Haupt- und Finanzausschuss

Eins nach dem anderen in Sachen Stadtbibliothek

Die Mietverträge für die Übergangslösungen sollten zeitlich begrenzt werden. Gibt es eventuell einen Neubau auf dem Hoffart-Gelände?

Von 
Anna Meister
Lesedauer: 
Neben der Alten Gerberei in der Innenstadt soll eine zusätzliche Immobilie in der Schwanheimer Straße 151 als Übergangslösung für die Unterbringung der Stadtbibliothek fungieren. Bild: Thomas Neu © Thomas Neu

Bensheim. Zwar gebe es nun einen Plan für eine Übergangslösung zur Unterbringung der Stadtbibliothek, viele finanzielle Fragen sieht Tobias Heinz (CDU) allerdings bisher ungeklärt. In der vergangenen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses erklärte er deswegen, man könne den Sperrvermerk über 200 000 Euro im bisher nicht genehmigten Haushalt 2024 noch nicht aufheben, bis es verlässliche Zahlen gebe.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Damit dieser Vermerk aufgehoben werden kann, muss der Ausschuss in einer gesonderten Sitzung noch einmal abstimmen. Gekoppelt ist dies an eben jene Zahlen, die der Stadt noch nicht vorliegen. Derzeit werden noch die Gewerke abgestimmt und Vorkehrungen, etwa für die nötigen Nutzungsänderungen der Gebäude, getroffen, informierte Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung. „Das wird noch eine Weile dauern. Erst dann können wir realistische Aussagen treffen und die nötigen Verträge schließen.“ Was die Planung angehe, so lebe man derzeit „von der Hand in den Mund“ - zumal der Haushalt noch nicht genehmigt sei.

"Die Bibliothek muss zurück in die Innenstadt ziehen"

Rolf Tiemann (FWG) kritisierte den Sperrvermerk. „Wieso gibt es ihn überhaupt noch? Derzeit sind die beiden Standorte in der Alten Gerberei und in der Schwanheimer Straße die einzige Möglichkeit, die Bibliothek unterzubringen. Wenn wir das nicht bald umsetzen, können wir die Institution vergessen.“ Die 200 000 Euro sind für Renovierungs- und Umzugskosten vorgesehen.

„Natürlich müssen wir handeln, sobald die Zahlen vorliegen“, entgegnete Heinz. Blind entscheiden solle man aber nicht. Weiter betonte er, dass ein Beschluss für die Interimslösung mit zwei Standorten nicht das Ende der Fahnenstange sei. „Die Bibliothek muss zurück in die Innenstadt ziehen.“ Als Standort biete sich das Haus Michel an - auch über einen Neubau, möglicherweise auf dem Hoffart-Gelände gelegen zwischen Parktheater und B 47, wurde bereits gesprochen.

Gespräche für Grundlagen des Bauauftrags laufen

Aktuell laufen die Gespräche für die Grundlagen des Bauauftrags, dabei gehe es unter anderem um Fragen der Barrierefreiheit und zum Brandschutz. Weiter seien, vor allem in der innenstadtnahen Alten Gerberei in der Platanenallee, statische Gutachten nötig. Mehrere Tausend Medien bringen schließlich ebensoviele Kilos auf die Waage. „Und so werden sich die Mosaiksteine langsam zusammensetzen. Ein weiterer Schritt sind dann Absprachen mit den Vermietern“, so Rauber-Jung.

Grob geschätzt könnten sich die Betriebskosten an den beiden Übergangsstandorten auf die der bisherigen im Neumarkt belaufen. Rolf Kahnt (VuA) forderte wegen der Dringlichkeit der Lage mehr Transparenz: „Ich hätte mir gewünscht, dass viel mehr konkrete Maßnahmen viel früher umgesetzt worden wären.“

Öffentlichkeit wurde zu spät über die Lage der Stadtbibliothek informiert

„Wir sind das Thema viel zu spät angegangen“, erklärte Franz Apfel (BfB). Man müsse davon ausgehen, dass die Stadtbibliothek durch die lange Schließungszeit viele Kundinnen und Kunden verloren habe. Den guten Ruf der Institution im Kreis Bergstraße sieht Apfel wegen der Schließung und der Verlagerung eines Teilstandortes ins Industriegebiet gefährdet. „Das ist ein Trauerspiel.“ Vor allem auch, weil bereits seit Jahren immer wieder über zahlreiche Mängel am alten Standort der Bibliothek berichtet wurde. Seit 2011 habe es allein elf Wasserschäden gegeben.

„Warum wurde der Öffentlichkeit zu keinem Zeitpunkt mitgeteilt, dass die Lage so dramatisch war?“, fragte Apfel. In der Beschlussvorlage zur Stadtbibliothek sei erstmal zu lesen gewesen, dass die Zusammenarbeit mit dem Vermieter oft unbefriedigend, langwierig und wenig zielführend war. Hierüber hätte der Magistrat informieren müssen. All die aufgelisteten Schäden im Blick hätte man viel früher nach einem neuen Standort in der Innenstadt suchen müssen. „Die Lage wurde aber ausgesessen, bis es nicht mehr ging.“

Mittelfristige Lösungen vor Diskussion um finalen Standort der Stadtbibliothek

Die Fraktion begrüßt die Abwägungen denkbarer neuen Standorte. „So könnte durch einen Neubau der Stadtbibliothek neben dem Parktheater ein Kulturzentrum für Bensheim entstehen.“ Sofern der Platz ausreicht. Damit nicht, wenn die Übergangslösung einmal eingerichtet ist, auch dort unnötig Zeit verstreicht, forderte Apfel, die Mietverträge zeitlich zu begrenzen.

Mehr zum Thema

Sozial-, Sport- und Kulturausschuss

Alte Gerberei als zentrale Anlaufstelle und Treffpunkt

Veröffentlicht
Von
Anna Meister
Mehr erfahren

Umzug ins Gewerbegebiet Droht der Stadtbibliothek mittelfristig das Aus?

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Haupt- und Finanzausschuss

Kita-Kosten sorgen für Bauchschmerzen

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Bürgermeisterin Christine Klein bemerkte zur Kritik, die Lage sei verkannt worden: „Wir sind bereit, jetzt zu handeln.“ Bevor man weiter über einen finalen Standort oder einen Neubau der Stadtbibliothek diskutieren könne, muss die mittelfristige Lösung anlaufen. Es seien mehrere Standorte geprüft worden, allen Beteiligten sei es das wichtigste Anliegen, dass die Stadtbibliothek am Ende dorthin zurückkehrt, wo sie hingehört. „Lassen Sie uns unsere Kräfte nun erst einmal dahin investieren, dass der Betrieb wieder anlaufen kann.“ Mit zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen nahm der Ausschuss den Beschlussvorschlag an. Am 15. Februar fällt dann der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung.

Redaktion

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke
  • Winzerfest Bensheim