Bensheim. Die Tiefgarage bleibt geschlossen und stockdunkel, auch sonst lässt sich die Zukunft des Neumark-Centers nicht unbedingt in rosaroten Farbtönen ausmalen. Aber immerhin blieb am Montag den restlichen Mietern die nächste Eskalationsstufe erspart. Die GGEW AG verzichtete entgegen ihrer früheren Ankündigung darauf, weitere Stromzähler vom Netz zu nehmen. Ein solcher Schritt hätte womöglich Konsequenzen für die Heizungsanlage gehabt.
„Die Sperrandrohung für die Stromzähler im Neumarkt-Center bleibt aufrecht, aber der Vollzug wird vorerst ausgesetzt. Wir haben nochmals das Gespräch mit dem Eigentümer gesucht und stehen im Austausch mit ihm“, teilte ein Sprecher des Energieversorgers auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Bereits am 3. November hatte die GGEW AG – wie berichtet – die Stromzufuhr für die Tiefgarage und die leerstehende Ladenzeile gekappt. Die Tiefgarage musste daraufhin von der Stadt aus Sicherheitsgründen gesperrt werden, wann sie wieder öffnen kann, steht in den Sternen.
Es fehlen 360 Parkplätze
An dieser unschönen Situation hat sich nichts geändert. Nach wie vor können die unterirdischen Stellplätze nicht genutzt werden, es fehlen damit 360 Parkplätze in zentraler Lage. Ob sich daran so zügig etwas ändert, darf bezweifelt werden. Ein Vorschlag der CDU, den Beauner Platz bei Kulturveranstaltungen abends zum Parken freizugeben, wird von der Stadtverwaltung wohl immer noch geprüft.
Während im Rathaus nach einer möglichen Lösung gefahndet wird, wurden allerdings bei Terminen im Bürgerhaus oder Parktheater von Besuchern schon Fakten auf der Pflasterfläche geschaffen. Aber das nur am Rande.
Weil die GGEW AG am Montag nicht den Stecker gezogen hat, bleiben zunächst auch weitere direkte Konsequenzen für die Stadtbibliothek aus. Nach einem neuerlichen Wasserschaden Ende Juli konnten dort monatelang bekanntlich keine Bücher ausgeliehen werden, seit dem 2. November ist mit dem „Click und Collect“-Verfahren eine Übergangslösung geschaffen worden.
Ohne Heizung wäre das Schicksal des Provisoriums mit hoher Wahrscheinlichkeit besiegelt gewesen. So aber scheint es eine Schonfrist zu geben und das Angebot kann aufrechterhalten werden. Immerhin ein kleiner Lichtblick, nachdem es Monate des Prüfens und Hinweisens auf die Abhängigkeiten von Dritten gedauert hatte, das System überhaupt an den Start zu bringen.
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Immerhin versicherte Bürgermeisterin Christine Klein zuletzt auf Nachfrage dieser Zeitung, dass mit „Hochdruck“ an einer Lösung gearbeitet werde. Hochdruck dürfte im Bensheimer Sprachschatz vermutlich bald einen ähnlichen Spitzenplatz einnehmen wie seit einigen Jahren die berühmte Reißleine, die mal bei dieser und jener Gelegenheit gezogen werden musste.
Beim Neumarkt-Center hatte man bisher jedoch auf Reißleinen verzichtet. Dafür will der Magistrat wohl künftig gewappnet sein, sollte die sanierungsbedürftige Immobilie vom jetzigen Eigentümer, der Darmstädter Blackrock GmbH, auf den Markt geworden werden. Per Satzung möchte man sich ein Vorkaufsrecht sichern. Final darüber entscheiden müssen die Stadtverordneten am 14. Dezember.
Ein spannender Satz in der Verwaltungsvorlage
In der Verwaltungsvorlage für die Kommunalpolitiker findet sich neben einer ausführlichen Begründung ein spannender Satz: „In jüngster Vergangenheit lassen nicht getätigte dringende Unterhaltungsarbeiten an den Immobilien Befürchtungen aufkommen, dass der Eigentümer nicht mehr in der Lage sein könnte, das Projekt zu verwirklichen.“
Ob der Aufschub durch die GGEW AG nun ein kleiner Hoffnungsschimmer ist, dass der Investor doch noch seine Abriss- und Wohnungsneubaupläne auf dem Gelände umsetzen kann, lässt sich kaum abschätzen. Legt man die bisherige Entwicklung zugrunde, braucht man schon ein sonniges Gemüt, um an ein Happy End zu glauben.
Ob man wenigstens bei der Stadtbibliothek auf ein glückliches Ende hoffen kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Das Neumarkt-Center als dauerhafte Bleibe dürfte kaum eine Option sein.
Ein Standort in der Innenstadt wird wohl nur über einen Neubau zu realisieren sein, kommunalpolitische Gedankenspiele Richtung Hoffartgelände liegen stehen schon im Raum, auch der obere Marktplatz verbietet sich nicht von vorneherein, nur um den heiligen Schorschblick zu erhalten.
Zeit gewonnen, aber Sorgen bleiben
Bis ein neues Gebäude überhaupt bezugsfertig wäre, gehen jedoch noch Jahre ins Land. Und bis dahin? Braucht es eine Zwischenlösung über „Click und Collect“ hinaus. An einer solchen wird – natürlich – mit Hochdruck gearbeitet.
Für die verbliebenen Mieter ist es vorerst eine gute Nachricht, dass sich die Lage nicht weiter zuspitzt. Aller Sorgen ledig sind damit allerdings weder sie noch die Stadt. Durch die Entscheidung der GGEW AG haben alle Beteiligten ein bisschen Zeit gewonnen – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Fortsetzung folgt, davon darf man ausgehen.
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