Mobilität

Sechs Ladestationen für E-Lkw am Bensheimer Autohof

Der Tankstellenbetreiber Aral will mit einem Korridor von E-Ladestationen an Autohöfen die Elektrifizierung im Lkw-Verkehr voranbringen. Ab sofort können E-Lkw auch in Bensheim auftanken.

Von 
Thomas Tritsch
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Das Medieninteresse an der Eröffnung des neuen Ladekorridors für E-Lkw am Bensheimer Autohof war groß. Insgesamt sechs Ladestationen stehen an der Aral Tankstelle zur Verfügung. © Thomas Neu

Bensheim. In Bensheim hat die Aral AG gestern den nach eigenen Angaben ersten Ladekorridor für E-Lkw in Europa eingeweiht. Am Autohof an der Ampèrestraße stehen insgesamt sechs Ladestationen zur Verfügung, an denen batterieelektrisch betriebene Transportfahrzeuge neue Energie tanken können. Der Standort wurde aufgrund seiner verkehrstechnisch besonders relevanten Lage an einer der meist befahrenen Lkw-Strecken Europas ausgewählt.

Der Korridor verbindet künftig acht Ladestationen mit einer Leistung von je 300 Kilowatt. Sechs davon befinden sich an Autohöfen im südpfälzischen Schwegenheim sowie in Bensheim, Rüsselsheim, Rheinböllen, Düsseldorf und Dortmund. Damit werde laut Tankstellenbetreiber der lückenlose Langstreckentransport aus dem Südwesten Deutschlands bis ins Ruhrgebiet im Elektro-Modus ermöglicht.

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In den kommenden Monaten komme je eine weitere Ladestation in Bad Honnef an der A3 und in Köln dazu. Damit will man rund 600 Kilometer des hoch frequentierten Rhein-Alpen-Korridors bedienen, wie der zuständige Geschäftsbereichsleiter für E-Mobilität, Alexander Junge, vor Ort erklärte.

An jeder Station gibt es zwei Hochleistungs-Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten, die mit extrabreiten und langen Fahrspuren für Lkw ausgelegt sind. Pro Tag und Ladesäule könnten mehr als 20 Lkw in der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpause von 45 Minuten grünen Strom für eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern beziehen.

E-LKW müssen zum Laden meist ins Heimat-Depot

„Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs startet jetzt“, so Junge in Bensheim. Mit dem modernen Ladesystem wolle man diese Entwicklung von Anfang an begleiten und Impulse setzen, sagte Junge, der Mitte 2021 in den Aral-Vorstand berufen wurde.

Fakt ist: Nur ein kleiner Bruchteil der schweren Laster in Deutschland ist bislang elektrifiziert. Eine Hürde ist, dass E-Lkw größere Batterien brauchen als Pkw und außerdem leistungsfähige Ladestationen, damit das Laden im eng getakteten Logistikalltag überhaupt praktikabel ist. Bisher müssten E-Lkw zum Laden meist in ihr Heimat-Depot zurückkehren, wie Aral erklärt.

Nachfrage von LKW-Herstellern bedienen

Mit dem Korridor investiere man nun in einen neuen Geschäftszweig. Strategie sei es, die Nachfrage von Lkw-Herstellern zu bedienen, so Junge. Die Eröffnung der Bensheimer Station bezeichnete er als weiteres Signal an die Lkw-Bauer, sich aktiv an der emissionsfreien Transformation des Güterverkehrs zu beteiligen und neue Modelle zu entwickeln.

In Bensheim hatte Aral symbolisch einen E-Actros der ehemaligen Mercedes-Schwester Daimler Trucks aufgetankt. Das Unternehmen arbeitet mit dem Nutzfahrzeughersteller zusammen, der im südpfälzischen Wörth sein wichtigstes Lkw-Werk betreibt. Mit der Version Long Haul soll ab 2024 auch die Fernstrecke in Serie elektrisch werden. Die Reichweite des neuen E-Actros wird mit knapp 500 Kilometern angegeben.

Aktuelles System könnte zur Blaupause für Europa werden

Momentan arbeite Aral derzeit an noch schnelleren Ladestationen, um den Umstieg für Kunden noch attraktiver zu machen. Doch bereits das aktuelle System könne zu einer Blaupause für ganz Europa werden, so Junge, der den Korridor gemeinsam mit Johannes Pallasch eröffnet hat. Pallasch ist Sprecher des Leitungsteams der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur.

„Um die CO2-Emissionen auch im Straßengüterverkehr deutlich zu reduzieren, werden E-Lkw im Regionalverkehr sowie im Fernverkehr eine zentrale Rolle spielen“, sagte er. Zusammen mit dem Bundesverkehrsministerium arbeite man an einem großflächig angelegten Ausschreibungsdesign für ein deutschlandweites Lkw-Ladenetz entlang der wichtigsten Fernverkehrsachsen. 2023 werde zum Schlüsseljahr für den Umstieg auf elektrischen Lkw-Verkehr.

Von Bensheim mit Tempo auf ganz Deutschland übertragen

Pallasch sprach von einem sportlichen Zeitrahmen und enormen Herausforderungen, um die neue Lade-Infrastruktur den erklärten Zielen anpassen zu können.

Die aktuelle Planung reiche bereits bis zum Jahr 2028. Um den Ausbau voranzutreiben, seien frühe Erhebungen und Prognosen notwendig, um die E-Stationen intelligent platzieren zu können. „Was wir hier in Bensheim sehen, müssen wir jetzt in hohem Tempo auf ganz Deutschland hochskalieren.“ Man werde die Eindrücke aus Bensheim mit nach Berlin nehmen, so Pallasch weiter.

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Aus der Hauptstadt war Hendrik Haßheider vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr nach Bensheim gekommen. Dort ist er zuständig für alternative Kraftstoffe und Antriebe. Er begrüßte die Station als notwendige Maßnahme auf dem Weg zur Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr und zum Erreichen der europäischen Klimaziele.

Die relevanten klimaschädlichen Emissionen entstünden zu 95 Prozent im Straßenverkehr, und dort wiederum zu einem Drittel von Nutzfahrzeugen.

Überregionale Lade-Infrastruktur ausbauen

Weil sich der Schadstoffausstoß aber auf relativ wenige Fahrzeuge bündele, sei eine Elektrifizierung der Lkw ein effizienter Hebel, um in kurzer Zeit deutliche CO2-Einsparungen erzielen zu können, so Haßheider, der von einer schnellen Durchdringung der Flotten ausgeht. Die Umstellung eines einzigen Sattelschleppers auf E-Antrieb sei so wirkungsvoll wie bei rund 50 Pkws.

Es gehe nun darum, diesen Weg konsequent weiter zu verfolgen und die überregionale Lade-Infrastruktur zügig auszubauen. Mit der Einführung einer von der Bundesregierung beschlossenen CO2-Maut ab 2024 werde diese Entwicklung weiter forciert, heißt es aus dem Ministerium.

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