Bensheim. Antonia Marie Waßmund und Michaela Dazian vom Theater Altenburg Gera eröffneten mit einer Lovestory zwischen Hitler und Friedrich dem Zweiten die Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler im Parktheater Bensheim.
Untermalt von Musik, Gesang und Licht erzählen die beiden Schauspielerinnen mit Rosa von Praunheims Farce „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ ihre eigene Version der Menschheitsgeschichte, mit Hitler und Friedrich als schwulem Paar, welches sich im Himmel findet.
Es wird eine Interpretation, die den beiden Tyrannen aus den Geschichtsbüchern eine gewisse Menschlichkeit zu verleihen versucht, indem das Stück sich mit Themen wie Sexualität und Komplexen beschäftigt. Durch die weibliche Besetzung dieser Rollen wird das Wetteifern darum, wer der schrecklichere Herrscher der beiden war, noch skurriler.
Diese und noch viele weitere Entscheidungen wurden von Regisseur Damian Popp getroffen. Die Kulisse, für die Hanne Konrad zuständig war, war nicht trist und grau, wie man es aus vielen Geschichtsdarstellungen kennt, sondern knallbunt. Durch die komödiantischen Elemente wirkt das Stück trotz des Themas nicht bedrückend. Ganz im Gegenteil: In den Reihen hat sich das Publikum durchgehend amüsiert.
Auch die gewählten Lichteffekte brachten das Publikum zum Staunen. Diese kamen vor allem während der sehr vielseitigen Gesangseinlagen, die unter der Leitung von Olav Kröger zustande gekommen sind, zur Geltung. Eins der Lieder ist „Arschlöcher für Deutschland“ – nur einer von vielen Momenten, in denen gegen rechte Ideologien geschossen wird. Dies erhält durch den Kontext – den indirekten Vergleich mit den beiden Gewaltherrschern, besonders in Bezug auf die Diskussion um Wiedergeburt — eine ganz eigene Schlagkraft.
Das Licht, das mitten in der Veranstaltung auf das Publikum gerichtet wurde, regte den Zuschauer an, über die eigene Rolle und Verantwortung in diesem Kontext nachzudenken. Minutenlanges Klatschen am Ende zeigte, dass die gelungene Inszenierung in Bensheim sehr viel Anklang gefunden hat.
Alexandra Kilthau ist Schülerin des AKG und nimmt am Schulprojekt „Theaterkritik“ teil, von dem das Festival auch in diesem Jahr wieder begleitet wird.
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