Einhausen. Ausgezeichnet besucht war die Jahreshauptversammlung des Vogelschutz- und -liebhabervereins Einhausen (VLE) im Gasthaus „Zum Engel“. Dabei wurde deutlich, wie vielfältig die Aufgaben sind, um die sich der gemeinnützige Verein kümmert. Der im vergangenen Jahr neu gewählte Vorsitzende Alexander Hedderich gab einen Rückblick auf das Kalenderjahr 2022.
Es begann am 1. Mai mit einer Fahrradtour durch die Gemarkung mit Informationen zu Bibern, Eisvögeln und Wasserbüffeln. Ein „Spaßvogel“ irritierte die Radler am Lorscher Sachsenbuckel mit einem von einem Handy abgespielten Ruf des Wiedehopfs.
Im Mai führte Bernd Reif 20 Personen ins Bruch, wo viele Vogel- und Insektenarten beobachtet werden konnten. Die dritte Mai-Tour führte Michael Glanzner auf den Naturlehrpfad des Nabu-Ortsvereins Meerbachtal zwischen Zell und Gronau. Dabei erfuhren die Vogelfreunde viel über die dort beheimateten Orchideen.
Im August wurde nach vierjähriger Pause bei der SSG wieder ein Sommerfest gefeiert. Der Vorsitzende bedauerte, dass wegen Corona keine Vogelschau durchgeführt werden durfte. Die Gefahr einer Ansteckung für Besucher und Aussteller sei zu groß gewesen.
Statt der Vogelschau sei dann der Vereinskeller im Bürgerhaus ausgeräumt und in einen Überseecontainer der Gemeinde Einhausen gebracht worden. Der Verein freue sich bereits auf den Neubau des Bürgerhauses, in dem ihm Räume zur Verfügung gestellt werden sollen.
Platz vier bei Vereinswettbewerb
Bei einem Treffen des VLE zum Gedankenaustausch mit Vereinen und Organisationen, die sich mit Natur befassen, wurde eine lockere Weiterführung unter dem Arbeitstitel „Einhäuser-Netzwerk-Natur“ verabredet.
Teilgenommen hatten die Einhäuser Vogelfreunde auch an einer Vereinsaktion des Darmstädter Energieversorgers Entega. Dabei galt es, online möglichst viele Stimmen zu erhalten. Der VLE erreichte den 4. Platz und konnte sich über 750 Euro Preisgeld freuen.
Am Jahresende wurde ein Traktor beschafft (Deutz, Baujahr 1975) zur Gestaltung der Arbeitseinsätze. Es werde noch ein Unterstand gesucht für das Gefährt, war zu erfahren.
Beim Weihnachtsmarkt wurden 250 Futterrahmen verkauft. Der Jahresabschluss wurde bei Klaus Schumacher gefeiert. Alexander Hedderich bedankte sich bei allen Mitgliedern, Freunden, Geldspendern und der Gemeinde „für die tolle Unterstützung in meinem ersten Jahr als Vorsitzender“.
Aus dem von Helmut Ost verlesenen Protokoll des Jahres 2022 war zu entnehmen, dass der VLE 307 Mitglieder hat, darunter 29 Kinder und Jugendliche. Genannt wurden auch die Besuche des Vorstands bei runden Geburtstagen und Hochzeiten, bis hin zu einer Gnadenhochzeit.
Aktive Jugendarbeit
Werner Glanzner berichtete über die Jugendarbeit mit einer Powerpoint-Vorführung. Zur Aufgabe gehörten die Pflege und der Neubau von Nistkästen, darunter acht Steinkauzröhren, Nisthilfen für Schleiereulen und zwei Bienenhotels, die auf der vereinseigenen Streuobstwiese gemeinsam mit den Eltern aufgehängt worden seien.
Zur Beobachtung der Vögel solle eine Wildkamera gekauft werden. Die Jugend beteiligte sich am Gießen von Futterrahmen für die Vögel und zeigte sich auch bei Einsätzen der Erwachsenen engagiert.
Als Spartenleiter Vogelhaltung und Vogelzucht beklagte Reinhold Reichl das sehr trockene Jahr mit mäßigen Zuchterfolgen. Bei einem Rundgang durch Volieren konnten im vergangenen Jahr dennoch zahlreiche Vögel begutachtet werden, darunter zwei Käuze.
Von einem Besuch bei Züchterkollegen seien kleine grüne Wellensittiche besorgt worden für den Vogelpark in Lorsch. Mit deren Züchtern sei es gelungen, einige Landesmeistertitel zu erringen. Wegen Corona habe die Deutsche Meisterschaft in Bad Salzuflen nicht besucht werden können.
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Günter Weikert berichtete über Nisthilfen und Naturschutzaufgaben. Im Laufe des Winters hätten 18 Betreuer rund 900 Nistkästen gereinigt, beschädigte und alten Kästen ersetzt. Dabei sei die Belegung der Kästen statistisch erfasst worden.
64 Prozent seien mit Vögeln besetzt gewesen. Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber und Star seien stabil, 20 Prozent Rückgang wurden bei Feldsperlingen notiert, 30 bei den Trauerschneppern. Für Gartenrotschwänzchen wurde keine Brut nachgewiesen. Siebenschläfer und Haselmaus belegten 28, Insekten wie Wespen und Hornissen 35 Nistkästen. Es gab einen Leerstand von 240, wie im Jahr 2021.
