Haupt- und Finanzausschuss

Kita-Kosten sorgen in Bensheim für Bauchschmerzen

Trotz Bedenken stimmt das Gremium für den Neubau in Fehlheim. Allerdings bleiben Fragen, an welchen Stellen noch Geld gespart werden könnte.

Lesedauer: 
Auf diesem Grundstück im Neubaugebiet soll die neue Fehlheimer Kita entstehen. © Thomas Neu

Bensheim. In beinahe jeder der Gremiensitzungen, in denen der geplante Neubau der Kita in Fehlheim diskutiert wird, fällt ab einem bestimmten Punkt das Wort „Luxus-Kita“ - nämlich dann, wenn es um die Kosten von rund 8,7 Millionen Euro geht. Doch mit gehobener Luxusausstattung oder unnötigen Extras hat diese Summe nichts zu tun, betonten sowohl Bürgermeisterin Christine Klein als auch Erste Stadträtin und Baudezernentin Nicole Rauber-Jung in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses.

Vielmehr möchte die Stadt auf besonders langlebige Materialien und ein Konzept, das sich etwa bei der Kita am Berliner Ring bereits bewährt hat, setzen. „Wir planen keine goldenen Wasserhähne, sondern mit Komponenten, die besonders wartungsarm, dafür in der Anschaffung aber etwas teurer sind“, bemerkte Klein. Sie verglich den Kita-Bau mit Arbeiten im eigenen Zuhause: auch dort achte man auf eine gute Qualität der Materialien.

100 000 Euro sind für „Projektsteuerungsleistungen“ vorgesehen

Franz Apfel (BfB) wollte wissen, ob der Magistrat für die Kita Fördermittel beantragen wird, beziehungsweise in welcher Höhe Zuschüsse zu erwarten seien. Aktuell gebe es für neue Bauprojekte noch keine Mittel, die abgerufen werden könnten, die Stadt habe aber ihren Hut in den Ring geworfen.

Die Ausschussmitglieder haben sich die Kostenaufstellung für das Projekt genau angeschaut: 100 000 Euro sind für „Projektsteuerungsleistungen“ vorgesehen. Was es damit auf dich hat, erklärte Rauber-Jung: In Auftrag gegeben wurden die Planungen vom Team Gebäude und Freiflächen im städtischen Eigenbetrieb Kinderbetreuung. Es handelt sich somit um Dienstleistungskosten.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

„Es ist wichtig, dass wir für den Neubau solcher Einrichtungen Geld in die Hand nehmen. Das setzt ein wichtiges Zeichen. Dennoch liegen uns die Kosten für das Projekt schwer im Magen“, sagte Tobias Heinz (CDU). In Sachen Fördergelder schlug er vor, auch solche Fördertöpfe auszuschöpfen, die für energieeffizientes oder nachhaltiges Bauen gedacht sind. Beim Thema Energienutzung angekommen appellierte er noch einmal dafür, die unterschiedlichen Vorschläge zur Wärmeversorgung - die geplante Luft-Wärmepumpe oder doch einen Anschluss an ein bestehendes Wärmenetz - zu vergleichen.

Die Entscheidung für die Wärmepumpe sei im Bauausschuss bereits hinreichend begründet worden, findet Doris Sterzelmaier (Grüne). Sie lobte die zukunftsgerichtete Bauweise. Hinsichtlich der Kosten habe auch sie Bauschmerzen, eine frühere Einigung hätte möglicherweise zu keiner so drastischen Kostensteigerung geführt.

Dass es etwas länger gedauert hat, war auch den langen Beratungen innerhalb der Fraktionen sowie in den Ortsbeiräten Schwanheim und Fehlheim geschuldet. Einen Vorwurf könne man dabei niemandem machen, sagte Franz Apfel. Im Gegenteil bedankte er sich ausdrücklich dafür, dass man dem Wunsch nachgekommen sei, keine siebenzügige Kita für beide Stadtteile zu bauen.

Frage zur Kita in Fehlheim: Genügt nicht ein kleinerer Bau?

