Bensheim. In Bensheim werden wieder Brücken gebaut. Und mal kein Porzellan zerschlagen. Wobei es eigentlich kein Neubau ist, der am Abend des 31. Mai von Lorsch aus Richtung Bensheim geschleppt wird. Vielmehr kehrt der reparierte Fußgängersteg über den Berliner Ring zurück.
Der Metallbaubetrieb Stahlbau Ried aus der Nachbarstadt hatte den Koloss Ende Februar aufgeladen und auf sein Firmengelände geschafft. Dort wurden die Arbeiten vorgenommen. Anfang der kommenden Woche steht nun ein Abstimmungsgespräch mit allen relevanten Akteuren an. Schließlich muss der Schwertransport rund zehn Kilometer hinter sich bringen und ohne Straßensperrung wird das Einheben nicht zu realisieren sein.
Der zuständige Zweckverband KMB teilte mit, dass Details zum Unterfangen nach besagter Runde bekanntgegeben werden können. Pünktlich zum meteorologischen Sommerfang dürfte somit die luftige Lücke zwischen dem Haupteingang der Weststadthalle und dem Badesee-Parkplatz geschlossen sein.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Die Gesamtkosten belaufen sich aller Voraussicht nach auf 104 000 Euro. Die Summe wird von der Versicherung beglichen, der Bensheimer Haushalt, und damit der Steuerzahler, wird nicht belastet.
Ihren Anfang nahm die Geschichte bekanntlich am 18. März 2022. An jenem Tag vor etwas mehr als 14 Monaten hatte ein Lkw mit ausgefahrenem Kranausleger das Bauwerk praktisch aus den Angeln gerissen. Die Brücke stürzte ein und blieb teilweise auf dem Führerhaus des Lasters liegen. Der hatte zuvor bei einem Baumarkt Materialien geladen.
Der Unfall löste einen Großeinsatz der Rettungskräfte aus, der Fahrer kam mit dem Schrecken davon. Verletzte oder andere Betroffene gab es nicht. Zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes befanden sich weder andere Autos in Reichweite noch waren Fahrradfahrer und Fußgänger in diesem Bereich unterwegs.
"Wir hatten verdammt vie Glück"
Auch auf der Brücke, die den Parkplatz am Badesee mit dem Haupteingang der Weststadthalle verbindet, stand niemand. „Wir hatten verdammt viel Glück, das hätte alles viel schlimmer ausgehen können“, hieß es damals aus den Reihen der Einsatzkräfte.
Nach den Aufräumarbeiten begannen die Verhandlungen mit der gegnerischen Versicherung, die sich als langwierig erwiesen. Erst Anfang Februar bekam der KMB grünes Licht, um Stahlbau Ried zu beauftragen. Zuvor musste der Zweckverband sich mehrmals bei der Versicherung in Erinnerungen rufen, um das Vorhaben voranzutreiben. Diese hatte unter anderem einen eigenen Sachverständigen eingesetzt, was nach Darstellung des Zweckverbands nicht dazu beitrug, zügig zum Ziel zu gelangen.
Nach Auskunft des ursprünglich mit dem Bau beauftragten Ingenieurbüros betrafen die Schäden in den überwiegenden Fällen nur die Geländerkonstruktion und das Randrohr, das keine statische Funktion hat. Es diene als „optisches“ Element des Brückenentwurfes.
Dort waren einige verbogen und mussten ausgetauscht werden. Die Reparatur der Betonkonstruktion der Auflager, die einige Schäden aufweisen, konnten unabhängig davon bearbeitet werden. Der 24 Tonnen schwere Brocken wurde schließlich am 23. Februar angekettet, hochgehievt und abtransportiert - nach zwei Minuten war der knifflige Teil der Aktion, an der zwei Kräne beteiligt waren, erledigt.
Der längere Part des Abends bestand aus Millimeter- und Handarbeit, um das Objekt der Begierde sicher festzuzurren, um es am Ende von den Stahlseilhaken lassen zu können. Danach ging die Brücke auf Reisen in die Klosterstadt - und kehrt nun zurück.
Kostenpunkt: 160 000 Euro
Rund 14 Jahre hatte die Metallkonstruktion auf dem Buckel, bevor ihr der Lkw zu nahe kam. Mit einem Schwertransport aus der Ober-Lausitz war die städtische Neuanschaffung im Juli 2008 an den Berliner Ring gekommen, um den Parkplatz mit dem Haupteingang der Weststadthalle zu verbinden.
Der alte Steg war zuvor mehr als eineinhalb Jahre gesperrt, da im Zuge von Überprüfungen Schäden durch einen Pilzbefall an den tragenden Holzleimbindern festgestellt worden waren. Auf kommunalpolitischer Ebene kam es zu Diskussionen um die Notwendigkeit einer Fußgängerbrücke an dieser Stelle, die damalige schwarz-grüne Mehrheit votierte schließlich für die Stahl-Kastenkonstruktion, Kostenpunkt 160 000 Euro.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-sanierte-bruecke-kehrt-nach-bensheim-zurueck-_arid,2085761.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html
[2] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch.html