Fürstenlager

Neue Ausstellung im Auerbacher Fürstenlager

Von 
Eva Bambach
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Berthold Mäurer und Birgit Metzler stellen zurzeit im Damenbau des Fürstenlagers aus. © Neu

Auerbach. Fotografie und Malerei werden gern als gegensätzliche Methoden aufgefasst, sich ein Bild von der Welt zu machen. Dass es zwischen beiden aber vielleicht mehr Verbindendes als Trennendes gibt, zeigt die aktuelle Ausstellung, zu der die Gruppe Kunst im Fürstenlager des Auerbacher Kur- und Verkehrsvereins eingeladen hatte. Berthold Mäurer, ehemaliger Bensheimer Kulturamtsleiter, und Birgit Metzler, die eine Malschule in Bensheim betreibt, stellen noch bis zum 17. April im Damenbau aus.

„Zunächst eine Spielerei“

„Verschmelzungen“ nennen die beiden ihre Präsentation von Ölbildern und Fotografien und zeigen gleich im größten Raum des Erdgeschosses vier Beispiele, bei denen durch digitale Überblendung je ein Foto von einem Ölbild Birgit Metzlers mit einem Foto von Berthold Mäurer zu einem einzigen Bild augenscheinlich verschmolzen sind.

„Das war zunächst eine Spielerei“, erklärt Birgit Metzler im Gespräch. Bei der Vorbereitung der Einladungskarte zur Ausstellung habe sie in einem großen Fundus von Mäurers Fotografien gestöbert und verblüffende Parallelen festgestellt, etwa was die Farbpalette angeht. Spielerisch als halbtransparente Ebenen übereinandergelegt, ergaben sich überraschend stimmige, eigenständige und harmonische Bilder – die für den Betrachter im Vergleich mit den jeweiligen Originalen aber doch die inhaltliche und formale Fokussierung vermissen lassen.

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Und so spannend dieses Experiment ist, so deutlich erinnert es an die Unterschiede in der Herangehensweise beider Künstler. Denn was aus der Ferne betrachtet eine ganz ähnliche, nämlich fotorealistische, wenn auch mitunter verfremdete Wirkung entfaltet, ist doch jeweils etwas ganz anderes.

Motivisch widmet sich Mäurer vorwiegend der Landschaft und der Architektur, deren reizvolle Seiten er mit der (häufig analogen) Kamera einfängt. Die entstandenen Fotos bearbeitet er nicht am PC, wie Mäurer erklärt, sondern mit dem iPhone und den dort zur Verfügung stehenden Apps.

Es entstehen farbige und formale Verfremdungen und Verzerrungen, die jedoch meistens noch topografisch eindeutig genug bleiben, um sie zum Beispiel konkreten Orten des Fürstenlagers zuweisen zu können. „Per Programmbefehl in Wirbel versetzt“, sagte Kunstkritiker Roland Held in seinen einführenden Worten bei der Eröffnung am Sonntagvormittag, erscheine das Stoffliche zum Schluss unstofflich und umgekehrt.

Diese Fotoarbeiten Mäurers – als Abzug auf Fotopapier, Leinwand oder Kunststoffplane – entfalten eine das Grafische betonende und zugleich malerische Wirkung. Der Betrachter fühlt sich angezogen, alles ganz aus der Nähe zu betrachten und tritt dann oft unwillkürlich wieder weiter zurück, um in den Genuss der optimalen Wirkung zu kommen.

Mit Liebe zum Detail

Genau umgekehrt ist es bei den akribisch und mit viel Liebe zum Detail gemalten Ölbildern Birgit Metzlers, deren Motive hauptsächlich Menschen und Tiere sind. Geradezu schockiert verharrt man im ersten Moment etwa vor den riesigen Porträts, die in einem der kleinen Galerieräume im oberen Stock hängen.

Und glaubt man erst, Abstand gewinnen zu müssen, sucht man gleich darauf die Nähe zu diesen anrührend zart gemalten Haaren und dem Sog der Pupillen, in denen sich eine ganze Welt eröffnet – bei Menschen wie bei Tieren.

Aus der Nähe auch eröffnet sich erst, wie differenziert gestaltet die oft als große, monochrome Flächen erscheinenden Hintergründe sind, die aus vielfältigen Strukturen und Schichtungen ihre dezente Lebendigkeit beziehen.

Roland Held erinnerte in seiner Rede daran, dass das Thema Tier wohl das älteste der Menschheitsgeschichte sei, von den Höhlenmalereien von Lascaux bis hin zu heutigen satirischen Darstellungen, in denen Tiere bestimmte menschliche Eigenschaften verkörpern. Birgit Metzlers Darstellungen seien ohne solche Botschaft, aber voller „Zuwendung und Zuneigung“ gemalt.

Wenn man den Unterschied zwischen Mäurers „malerischen Fotografien“ und Metzlers fotorealistischen Ölbildern auf einen einfachen Nenner bringen wollte: Für beide ist die Fotografie eine Art Hilfswissenschaft. Während Mäurer sich der Fotos bemächtigt, um sie nach seinen eigenen kreativen Ideen sowie nach den Gesetzen der Software zu verfremden, und dabei ein Konzentrat herstellt, das aus der Distanz betrachtet und deutet, vertieft sich Metzler in das Abgebildete.

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Sie kommt dabei ihrem Objekt mit großer Zurückhaltung und voller Respekt sehr nahe. Auch da, wo sie mit zartem Witz kleine Geschichten erfindet – im Zentrum des Interesses bleibt immer die Kreatur.

Gabriele Mundt von der Gruppe Kunst im Fürstenlager begrüßte unter den zahlreichen Gästen unter anderem den Vorsitzenden des Kur- und Verkehrsvereins Reinhard Bauß, Vorstandsmitglied Ingrid Stühling und die Vorsitzende der Kunstfreunde Bergstraße Sabine Müller.

Johannes Mäurer, jüngerer Bruder von Berthold Mäurer, gestaltete die Vernissage musikalisch. Er spielte Melodien aus dem Irland des 18. Jahrhunderts auf der in Deutschland selten zu hörenden Englischen Konzertina, die perfekt zu der idyllischen Kulisse im Fürstenlager passten. Auch im Namen von Birgit Metzler bedankte sich Berthold Mäurer bei Gabriele Mundt und der Gruppe Kunst im Fürstenlager für die Möglichkeit der Ausstellung „in der schönsten Galerie die ich kenne“.

Info: Die Galerie im Damenbau ist samstags von 14.30 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

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