Bensheim. Wenn in Bensheim wieder die rot-weißen Fähnchen über dem Marktplatz wehen, sich alte und neue Freunde bei einem Glas Wein treffen und die Bürgerwehr Oald Bensem zum Salut schießt, dann ist wieder Winzerfest. „Dieses Fest strahlt weit über die Region hinaus und ist ein fester Bestandteil der DNA der Bensheimerinnen und Bensheimer“, sagte Bürgermeisterin Christine Klein am Samstagabend bei der offiziellen Eröffnung im Winzerdorf.
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Bis zum kommenden Sonntag rechnen die Rathauschefin und der Verkehrsverein, der das Fest jedes Jahr in monatelanger Vorbereitung auf die Beine stellt, wieder mit mehr als 100 000 Gästen aus dem In- und Ausland. So begrüßte Klein auch Vertreterinnen und Vertreter aus den Partnerstädten von Bensheim – an ihrem Ungarisch darf sie dabei noch ein wenig feilen.
"Friedlich feiern unter Freunden"
Das Winzerfest ist nicht nur eine feste Größe im Veranstaltungskalender der Stadt, sondern biete auch Gelegenheit zum Ausdruck der Verbundenheit mit dem Weinbau. Der ist seit hunderten von Jahren in der Region verwurzelt. „Das Fortbestehen dieser Tradition ist den Winzerinnen und Winzern zu verdanken“, so Klein. Besonders freut sie sich darüber, dass es nicht an Nachwuchs mangelt, der die Weinkultur an der Bergstraße erhält und weiterentwickelt.
Nicht nur ohne den Rebensaft würde es das Winzerfest nicht geben: Vor und hinter den Kulissen kümmern sich jedes Jahr zahlreiche und meist ehrenamtliche Helferinnen und Helfer um einen reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung. Die Bürgermeisterin hob unter anderem den Verkehrsverein hervor und bedankte sich stellvertretend beim geschäftsführenden Vorsitzenden Thomas Herborn und Vereinssekretärin Hilde Deppert.
Für die Sicherheit aller Gäste sorgen in den kommenden Tagen THW, DRK, DLRG, die Feuerwehren aus Bensheim und den Stadtteilen, die Polizei und das Ordnungsamt sowie der Bauhof, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühmorgens unterwegs sind, um die Hinterlassenschaften des Vortags zu beseitigen. „Friedlich feiern unter Freunden“ – das ist der Leitspruch der Festordnung. Und daran mögen sich alle Gäste halten, appellierte Klein. „Das Winzerfest bietet Gelegenheit, alte Freunde wieder zu treffen und neue kennenzulernen.“
Kühlschränke in den Buchten sind gut gefüllt
Kennenlernen können die Feiernden dazu noch die Vielfalt an Weinen, die die Hessische Bergstraße zu bieten hat. Die Kühlschränke in den Buchten sind alle gut gefüllt. „Wir werden unser Möglichstes tun, Ihren Durst zu stillen“, versprach Johannes Bürkle, der vor Kurzem den Vorsitz des Weinbauverbands Hessische Bergstraße übernommen hat. Die Bergsträßer Gebietsweinkönigin Katja Simon und die Blütenkönigin Nadja Pietruschka warben dafür, neben bekannten Tropfen auch Neues zu probieren – die Vielfalt an Rebsorten bietet eine breite Palette dafür.
Selbst wer nicht gebürtig aus Bensheim kommt, dem wurde bei den Worten der Fraa vun Bensem, seit über 40 Jahren verkörpert von Doris Walter, ganz warm ums Herz: „Man müsste dieses Gefühl, das uns am Winzerfest erfüllt, in eine Werbung packen.“ Die wäre selbstredend „uff bensemerisch“. Dialekt, Herzlichkeit, Genuss und Heimatliebe machen die Stimmung einzigartig. Auch wenn die Stadt derzeit ihre Probleme habe, Abstriche beim Winzerfest zu machen, kommt für sie nicht in Frage.