Wegen des starken Rückgangs der Populationen von Steinkauz und Schleiereule wurde neue Unterkünfte erstellt. In den vergangenen beiden Jahren wurden zwei Bruten mit sieben Jungen festgestellt. Durch 15 in geeigneten Biotopen aufgehängte Brutröhren soll eine Vernetzung der Populationen aus Lorsch und Biblis hergestellt werden. Alle Nistkästen sind von Armin Grimm und der Jugendgruppe gebaut worden.
1,5 Tonnen Futter pro Winter
Zur Winterfütterung werden im Laufe der kalten Jahreszeit von 13 Betreuern 20 Futterstellen mit 1,5 Tonnen Futter versorgt. Es wurden 19 Wasserstellen, darunter auch Laichgewässer für Amphibien, regelmäßig befüllt und es werden neue Teiche angelegt. Alle Aktivitäten wurden mit einem Film noch einmal in Erinnerung gerufen.
Umfangreich erwies sich die Darstellung des Vogelschutzes durch den Beauftragten Volker Knaup. Es werde viel gemacht, versicherte er – auch beim Thema Vernetzung. Im Wald nähmen Bestände zu, wesentlich dabei seien naturnahe Totholzvorkommen. Positiv sei die Entwicklung von Mittel- und Schwarzspechten.
Bedauerlich sei die Zunahme von Verkehrswegen mit teilweise negativer Entwicklung der Tierwanderung durch Schneisen und Zäune. Grünbrücken böten eine Lösung. Der Wald sei Rückzugsgebiet für Tiere aller Art.
Tiere passten sich aber der Entwicklung an. Fuchs, Marder und Ente tauchten in Ortschaften auf, auch der Waschbär in Einhausen, so Knaup. Bei der innerstädtischen Entwicklung von Neubaugebieten solle auf Vögel geachtet werden, etwa durch Hausbegrünung oder Nistmöglichkeiten für Schwalben.
Büsche und Hecken fehlen
Die Gewässergüte der Weschnitz habe sich erheblich verbessert. 28 Fischarten, Krebse und Muscheln hätten sich dort angesiedelt. In der offenen Landschaft fehlten Hecken und Büsche als Rückzugsgebiet für Vögel, beklagte Knaup.
Es gäbe immer weniger biologisch wertvolle Landschaften und immer größere Agrarflächen. Notwendig seien auch etwa zehn Meter breite Blühstreifen und der Verzicht auf das Mähen von Ackerrandstreifen, so Volker Knaup. Er sprach auch die negativen Auswirkungen sogenannter Schottergärten an. Wichtig sei es, Kinder an das Thema Natur heranzuführen.
Die Kasse von Armin Grimm war in Ordnung, was auch von den Prüfern Thorsten Sartorius und Steffen Schumacher bestätigt wurde. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Hannelore Schumacher und Peter Glab wurden zu neuen Kassenprüfern gewählt.
Naturschutz spielt wichtige Rolle
Bürgermeister Helmut Glanzner lobte die Aktivitäten der Vogelfreunde. Naturschutz spiele in Einhausen eine große Rolle. Vor allem in der politischen Gemeinde werde das anerkannt. Die Menschen interessierten sich für die Natur, die Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten sei ausgezeichnet, das Zusammenspiel mit der Jägerschaft funktioniere, die Landschaft im Bruch sei vorbildlich.
Dass die Vogelausstellung ausgefallen sei, bedauerte er in der Hoffnung, dass sie bald wieder stattfinden dürfe. Er versicherte dem Verein, dass dieser auch weiterhin von der Gemeinde finanziell unterstützt werde.
Wahrscheinlich keine Vogelschau in diesem Jahr
- Bei einem Blick in den Terminkalender des Vogelschutz- und -liebhabervereins fällt auf: Es findet sich darin erneut keine Vogelschau. Vorsitzender Alexander Hedderich bestätigt auf Nachfrage dieser Zeitung, dass die Traditionsveranstaltung in diesem Jahr wahrscheinlich erneut ausfallen wird. Der letzte Termin war vor der Pandemie im November 2019. Dann machten den Vogelliebhabern zunächst die Corona-Beschränkungen einen Strich durch die Rechnung. 2022 hatte man Befürchtungen, dass aufgrund der vorhergesagten Pandemie-Herbstwelle im November die Ansteckungsgefahr stark steigt
- Im kommenden November sollte Corona kein Grund mehr sein für eine Absage. Allerdings wird dann voraussichtlich der angestammte Veranstaltungsort im Bürgerhaus nicht mehr zur Verfügung stehen. Ein Umzug in die Mehrzweckhalle sei schwierig, allein schon, weil man die Sport- und Veranstaltungsstätte inklusive Auf- und Abbau für eineinhalb Wochen belegen müsste
- Still und heimlich sterben soll die weit über die Grenzen von Einhausen bekannte Vogelschau jedoch nicht, beteuert Alexander Hedderich. Spätestens, wenn der neue Sport- und Kulturtreff Bürgerhaus steht, sei eine Wiederbelebung geplant. Die Volieren und die Möblierung für die Vogelschau wurde zunächst einmal in einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Container zwischengelagert. Alexander Hedderich hofft, dass ein Großteil der Konstruktion auch künftig verwendet werden kann. kel
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