstädter Haus gekämpft haben, allerdings kein Verständnis: „Das Hochstädter Haus war als erstes hier, erst danach kamt ihr in unser Revier“, forderte die Kerweparrerin die Neubürger dazu auf, mitzufeiern, anstatt zu meckern. „Macht euch das Leben nicht zu Qual, doch wenn es anders nicht geht, dann verlasst unser schönes Tal“.

Dann war da die Rechnerin eines Vereinsvorstandes, die am Geldautomat die falsche Karte mit der richtigen Nummer an den Automaten verlor und eine Familie, die eine tote Schlange zehn Tage mit Futter versorgte.

Ohne Test kein „Bares für Rares“

Opfer der Pandemieregeln wurde ein Hochstädter Ehepaar, das ein Fan der Fernsehsendung „Bares für Rares“ ist und dazu auch eine Einladung bekam. Mit allen Impfungen und Masken waren sie angereist, mussten aber quasi vor der Tür unverrichteter Dinge wieder umkehren, da ihnen der aktuelle Tagestest fehlte.

Nicht mehr ganz Herr seiner Sinne war der heimkehrende Vater, der im Bett von Tochter und zukünftigem Schwiegersohn landete und voller Hindernisse war die Urlaubsreise einer Hochstädter Truppe, die Pech mit ihren Autos hatte.

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Einen kritischen Blick warf die Kerweparrerin auf das Neubauvorhaben im Weiherweg und war damit in großer Einigkeit mit dem applaudierenden Gästen. Dabei ging es nicht nur um den Lärm und die Straßenschäden durch die Vielzahl der Lkw, sondern auch um die 5000 Tonnen Dreck, die nicht nur ins Fürstenlager, sondern überall hingekippt würden. Aber das sei wohl möglich, „wenn sich die Obrigkeit einig ist“, so Louisa Fuchs.

„Das hat sie gut gemacht“ war die einhellige Meinung des Kerwevolks, das die neue weibliche Macht der Hochstädter Kerb mit viel Applaus aufgenommen hat.

Freie Autorin

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