Walter stimmte ihre Zuhörer nicht nur auf die kommenden Tage ein, sondern rief auch zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf. „Gebt aufeinander Acht, denn in der Welt wird so viel Böses gemacht.“ Sie dankte ebenfalls dem Verkehrsverein und bat um einen respektvollen Umgang mit Helferinnen und Helfern der Rettungsdienste und den Einsatzkräften. Einen Verhaltenstipp gab es noch dazu: „Ein freundliches Lachen macht so manchen Griesgram stumm.“
Eröffnung: nur echt mit Knall
Traditionell setzte die Bürgerwehr zum Salut an. Zweimal knallte es laut – und damit war die Bühne für das Bergsträßer Winzerfest, Musik und Tanz frei. Zwei Tage wurde bereits ordentlich gefeiert, am heutigen Tag der Betriebe dürfte sich an der ausgelassenen Stimmung im Winzerdorf und drum herum nichts ändern. Ein Überblick über das Programm bis kommenden Sonntag:
Dienstag, 3. September: Den Ägidimarkt gibt es seit 1619. Er ist und bleibt eine beliebte Anlaufstelle für alle, die in den Auslagen der Händler stöbern wollen.
Mittwoch, 4. September: Ab 14.30 spielen die „Zwoa Spitzbuam“ Unterhaltungsmusik für Seniorinnen und Senioren am Lammertsbrunnen in der unteren Fußgängerzone. Abends ab 20 Uhr nimmt das Rico Bravo Trio das Winzerdorf dann mit zurück in die 70er: Es gibt – wie gewohnt – Schlager vom Feinsten.
Donnerstag, 5. September: Tag der Jahrgänge und Vereine und Familientag auf dem Rummelplatz: Eine Idee aus der Pandemiezeit kam vergangenes Jahr so gut an, dass sie weitergeführt wird: Die Stadtkapelle wird in den Seniorenheimen vorbeischauen und jeweils ein Platzkonzert spielen. Zum Tag der Jahrgänge und Vereine wird es von 14 bis 17 Uhr außerdem ein Kinderprogramm mit dem Marionetten-Theater Tri Tra Trulalla geben. Abends sind dann im Winzerdorf die „Pink Panthers“ am Start.
Freitag, 6. September: Die traditionelle Gebietsweinprobe ab 19 Uhr im Bürgerhaus wird präsentiert von den Weinhoheiten Charlotte Freiberger-Rabold und Katja Simon sowie Winzer Jan Faber.
Beim Tag der Jugend organisiert das Team der Stadtmühle Live-Musik von 20 Uhr bis Mitternacht vor der eigenen Haustür. Im Winzerdorf geben unterdessen für alle „Junggebliebenen“ die „Small Town Maniax“ ihr Winzerfest-Debüt.
Samstag, 7. September: Am zweiten Samstag bricht die Bürgerwehr Oald Bensem ab 12.30 Uhr zu ihrem Traditionsmarsch durch die Innenstadt auf, musikalisch begleitet vom Spielmannszug. Flüssiger und fester Nahrung als Wegzehrung sind die Männer und Frauen nicht abgeneigt. Und die Trauer über das abgesagte Feuerwerk verfliegt spätestens dann, wenn ab 19 Uhr „DNS“ ihre musikalischen Kracher auf der Bühne zünden.
Sonntag, 8. September: Zum krönenden Abschluss des 86. Winzerfests haben die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Außerdem werden die schönsten Festwagen und Fußgruppen des Festzugs ab 15.30 Uhr auf dem Marktplatz prämiert, danach noch einmal mit der „Twins Band“ das Tanzbein geschwungen. Mit der Einholung der Fahne um 22 Uhr ist dann alles auch schon wieder vorbei und die Vorfreude auf Ausgabe Nummer 87 beginnt.
Info: Das gesamte Programm zum Winzerfest gibt es online: www.bergstraesser- winzerfest.de
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