Bensheim. Das Ende der Kupfer-Zeit in Bensheim naht: Die GGEW AG hat am Mittwoch mit einem symbolischen Spatenstich den Start des Glasfaser-Ausbaus in der Weststadt gefeiert. Der Kooperationsvertrag zwischen Stadt und Unternehmen sieht vor, alle Bensheimer Haushalte bis Ende 2028 mit schnellem Internet von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde zu versorgen. An diesem Zeitplan, der im Sommer 2022 bei der Vertragsunterschrift verkündet wurde, hat sich nach Angaben von GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann nichts geändert.
Beim fröhlichen Spatenschwingen in der Fuldastraße brachten die Beteiligten wechselseitig Dank und Vertrauen in eine „gute Zusammenarbeit“ zum Ausdruck. Bürgermeisterin Christine Klein lobte die Kooperation mit der GGEW AG, bei der die Stadt die meisten Anteile hält. Sie sei froh, dass es nun losgehe und ein schnelles Netz in Bensheim aufgebaut werden könnte. Mit dem Spatenstich schließe man weiße Flecken, „die andere Unternehmen bislang gemieden haben“, so die Rathauschefin.
Ohne Einsatz von Steuergeldern
Wobei die größte Stadt im Kreis kein Glasfaser-Neuland ist. An der einen oder anderen Stelle gibt es bereits die Alternative zum Kupferkabel, unter anderem sind die Gewerbegebiete zu 100 Prozent erschlossen. In Zell und Gronau entlang der Märkerwaldstraße sowie in Schwanheim im Zuge der Sanierung von Junkergarten und Falltor war man ebenfalls proaktiv tätig.
Ohnehin betreibt der regionale Energieversorger den Ausbau eigenwirtschaftlich, das heißt ohne den Einsatz von Steuergeldern. Der ohnehin gerne auf Kante genähte städtische Haushalt bliebt davon unberührt. Dass nun der Start in der Weststadt erfolgte, war absehbar und stand schon im vergangenen Sommer fest. In der Werrastraße, dem Wilhelm-Geiger-Weg, der Fuldastraße und dem Karl-Blüm-Weg hatten sich 40 Prozent aller Haushalt für Glasfaser entschieden. Wird diese Quote erfüllt, steht einem zeitnahen Baubeginn nichts mehr im Weg.
„Wir freuen uns riesig, Bensheim auf dem Weg in die digitale Zukunft zu begleiten“, betonte Hoffmann. Das Ziel sei schnelles und stabiles Internet im gesamten Netzgebiet. Das sei die Mission der GGEW als regionaler Infrastrukturanbieter und Servicedienstleister. Er danke nicht nur der Bürgermeisterin, sondern ebenso der Stadtverordnetenversammlung, die Anfang 2022 die Zusammenarbeit beschlossen hatte.
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Vorschusslorbeeren gab es für die mit der Umsetzung beauftragte Firma Klenk und Sohn aus Asbach (Modautal). „Zusammen haben wir uns bereits durch einige Ortschaften gegraben“, meinte Hoffman und verwies auf eingespielte Abläufe. Das bestätigte auch Geschäftsführer Paul Macke. Er sei stolz, gemeinsam mit der GGEW AG den Ausbau in der Region vorantreiben zu können. Die Unternehmensphilosophie sehe eine stetige Weiterentwicklung vor. „Wir sind keine stupiden Buddler“.
Vielmehr soll, wann immer es möglich ist, das Vibration-Einzugs-Verfahren angewandt werden. Nach Angaben von Uwe Sänger, dem Technischen Bereichsleiter, und Matthias Hechler, Geschäftsführer der GGEW net, beansprucht das Verfahren nur wenig Platz und ermöglicht eine schnelle Fertigstellung von Leerrohr- und Glasfasertrassen. „Die Beeinträchtigungen und die Bauzeiten können so in Grenzen gehalten werden“, fügte Hechler an.
Anschlüsse im vierten Quartal
Ganz ohne Bagger geht es dennoch nicht. Spätestens bei der Herstellung der notwendigen Hausanschlüsse muss mit etwas schwererem Arbeitsgerät angerückt werden. Mit den Tiefbauarbeiten im Viertel will man im Juni fertig sein, spätestens im vierten Quartal sollen die Anschlüsse hergestellt sein.
Ausgespart wird zunächst die Rheinstraße zwischen Mosel- und Fabrikstraße. Dort steht bekanntlich die Fahrbahn- und Gehwegsanierung an. Wenn der zuständige Zweckverband KMB mit dem Vorhaben startet, will auch der Energieversorger Glasfaser unter die Erde bringen. Ohnehin wird Wert darauf gelegt, Doppelstrukturen zu vermeiden. „Wir befinden uns in enger Abstimmung mit dem Baudezernat und dem KMB“, bemerkten Hechler und Sänger. So soll vermieden werden, dass womöglich zweimal innerhalb von kurzer Zeit ein Gehweg oder eine Straße aufgemacht werden muss.
Ohne Werbung in eigener Sache zogen die symbolischen Erdbewegungen darüber hinaus nicht vorüber. Im Ausbaugebiet haben die Anlieger noch die Möglichkeit, sich für einen Glasfaseranschluss zu entscheiden. Bis zum Ende des Projekts an Ort und Stelle, solange der Bagger eben rollt, erhalten die Kunden dann den Hausanschluss gratis. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Interesse steigt, sobald die Arbeiten beginnen“, erläuterte Hoffmann.
Nach Auskunft aus den Reihen der Firma Klenk soll es ab nächster Woche konkret losgehen. Elf Straßen stehen auf der Liste, von der Donaustraße über den Bernhard-Krauß-Weg, Fuldastraße und Karl-Löslein-Weg bis hin zur Werrastraße. Im ersten Schwung werden 70 Haushalte angeschlossen.
Andreas Ehret, ebenfalls Geschäftsführer der GGEW net, hob den persönlichen Kontakt und die intensive Kundenbetreuung („das grenzt uns von Wettbewerbern ab“) am Beispiel von Heike Sepp, der Leiterin des Kundenservices, hervor. Sie wohnt selbst im Ausbaugebiet, hat in den vergangenen beiden Jahren die Nachfragen aus der Nachbarschaft gesammelt und vor allem älteren Kunden beratend zur Seite gestanden.
Ehret verwies zudem auf die Immobilienwertsteigerung von Häusern und Gebäuden mit Glasfaseranschluss. Diese seien im gewerblichen und privaten Bereich beliebter. Seit 1999 beschäftigt sich die GGEW AG mit diesem Geschäftsfeld, die Tochterfirma GGEW net GmbH wurde 2002 gegründet. Zu den ersten Kunden in Bensheim gehörte neben der Stadt – das Rathaus verfügt ebenfalls über Glasfaser – die Sparkasse.
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