Die Kosten seien zwar gut begründet. „Trotzdem ist das Vorhaben viel zu teuer. Muss man die Kita wirklich so groß bauen?“, fragte Bernhard Stenger (CDU). Mit einer Verringerung der Fläche um etwa fünf Prozent würde man immernoch über dem Standard liegen. Und schließlich wolle man auch noch in Schwanheim eine Kita bauen. Er könne deswegen dem Vorhaben nicht zustimmen. Dem schloss sich Harald Boeddinghaus (FDP) an. Er habe sich unter anderem in Fachmagazinen über vergleichbare Projekte informiert, die wesentlich günstiger gewesen seien. „An vielen Stellen der Planung wurde sich an Empfehlungen, nicht an Verpflichtungen orientiert.“ So könne man etwa noch an der Größe der Räume schrauben.

Im Kita-Entwurf, den das Planungsbüro „werk.um“ aus Darmstadt vorgelegt hat, sind alle Gruppenräume gleich groß geplant, was den Vorteil habe, dass in allen Räumen nach Bedarf Kinder unter drei beziehungsweise unter sechs Jahren betreut werden können, entgegnete Sterzelmaier. Geplant sind aktuell zwei Gruppen a 12 Kinder zwischen einem und drei Jahren und drei Gruppen je 25 Kinder von drei bis sechs Jahren.

Rolf Kahnt (VuA) bat Boeddinghaus darum, das Gremium an seinen Recherchen teilhaben zu lassen - vielleicht bringe das weitere Erkenntnisse. Nicole Rauber-Jung appellierte an dieser Stelle, solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Manche dieser Werte seien veraltet. Sie betonte: „Wir bauen sehr unterhaltungsarm“, über die Jahre gesehen könnte die Kita also günstiger kommen als eine Einrichtung, in der alle paar Jahre teure Wartungs- oder Reparaturarbeiten nötig seien.

Mehr zum Thema

Bauausschuss

Viele Fragen zur neuen Kita in Fehlheim

Veröffentlicht
Von
Anna Meister
Mehr erfahren
Ortsbeirat Schwanheim

Ärgernisse bei der Dorfentwicklung in Schwanheim

Veröffentlicht
Von
Jeanette Spielmann
Mehr erfahren
Fraktion

FWG kritisiert Kita-Kosten

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Die Holzverkleidung an der Außenfassade müsse zum Beispiel nicht lackiert oder geschliffen werden. Auch die Wandbeläge seien so gewählt, dass sie nicht so schnell in Mitleidenschaft gezogen werden - in einer Kita brauche es eine deutlich höhere Widerstandsfähigkeit der Materialien. Die Kosten für das Außengelände seien zwar hoch - niedriger könne man sie schlicht aufgrund der Größe der Fläche nicht gestalten. Das Areal sei das einzige gewesen, das in Fehlheim für das Vorhaben infrage kam.

Bürgermeisterin Klein ergänzte: „Wir sind bereits mit dem Bau der Kitas am Berliner Ring und an der Sparkassenallee gut gefahren. Wir müssen uns gewiss sein, dass der Bau von zwei statt einer Einrichtung teurer sein wird. Das sollte aber kein Grund dafür sein, die Standards, die wir gewöhnt sind, herunterzuschrauben.“ Einzelne Fachartikel gegen die Planung eines mit der Materie vertrauten Büros zu halten, halte sie für „vermessen“.

„Es ist vollkommen in Ordnung, alle Möglichkeiten zu prüfen. Aber man sollte damit den Bau nicht noch weiter verzögern“, so Doris Sterzelmaier, auch mögliche weitere Preissteigerungen im Bausektor im Blick.

Noch einmal ging es in Bensheim um das Thema Verkehr

Rauber-Jung erläuterte dem Gremium noch einmal die Park- und Verkehrssituation vor Ort. Gemeinsam mit dem KMB solle der Elsbeerweg, eine Sackgasse, noch einmal überplant werden. Es solle vermieden werden, dass zu viele Autos in die Straße einfahren. Ein Vorteil des anliegenden Neubaugebietes sei, dass dort viele Stellplätze zur Verfügung stehen. Am Ende müsse man, wie bei jeder Kita, damit rechnen, dass es zu den Hol- und Bringzeiten trubelig zugehen könne.

Natürlich müsse man den Verkehr im Auge behalten, „überdramatisieren sollte man an dieser Stelle aber auch nicht“, so Tobias Heinz. Wenngleich bei manchen Ausschussmitgliedern weiter Bedenken bestehen, wurde der Antrag mit vier Ja-Stimmen angenommen und geht am 15. Februar in die Stadtverordnetenversammlung. ame

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Winzerfest Bensheim