Woche junger Schauspieler

Mutig und provokativ

„Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ – ein Stück, das zum Nachdenken anregt

Von 
Marie Felker
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,Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs": Antonia Marie Waßmund als Hitler und Michaela Dazian in den anderen Rollen. © Thomas Neu

Bensheim. Das Theaterstück von Rosa von Praunheim mit dem Titel: ,,Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ thematisiert absurde Gerüchte und Spekulationen über prominente historische Figuren wie Adolf Hitler und Friedrich den II. auf humorvoll und provokante Art und Weise. Dabei werden auch sexuelle Orientierungen, Vorlieben und Erkrankungen dieser Männer in den Fokus gerückt, um die deutsche Geschichte und ihre Auswirkungen kritisch zu beleuchten. Vor dem Hintergrund des Vormarschs von Rechtspopulisten oder zunehmender politischer Einflussnahme solcher Gruppen dient das Stück auch als künstlerische Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.

In der Inszenierung des Theater Altenburg Gera, die die diesjährige Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler eröffnete, werden diese brisanten Themen im Sinne des Autors geschickt mit Humor verbunden und dabei die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Nachdenken angeregt. Die Inszenierung von Damian Popp und die schauspielerischen Leistungen von Antonia Marie Waßmund und Michaela Dazian sind herausragend. Die Darstellerinnen bringen die skurrilen Charaktere zum Leben und sorgen für eine fesselnde Aufführung. Insgesamt ein mutiges, provokatives Stück, das sein Publikum unterhält. Ein Theatererlebnis, das man nicht so schnell vergisst.

In „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ von Rosa von Praunheim wird die Geschichte von Adolf Hitler und seiner Ziege erzählt. Diese absurde Prämisse dient als Ausgangspunkt für eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Macht, Moral und menschlicher Natur. Die Aufführung schafft es, eine wichtige Botschaft zu vermitteln: Wir müssen kritisch und wachsam gegenüber Machtstrukturen sein und uns nicht von oberflächlichen Versprechungen blenden lassen.

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Insgesamt ist das Stück eine ungewöhnliche, aber fesselnde Inszenierung, die die wichtigen Fragen über die Welt, in der wir leben, aufwirft. Die zwei Schauspielerinnen wechseln während der gesamten Aufführung immer wieder die Rollen. Mit starkem Ausdruck und voller Elan wird man in die Inszenierung hineingebracht. Das Publikum ist von Anfang an begeistert und fängt an zu klatschen.

Das Stück hat eine breite Palette von Emotionen und Reaktionen beim Publikum hervorgerufen sowie zum mehrfachen Lachen angeregt. Das Publikum wird mit einbezogen durch das direkte Ansprechen: ,,Können Sie sich das vorstellen?“ Beide Protagonistinnen laufen durch das Publikum und geben den Zuschauern die Hand und verteilen Zettel. Allerdings fand ich es manchmal unangenehm, sich die Aufführung verschiedener Szenen anzuschauen, da es sehr intim und zum Teil auch verstörend war.

Die Kombination von Licht, Musik und verschiedenen Stimmeffekten trägt zur humorvollen und gleichzeitig tiefgründigen Atmosphäre bei. Neben einer Discokugel schwankt das Licht zwischen farbenfroh und eintönig weiß.

Das Bühnenbild verändert sich nicht. Allerdings werden Utensilien wie der Schreibtisch und die Couch abgedeckt, wenn sie nicht gebraucht werden. Durch den Kostümwechsel sieht man, dass die Rollen getauscht werden. Allerdings brauchte ich etwas länger, bis ich verstanden habe, dass es eine andere Rolle darstellen soll. Ich habe oft nicht verstanden, wo wir jetzt genau sind und welche Rolle der Protagonist spielt.

Durch ein weiteres, selbstgesungenes Lied der Protagonistinnen gibt es eine weitere Anspielung auf ein aktuelles, politisches Thema in unserer Gesellschaft. Die AfD: ,,AfD, Arschlöcher für Deutschland“.

Am Ende der Inszenierung gab es einen großen Jubel und Applaus des Publikums. Voller Begeisterung sind manche aufgestanden.

Marie Felkerist Schülerin des AKG und nimmt am Schulprojekt „Theaterkritik“ teil, von dem das Festival auch in diesem Jahr wieder begleitet wird.

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