Kommunalpolitik

200000 Euro für den Umzug der Bensheimer Stadtbibliothek

Für den Umzug der Bensheimer Stadtbibliothek werden im Haushaltsplan 200000 Euro bereitgestellt. Der Haupt- und Finanzausschuss fasst einstimmig diesen Beschluss, nachdem Bürgermeisterin Klein auf die Notwendigkeit hinwies.

Von 
Dirk Rosenberger
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Die Stadtbibliothek wird das Neumarkt-Center verlassen. Für den Umzug und mögliche Umbauarbeiten am neuen, öffentlich noch nicht bekannten, Standort wurden nun 200 000 Euro in den Haushaltsplan 2024 eingestellt. © Thomas Neu

Bensheim. Ein Umzug kostet Geld – vor allem, wenn die neue Bleibe noch ein bisschen hergerichtet werden muss. Das gilt für die Stadtbibliothek natürlich in besonderem Maße. Die Bensheimer Bücher-Hochburg soll im neuen Jahr bekanntlich das marode Neumarkt-Center verlassen.

Ziel: öffentlich noch unbekannt. Das Rathaus ließ vergangene Woche auf Nachfrage dieser Zeitung lediglich verlauten, dass sich der Standort außerhalb der Innenstadt befindet, weil es im Zentrum keine geeignete Immobilie gibt. Weil man sich mit dem Eigentümer noch in Vertragsgesprächen befindet, gab es am Montag auch im Haupt- und Finanzausschuss dazu keine Auskunft.

Zur Sprache kam die aktuelle Situation rund um die Bücher (wenig überraschend) trotzdem. Schließlich kostet ein solches Unterfangen (ebenfalls wenig überraschend) Geld. Der Haushaltsplanentwurf war allerdings schon aufgestellt, als sich die Option ergab, die Bibliothek zu verlagern. Kurzum: Um das Vorhaben stemmen zu können, muss finanzieller Handlungsspielraum gegeben sein.

Eine „Filiale“ in der Alten Gerberei?

Der Bedarf liegt nach einer ersten Einschätzung von Bürgermeisterin Christine Klein und ihrem Team bei 200 000 Euro. Sie betonte im Fachgremium, dass die Standortsuche immer in Abstimmung mit der Eigenbetriebsleitung und den Mitarbeiterinnen erfolgt sei.

Intensiv nachgedacht wird zudem über eine kleine Filiale als kommunikative Anlaufstelle und Raum für Veranstaltungen in der Alten Gerberei, die sich in städtischem Besitz befindet. Diese Aufteilung sei schwierig, meinte die Rathauschefin. Nach ihren Angaben könnten sich die Mitarbeiterinnen das aber sehr gut vorstellen.

Generell müsse man die Kröte schlucken, dass der Hauptsitz sich künftig außerhalb des Zentrums befinde. Die Kolleginnen hätten sich aber damit anfreunden können unter der Prämisse, dass es sich nur um eine temporäre Alternative handelt und die Stadtbibliothek eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages in der Innenstadt wieder zusammengeführt wird.

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Franz Apfel (BfB) und Jürgen Kaltwasser (SPD) plädierten dafür, keinen allzu langen Mietvertrag abzuschließen. Der Fraktionschef der Sozialdemokraten sprach von drei bis fünf Jahren. Den zweiten Standort in der Gerberei bewertete er kritisch, aber darüber müsse jetzt nicht entschieden werden. Im Neumarkt-Center sitze man in der Falle, deshalb müsse nun Geld für den Umzug in die Hand genommen werden. Das trage man mit. Die Bürgermeisterin wiederum bekräftigte, dass es das Ziel sein müsse, schnell eine nachhaltige Lösung zu finden.

Das dürfte auch im Sinn der CDU-Fraktion sein. Deren Vorsitzender Tobias Heinz erklärte, dass man sich ebenfalls Gedanken um eine Alternative gemacht habe. In der Innenstadt gebe es allerdings keine Immobilie – und ein Neubau brauche Zeit. Es führe kein Weg daran vorbei, mittelfristig die Innenstadt zu verlassen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Er sprach von einem „vernünftigen Weg“, den die Verwaltung aufgezeigt habe. Jetzt habe man zumindest eine Perspektive. Leider könne man nicht unmittelbar von einem zum anderen Standort wechseln. Nach Auskunft der Stadt wird eine Wiedereröffnung in den neuen Räumen für Mitte 2024 angestrebt. Ziel sollte es schon sein, dass die Stadtbibliothek wieder in die Innenstadt zurückkehrt.

Rund 45 000 Medien sollen in Kartons gepackt im Neumarkt gelagert werden

Klar sei, dass durch einen solchen Umzug Kosten entstehen. Die Summe von 200 000 Euro seien ein hoher Betrag. „Für mich ist nicht so ganz greifbar, was gemacht werden muss.“ Er gehe davon aus, dass Möbel und Regal mitgenommen werden – was von Christine Klein bejaht wurde. Sie versicherte, was ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein sollte: kostengünstig zu handeln. „Wir werfen hier kein Geld aus dem Fenster.“ Trotzdem müsse die Stadtbibliothek ordentlich ausgestattet sein. Um keine zusätzlichen Kosten für die Lagerung zu produzieren, sollen die 800 Kartons, in den die rund 45 000 Medien verstaut werden, im Neumarkt gelagert werden.

Tobias Heinz stellte schließlich den Antrag, die 200 000 Euro mit einem Sperrvermerk im Haushalt noch unterzubringen. Der Antrag wurde vom Haupt- und Finanzausschuss einstimmig angenommen. Final wird auch die Stadtverordnetenversammlung schließlich den Umzug beschließen müssen. Dies könnte voraussichtlich in der ersten Sitzung 2024 der Fall sein.

Die Lichter im sanierungsbedürftigen Center gehen für die Stadtbibliothek am Freitag aus. Von 11 bis 12 Uhr sowie von 16 bis 17 Uhr können dann noch einmal bestellte Bücher abgeholt und ausgeliehene zurückgebracht werden. An der grundsätzlichen Situation in Bensheim prominentestem Leerstand hat sich indes wenig geändert. In der Tiefgarage und der ohnehin leerstehenden Markthalle wurde Anfang November der Strom seitens des Energieversorgers abgestellt. Die unterirdischen Parkplätze können seitdem nicht mehr genutzt werden.

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Eine Abschalten weiterer Stromzähler hatte die GGEW AG für Ende November angekündigt, dann aber nicht in die Tat umgesetzt, weil man sich nach eigenen Angaben in Gesprächen mit dem Eigentümer, der Blackrock Real Estate GmbH aus Darmstadt befindet.

Offenbar scheinen die Verhandlungen zur Deeskalation beigetragen zu haben, denn Stand jetzt fließt der Strom noch. Was das genau bedeutet – sowohl kurzfristig als auch für die langfristigen Abriss- und Neubaupläne des Investors – ist ungewiss. Die Rathausspitze wiederum hat Vorkehrungen getroffen, sollte der Gebäudekomplex wieder auf dem Markt landen. Per Satzung will man sich ein Vorkaufsrecht sichern (wir haben berichtet).

Die Stadtverordneten werden dem Vorhaben nach den Eindrücken aus den Ausschüssen wohl zustimmen – auch wenn es noch die eine oder andere Fragen zu klären gilt.

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