Bensheim. Sechs Ausnahme-Sängerinnen zusammen mit der Soulfinger-Band auf der Bühne: Das kann nur einen heißen Abend geben. Und die Erwartungen werden nicht enttäuscht. Weit mehr als zwei Stunden reißen die „Women in Blues“ mit ihrer kongenialen Begleitband das Publikum ein ums andere Mal mit. Lediglich ein paar mehr Besucher hätten ins Musiktheater Rex gepasst.
Allen ist die Freude anzuhören, endlich wieder auf deutschen Bühnen loslegen zu können. Denn die Show in Bensheim war bereits fürs vergangene Jahr geplant, als in Mannheim die Premiere und bisher einzige Aufführung stattfand. Bandleader Klaus Gassmann hat die Idee schon länger in der Pipeline, erzählt er, wurde aber durch Corona ausgebremst.
Eingeschworene Truppe
Der Mann am Bariton-Saxofon kann sich auf eine eingeschworene siebenköpfige Truppe verlassen. Christian Gasch an der Gitarre darf ein ums andere Mal ein hörenswertes Solo beisteuern. Markus Schölch an den Keyboards sorgt für die perlenden Klavierläufe, Thomas Sturm an der Trompete steuert die fanfarenartigen Töne bei „At last“ von Etta James bei.
Mit Thomas Metzger (Drums), Robert Ahl (Orgel), Benno Richter (Bass) und Björn Grün (Saxofon) hat Gassmann aus Soulfinger heraus vor 13 Jahren die international erfolgreiche Sweet Soul Music Revue entwickelt. Ein paar Künstler sind von damals noch dabei, andere sind neu hinzugekommen. Die Urbesetzung mit Amateur-Musikern hat sich zwischenzeitlich zur fast ausschließlichen Besetzung mit Profis gewandelt.
Der Bandleader bleibt aber musikalisch nicht stehen. Seine Inspiration zieht er aus der ständigen Weiterentwicklung der bestehenden Shows sowie der Konzeption und Erarbeitung von neuen rund um das Thema Soul, Gospel und R&B. Wie etwa das aktuelle, „Women in Blues“, zu der er Sängerinnen einlud, mit denen Gassmann schon zusammenarbeitete, aber auch „neue“ Gesichter – die aber trotzdem bestens bekannt sind. Wie etwa Bluesröhre Silke Hauck aus Mannheim.
Die singt im Background-Chor und auch mehrfach solo. Ein absoluter Hörgenuss. Die Show im Rex ist für sie die erste mit diesem Programm in Deutschland. Einstieg war im vergangenen Spätjahr, erzählt Gassmann. Da brauchte er kurzfristig Ersatz für eine Tournee in Schweden und Dänemark. Silke Hauck schaffte sich alles in drei Tagen drauf.
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An die Tour im Norden denkt der Saxofonist noch gern zurück. Damals waren dort alle Corona-Maßnahmen ausgesetzt, man durfte feiern wie früher. „Wir waren zwei Tage zurück und alles wurde wieder dichtgemacht“, passte die Band genau den richtigen Zeitpunkt ab.
„Es gibt keinen anderen Club, in dem wir so oft und über eine so lange Zeit gespielt haben“, lobt der Heidelberger die ehemalige Güterhalle. In mehr als 20 Jahren mehr als 40 Konzerte. Teilweise mit den gleichen Fans: Die halten der Gruppe mitunter schon seit den Anfängen in Lorsch die Treue.
Daria Biancardi aus Sizilien, „Voice Of Italy“-Finalistin von 2014, legt im zweiten Set los, dass den Fans der Mund vor Staunen offen stehen bleibt. Ihre Interpretation von „If I had money“ und „ I love you more than you’ve ever know“ sorgt für einen Begeisterungssturm. Silke Hauck ist großer Joss-Stone-Fan. Gleich fünf Songs bietet sie von der Blues-Sängerin, einen besser als den anderen.
Band und Sängerinnen haben sich einige Perlen aus dem Blues- und Soul-Bereich ausgesucht, die sie zelebrieren. Je besser der Song zur eigentlichen Stimmlage passt, umso knalliger kommt das rüber, umso mehr versetzt es die Menge in Ekstase. Vor drei Jahren waren allerdings Ende April viel mehr Fans im Rex – aber vielleicht gab es dieses Mal zu viel Konkurrenz nach der langen Durststrecke.
Gänsehautmoment zum Finale
„Summertime“ röhrt Donniele Graves in Erwartung dessen, was hoffentlich bald kommt, in den Saal. Menoosha Susungi lässt B. B. King mit „The Thrill is gone“ nach Bensheim reisen, während Lisa Benjamin das „Piece of my heart“ von Erma Franklin besingt. Sechste im Bunde ist Flore M mit einem Gänsehaut-Moment: „I’d rather go blind“ von Etta James.
Dass nach den letzten Songs lange nicht Schluss sein würde, war klar. Denn das Beste kommt zuletzt. „Four Women“ von Nina Simone bringt mit Donniele, Menoosha, Flore und Lisa die musikalische Urgewalt auf die Bühne. Es geht noch besser. Bei „Something’s got a hold on you“ mit der Leadstimme von Mennosha und Tina Turners Mega-Hit „Simply the best“ mit Silke Hauck steht die geballte Frauenpower hinter den Sängerinnen und rundet einen unvergesslichen Abend ab.
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