Einhausen. Die Narrengiggel vom Traditionsverein kennt wohl jeder in Einhausen. Darüber, dass jedoch auch in den Jahrzehnten vor deren Start im Jahr 1971 in Einhausen eifrig Fastnacht gefeiert wurde, darüber gibt es heute nur wenige Dokumente.
Das musste auch die BA-Redaktion bei der Recherche zum jüngsten Teil der Serie „Einst in Einhausen“ feststellen, für die der Verein für Heimatgeschichte wieder Bilder und Informationen bereitgestellt hatte.
Nach der Veröffentlichung des Artikels unter der Überschrift „Als es in Einhausen noch einen Fastnachtsumzug gab“ hat der Ur-Einhäuser Helmut Würsching in seinen Erinnerungen und Unterlagen gegraben und einige ergänzende Informationen zur Historie der Einhäuser Fastnacht in einem Bericht zusammengetragen und dieser Zeitung zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
„Vor dem erwähnten Umzug zogen wir Kinder am Fastnachtsdienstag kostümiert oder maskiert einzeln oder in Grüppchen durch die Straßen von Einhausen. Wir gingen zu Nachbarn, Freunden und Bekannten unserer Eltern, wo wir dann Kräppel, Bonbons oder auch manchmal etwas Münzgeld bekamen. Alles kam zusammen in einen Stoffbeutel, wo die ,Gutsel’ mit den Kräppeln verklumpten und dann fast ungenießbar waren. Wegen des ab Aschermittwoch geltenden „Bonbon-Verbots“ war das aber nicht so schlimm.
Bürgermeister „Kaiser“ Franz Hartnagel organisierte Ende der 50er Jahre zusammen mit dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr unter seinem in der „Binn“ (Peterstraße) wohnenden „Tambourmajor“ Valentin Zöller den im Artikel erwähnten Umzug, bei dem jeder Umzugsteilnehmer am Ende ein Fleischwürstchen mit einem Weck erhielt.
Die Saalfastnacht wurde in den 50er Jahren von der Katholischen Jugend Einhausen veranstaltet. Ich erinnere mich noch gut daran, wie in der Schreinerwerkstatt vom „Links–schroiner“ Valentin Glanzner dessen Sohn Klaus (der spätere in Bürstadt wirkende Architekt Nikolaus Glanzner) zusammen mit Helmut Fuchs die Bütt für die Fastnachtsvorträge kunstvoll gestaltete.
Verantwortlich für die „Elferatssitzungen“ waren die Pfarrjugendführer. Diese Sitzungen, die im Saal Thoma, der zum Gasthaus „Zum Grünen Baum“ in der Waldstraße gehörte, wurden nicht von einem Präsidenten, sondern vom Prinzen Karneval geleitet. Prinz Karneval war lange Jahre Jakob Hartnagel – später führte er die Schreinerei seines Schwiegervaters Georg Arnold fort. Ihm folgte dann Waldemar Gutschalk. Bei diesen Sitzungen brachten die Vorträge von Adi Schumacher als „Gaasebauer“ oder Klaus Wüst als „Sannche“ den bunt geschmückten Saal zum Toben.
Nach den Sitzungsprogrammen vom 21. Februar 1960, 4. Februar 1961 oder dem vom 25. Februar 1962, die ich noch habe, erhielt Pfarrer Geistlicher Rat Heinrich Frey immer einen Fastnachtsorden verliehen. Fester Programmbestandteil war dabei stets auch ein Vortrag vom Bürgermeister Franz Hartnagel. Bei diesen Sitzungen sorgten unter anderem Hans Glanzner, Hans Schumacher, Theo Grieser, Josef Schaab, Klaus Gärtner und sein Bruder Konrad, Gottfried Arnold, Christa Reis (verheiratete Ehret) oder Gerhard Gärtner sowie eine Gesangsgruppe junger Frauen für Stimmung. Zu den Sängerinnen gehörten unter anderem Helene Zöller (verheiratete Thoma); Maria Hartnagel (verheiratete Gärtner) und Brunhilde Kreuzer (verheiratete Gärtner). Klaus Arnold („Porzellan-Klaus“) begleitete die „Mädchen“, die sich „Weschnitzspatzen“ nannten, auf seiner Gitarre. Barbara Forell nahm sie unter ihre Fittiche.
Als Einhausen eine Mehrzweckhalle bekommen hatte, wollte ich als damaliger Pfarrjugendführer die Fastnachtssitzungen dort veranstalten. Weil aber Gefahr bestand, dass durch die spitzen Absätze der Stöckelschuhe der Parkettboden Schaden erleiden könnte, bekam ich dafür keine Erlaubnis. Ersatzweise organisierte ich daraufhin in der ,guten Stube’ meiner Heimatgemeinde Theatervorstellungen.
1965 war am 14. Februar die Komödie „Die gepumpte Schwiegermutter“ in der Halle zu sehen. Das Stück wurde sogar am 26. Februar 1965 im Lorscher Paulusheim aufgeführt. Weitere Komödien waren in den folgenden Jahren „Der Vetter aus Amerika“ und das Stück „Mit Küchenbenutzung“. Bei all diesen Vorstellungen riefen die Auftritte von Edeltraud Gallei (verheiratete Silberzahn) und Klaus Gärtner (leider lebt er nicht mehr) orkanartigen Beifall hervor. Bei der Inszenierung dieser lustigen Theaterstücke war Heinrich Arnold mir immer ein hilfreicher Ratgeber.
Später ließ der VzEdT die Fastnachtssitzungen sowie die Theaterstücke wieder aufleben“, schreibt Helmut Würsching. red
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