Einhausen. Erfreut über die zahlreichen Teilnehmer beim Babbel-Stammtisch des Vereins für Heimatgeschichte (VfH) zeigte sich Kurt Müller. Der stellvertretende Vorsitzende konnte auch einige neue Besucher begrüßen.
Dass die Bezeichnung „Babbeln“durchaus wörtlich genommen wurde, zeigte sich an dem munteren Plaudern der Teilnehmer. Hier kamen auch persönliche Erlebnisse oder Gedanken zur Sprache. Die Anwesenden schwelgten in Erinnerungen, als sie reihum ein Fotoalbum durchblätterten. Die alten Aufnahmen zeigten Örtlichkeiten und Menschen aus Einhausen.
Doch der Blick ging auch über den Tellerrand hinaus. Ein Vereinsmitglied hatte eine sogenannte „Kolumbus-Karte“, vermutlich aus dem Jahr 1876, mitgebracht. Sie zeigte das „Europäische Rußland“ und wurde intensiv studiert.
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Interessant war auch ein Kartenausschnitt (Situationsplan) aus dem Jahr 1846, kaum leserlich, gezeichnet auf Papier von einem Herrn Freihaut. Der Plan umfasst den Bereich Ludwigstraße, Marktplatz, Mathilden- und Rheinstraße. Auf dem Marktplatz, wo heute das Steinkreuz steht, ist noch die alte Michaelskapelle verzeichnet.
Sie war im Jahre 1805 erbaut worden und hatte einen Glockenturm mit „welscher Haube“. Das war „ein glockenförmig geschweiftes Turmdach aus der Zeit der Renaissance und des Barock“. Abgerissen wurde die Kapelle 1877, nachdem 1872 die neue katholische Pfarrkirche Sankt Michael fertiggestellt worden war.
Einblicke in die Geschichte
Noch nicht Näheres in Erfahrung gebracht hat Kurt Müller über einen Anton Galley, 1871 in Kleinhausen geboren und 1945 in Bürstadt gestorben. Er war 1895 zum Priester geweiht worden, wirkte unter anderem als Kaplan in Heusenstamm und Oberroden und 32 Jahre als Pfarrkurator in Mainz, Pfarrei St. Joseph.
Aus dem Dom- und Diözesanarchiv Mainz geht hervor, dass er 1. Pfarrkurator und Rektor der Pfarrei St. Martin/Liebfrauen in Darmstadt war. Den Namen Gallei, mit „i“ geschrieben, gibt es noch in Einhausen. Er geht zurück auf den Schuster Nikolaus Galley (1654-1718) aus Lorsch. Sein Enkel Heinrich Galley war nach Großhausen gezogen.
Einen weiteren Blick auf die Geschichte erlaubte auch das „Familienbuch Hochstädten, 1660 bis 1839“, mitgebracht von einem Vorstandsmitglied. Der mittlerweile verstorbenen Einhäuser Peter Fink hatte vor vielen Jahren im Archiv des Kreises Bergstraße eine Recherche über Gaststätten und Geschäfte von Groß-Hausen und Klein-Hausen durchgeführt. Beim Babbel-Stammtisch wurden die Ausführungen von Kurt Müller und Reinhard Weber näher betrachtet.
Erwähnt wird unter anderem die frühere Gaststätte „Zum Schwanen“ in der Schwanheimer Straße. Der Inhaber trug den Sippennamen „Raben-Spätzje“. Der Wirt der Gaststätte „Schützenhof“ in der Hauptstraße, heute Ludwig-Jahn-Straße, betrieb auch einen Kolonialwarenladen. Er war bekannt als „Strampler“. Um sein Mofa zu starten, musste er nämlich „strampeln“. Ludwig Ost, Wirt der Gaststätte „Zum Löwen“ (Hauptstraße) nannte man „Babe“. So manche alte „Kneipe“ war oft nicht größer als ein Zimmer.
In dem Archiv stand auch der Name des jüdischen Mitbürgers Gabriel Oppenheimer, der einen „Tante-Emma-Laden“ betrieb für Spezereiwaren. Spezerei ist eine seit dem 14. Jahrhundert verwendete Bezeichnung für Gewürze, Delikatessen und Lebensmittel. 1879 hatte der Händler die Genehmigung bekommen zum Verkauf von Branntwein. Näheres über ihn und die Geschichte seiner Familie ist jedoch nicht bekannt.
Da am 19. März der Besuch des Museums im Amtshof in Heppenheim geplant ist, waren Vorstandsmitglieder des VfH schon zu einem Vorabbesuch dort. In der dort ausgelegten Archiv- und Museums-Zeitschrift „Respectamus“ der Stadt Heppenheim steht, dass das Museum eine Reise durch die Geschichte der Stadt bietet, von den früheren Siedlungsspuren und deren Gründung vor mehr als 1250 Jahren bis in die Gegenwart.
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