Umzug ins Gewerbegebiet Droht der Stadtbibliothek mittelfristig das Aus?

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„Stadtbibliothek soll ins Gewerbegebiet“, BA vom 20. Januar

Als Bensheimer Bürgerin und ehemalige Leiterin einer Stadtbibliothek war ich entsetzt, als das Geheimnis um den neuen Standort der Bibliothek endlich gelüftet wurde. Die Zentralbibliothek wird aus dem Zentrum heraus genommen und an den äußersten Stadtrand ins Gewerbegebiet verlegt. In Zentrumsnähe soll statt dessen eine kleine Zweigstelle eingerichtet werden.

„Das darf doch nicht wahr sein“

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Das darf doch wohl nicht wahr sein! Normalerweise dient solch eine Zweigstelle der Versorgung einzelner Stadtteile, während die Zentralbibliothek, wie der Name schon sagt, das Zentrum einer Kommune bedient, wo sie neben der leichten Zugänglichkeit, unter anderem auch als ein Frequenzbringer für Wirtschaft und Kultur in der Innenstadt dienen soll (vgl. „Öffentliche Bibliotheken“ auf Bibliotheksportal.de).

Leider konnte die Stadtbibliothek Bensheim in dem von Anfang an maroden und zum größten Teil leer stehenden Neumarkt nie zu einem wirtschaftlichen Frequenzbringer werden. Dafür aber wurde sie dank ihrer zentralen Lage von den Bensheimer Bürgern gut genutzt, für die sie einen leichten und niedrigschwelligen Zugang bot. Vor allem für Eltern mit Kindern wurde sie, direkt neben dem attraktiven Spielplatz gelegen, ein regelrechter Anziehungsmagnet.

Dies alles wird jetzt Knall auf Fall aufgegeben, nur weil man von Anfang an die Augen vor den immer größer werdenden Problemen der Neumarkt Immobilie verschlossen hat . Hier zeigt es sich einmal mehr, dass „Nichtstun“ keine Lösung ist!

Die jetzt verfolgte „Zwei-Standorte-Lösung“ kann, auch mittelfristig gesehen, keine Lösung sein: Das „lichtdurchflutete Gebäude“ der künftigen Hauptstelle ist zu Fuß so gut wie nicht zu erreichen, schon gar nicht mit Rucksäcken oder Taschen voller Bücher. „Die Immobilie an der Schwanheimer Straße soll künftig als Medienstandort und Lernort fungieren“, so heißt es in dem BA-Artikel weiter.

Schwer zu erreichen

Doch welche Schüler sollen sich an diesen peripheren und nicht ganz ungefährlich zu erreichenden Lernort verirren? Die Zwei-Standorte-Lösung wird wohl darauf hinaus laufen, dass der Standort in der Schwanheimer Straße zu einer Magazinbibliothek wird, aus der sich die Nutzer ihre Medien weiterhin über Click & Collect in die kleine Zweigstelle in Zentrumsnähe bestellen werden. Vorausgesetzt es gibt dann noch interessierte Nutzer, die sich nach der anvisierten fast einjährigen Schließungszeit an die Möglichkeiten ihrer alten Stadtbibliothek erinnern werden.

Dass es sich bei der „Zwei-Standorte-Lösung“ nur um eine „mittelfristige Lösung“ handeln soll, kann da nicht trösten. Denn die bibliothekstaugliche Renovierung der beiden Gebäude sowie der Umzug einer ganzen Bibliothek wird so teuer werden, dass ein neuerlicher Umzug in absehbarer Zeit finanziell nicht zu leisten sein wird. Leider sind Bibliotheken noch immer eine „freiwillige Leistung einer Kommune“. Als solche sind sie von der Nutzung ihrer Bürger abhängig. Fällt diese in großem Umfang weg, wie hier zu befürchten ist, dann wird die Stadtbibliothek mittelfristig ganz schließen können.

Soll so die Zukunft der „Stadt der Schulen“ aussehen?

Dr. Cornelia Hotz-Steinmeyer

Bensheim