Bensheim. Bei bestem Frühlingswetter und schon fast sommerlichen Temperaturen konnte Ralph Stühling als Vorstandsmitglied des Kur- und Verkehrsvereins Auerbach am frühen Montagabend gut fünfzig Teilnehmer zum 20. Themenrundgang des Vereins begrüßen. Treffpunkt war an der Blickensdörfer Anlage, wo Grafen-, Burg- und Talstraße in die Darmstädter Straße münden. Dort war 2013 der vom Verein errichtete Säulentempel eingeweiht worden, der an die lange Zeit Auerbachs als selbständige Gemeinde erinnert und den Namen des letzten demokratisch gewählten Auerbacher Bürgermeisters trägt.
Unter dem Motto „Auerbach gestern, heute und morgen“ führte der Rundgang dieses Mal in den Nordwesten Auerbachs. Schon nach dem Überqueren der Darmstädter Straße wies Ralph Stühling auf das an der Ecke zur Goethestraße in den Sechzigern errichtete Gebäude bei der dortigen Apotheke hin, in dem schon damals einige Arztpraxen ihr Domizil bezogen hätten, und das daher als Vorläufer heutiger Arztzentren bezeichnet werden könne.
Gegenüber an der B 3 sei vor genau fünfzig Jahren im April 1975 in einer ehemaligen Tankstelle das erste Auerbacher Verkehrsbüro eröffnet worden, und vis-a-vis nördlich der Goethestraße habe man früher in der Schreinerei Schwab Transportkisten für die Industrie gefertigt.
Ein Stück weiter führte der Rundgang in der Karl-Schäfer-Straße an dem von der Bevölkerung so benannten „Elefanten-Spielplatz“ vorbei, der als der zweite Spielplatz Auerbachs schon 1967 in Betrieb genommen worden sei. Namensgebend seien die Rahmen eines Spielgeräts Form eines Elefanten gewesen, die nach wie vor der Kinderrutsche als Halt dienen.
Der dortige Bereich sei schon Anfang des 20. Jahrhunderts von der selbstständigen Gemeinde als Baugebiet „In den krummen Äckern“ ausgewiesen worden, die Bebauung sei dann aber erst nach dem 2. Weltkrieg und zunächst auch nur sporadisch betrieben worden.
Die Bevölkerung sei von 2.008 Einwohnern vor dem Krieg auf rund 4.000 nach Kriegsende und schon in den Sechzigern rasch auf 6.800 angestiegen; aktuell hätten in Auerbach ca. 9.600 Menschen ihr Zuhause, wobei der Altersdurchschnitt hier höher liege als in den meisten anderen Stadtteilen Bensheims.
Weitere Entwicklungsmöglichkeiten sollen sich beim nächsten Ziel des Rundgangs auf dem ehemaligen Sanner-Gelände bieten. Die Firma hatte sich ab den 50er-Jahren vom Auerbacher Bahnhof in Richtung Norden ausgebreitet und ist jetzt komplett ins Industriegebiet Stubenwald umgezogen. Auf dem dadurch verwaisten Areal sollen nun voraussichtlich drei- bis vierhundert Wohnungen für etwa eintausend Menschen entstehen.
Ein offensichtlich fachkundiger Teilnehmer des Rundgangs wies in diesem Zusammenhang auf eine Veranstaltung am 10. Mai hin, bei der im Bürger-Dialog über die zukünftige Bebauung diskutiert werden soll. Wie Herr Stühling, der in unmittelbarer Nähe aufgewachsen ist, ausführte, sei für dieses zukünftige Wohngebiet der Name „Alte Stobbefabrik“ vorgesehen.
Ein Abstecher führte die Gruppe dann auf die Bahnüberführung des Brückwegs, von wo man besagtes Gelände recht gut überblicken konnte. Diese Brücke sei 1982 in Betrieb genommen worden, Bahnübergänge mit Bahnwärterhäuschen wurden dadurch immer unbedeutender, zuletzt wurde 1994 etwas weiter südlich ein solcher Übergang an der Fehlheimer Straße geschlossen.
Die Tour ging anschließend östlich der Bahnlinie über den Brückweg hinweg, vorbei am dortigen Eckgrundstück, auf dem bis vor einigen Jahren eine Baustofffirma beheimatet war und inzwischen Wohnbebauung entstanden ist.
Weiter in Richtung Zwingenberg durchquerte man dann das westlich der Schillerstraße gelegene Wohnviertel, zu dessen Erschließung der damalige Hessische Innenminister Hanns-Heinz Bielefeld im Rahmen des ersten Bensheimer Hessentages am 5.6.1976 den Grundstein legte. Hier sollte eine damals so bezeichnete „Gruppen-Klein-Siedlung“ entstehen, die sich im Laufe der Jahre zu einem etablierten Wohnviertel entwickelt hat.
Am Ende der Schillerstraße bot der Verein den Teilnehmern zur Erfrischung Getränke an, die bei den fast sommerlichen Temperaturen sehr dankbar angenommen wurden.
So belebt führte der weitere Rundgang die Teilnehmenden durch die sogenannte „Doma-Siedlung“. Dort wurde die Diskrepanz zwischen Planung und späterer Wirklichkeit anhand der separat errichteten Garageneinheiten erläutert. Nicht jedem der Häuser konnte letztlich wie ursprünglich eigentlich vorgesehen auch eine Garage zugeordnet werden, was bis heute dort zu entsprechenden Problemen führt.
Die Gruppe nahm ihren Weg dann zwischen den dortigen Hochhäusern hindurch, kam an der evangelischen Kindertagesstätte und einem Zweckbau der Telekommunikationsvermittlung vorbei und beendete den gut neunzig minütigen Rundgang schließlich wieder an der Darmstädter Straße. Ralph Stühling wurde für seine humorvoll vorgetragenen Ausführungen und die Organisation mit starkem Applaus bedacht, alle hatten sicher etwas Neues über Auerbach und seine Geschichte erfahren.
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