Innenstadt

Kunst und Schönes an jeder Ecke der Bensheimer Innenstadt

Von 
Eva Bambach
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Bei der Kunstmeile in der Bensheimer Innenstadt gab es am Sonntag viel zu entdecken. © Neu

Bensheim. „Absolut bombastisch“, für die Anbieter wie für die Besucher, sei diese Veranstaltung, schwärmte eine Standbetreiberin – und so ähnlich lautete das Urteil vieler weiterer Teilnehmer. Nicht nur das gute Wetter, der große Besucherandrang und das vielfältige Angebot sorgten für diese Begeisterung, sondern, so beschrieben es einige, die leichte und unbeschwerte Atmosphäre ohne Masken und Abstandsgebote und natürlich auch die Freude, dass die „Kunstmeile“ nach zwei Jahren Pause endlich wieder stattfinden konnte.

Das Team Stadtmarketing hatte ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, das kulinarisch, akustisch und optisch gleich mehrere Sinne ansprach. So konnten die Besucher nicht nur etwa mit einem Glas Aperol Spritz in der Hand über die Mittelbrücke flanieren, sondern in der ganzen Fußgängerzone mit Schwerpunkt am Marktplatz auch ihren Hunger stillen und zu beschwingenden Klängen die Hüften bewegen.

Aus einem knallrosa, dreirädrigen Rollermobil tönten zum Prosecco auch original italienische Klänge aus dem Lautsprecher, während am Lammertsbrunnen live und solo mit samtweicher Stimme zur Akustikgitarre gesungen und oben am Marktplatz deutsches Schlagergut im Duo vorgetragen wurde. Vom Ritterplatz her wurden die Besucher in der oberen Fußgängerzone mit soliden Bluesklängen empfangen.

Upcycling spielt große Rolle

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Was das Essen betrifft, so wurde das stationäre Angebot der Fußgängerzone für diesen Sonntag um allerlei Imbissvariationen erweitert. Vom mobilen Stand gab es gegrillte Käsesandwichs, woanders als „French Fries“ angepriesene Pommes. Ausgefeilter noch das Menue eines Foodtrucks, der unter dem Motto „Burger und Stampf“ nicht nur Soft Pork mit Kartoffelstampf, sondern auch einen Apfel-Rote-Bete-Salat mit Kürbiskernöl anbot. Am Bürgerwehrbrunnen konnte man sich und anderen etwas Gutes tun, indem man das Kaffee- und Kuchenangebot von „Bensheim hilft“ wahrnahm. Außerdem gab es das schon länger gut eingeführte Marktfrühstück.

Hauptattraktion aber war natürlich das kunsthandwerkliche Angebot und dessen Variationsbreite. Da gab es einiges zu bestaunen, und was der eine wohl auf keinen Fall mit nach Hause nehmen würde, ließ andere begeistert das Portemonnaie zücken. Riesige weiße Papierblumen auf naturgewachsenen Holzstämmen entpuppten sich aus der Nähe als ausgefallene Stehleuchten. Anderswo wurde Alt- und Naturholz zu Flaschenständern. Überhaupt wurde der Upcycling-Gedanke großgeschrieben: Taschen aus alten Kaffeesäcken, Schmuck aus alten Gabeln und Kühlschrankmagnete aus Kronkorken oder alten Weinkorken, die ausgehöhlt und mit echten Minipflanzen versehen waren.

Mit viel filigraner Arbeit hatte eine Künstlerin buchstäblichen Einblick in alte Bücher geschaffen: den Einband dekorativ zerschnitzt und die Text- und Illustrationsfragmente im Inneren neu arrangiert und damit sichtbar gemacht.

Noch filigraner ging es bei einer Goldschmiedin zu, die aus Fimo eine ganze Minikonditorei geschaffen hatte, mit Donuts, Tortenstücken oder Cupcakes, die man sich an den Hals oder ans Ohrläppchen hängen kann, denn diese verlockenden Süßigkeiten haben bei ihr einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter.

Auch Schmuck aus edleren Materialien wurde an etlichen Ständen angeboten. Zahlreich auch die Verkäufer von Keramik vom originellen Teebecher über Butterdosen bis zu Pflanzschildern und „Zaunknöpfen“ in Form von Fischen, Herzen und Hühnern oder zu keramikbeschirmten Meisenknödelhaltern.

Allerlei Gefilztes wurde von einem Angebot an handgemachten Seifen flankiert oder sogar als Kombi ausgestellt: Ziegenmilchseife im Filzmantel sorgt für Spaß beim Händewaschen und hinterlässt eine hohle Wollform, die aufgeschnitten und als Täschlein verwendet werden kann. Ebenfalls zum Einseifen hilfreich sind die in hübschen Farben leuchtenden „Dusch-Fluffis“, die es am Bürgerwehrbrunnen gab. Viel Farbe auch ein paar Meter weiter die Fußgängerzone runter. Dort parkte ein über und über bunt bemalter Campingbus. „Farben-Tuning“ nennt das die Schöpferin, die inmitten weiterer Dekoartikel ihre „Monsterchen“ anbot: genähte Fantasiefiguren mit einem Gesicht aus Fimo und Vorderzähnen aus echtem Zahnersatz.

An vielen Ecken konnte man sehen, wie Schönes entsteht: Da diente ein ganzes Regiment von Schraubzwingen mit knallroten Griffen dem Verleimen von höchst dekorativen Holzbrettern, eine Handvoll alter Scherben wurde zum augenzwinkernden Mosaikbild gefügt und große Leinwände am Stand der Behindertenhilfe Bergstraße von den dort beschäftigten professionellen Künstlern bemalt.

Nicht nur Kunsthandwerk bot die Kunstmeile, sondern auch das, was meist als Kunst im engeren Sinn verstanden wird, nämlich Malerei in abstrakter und figürlicher Gestalt. Dazu zählten neben mehreren Ständen auch gewissermaßen neben der Meile gelegene Angebote: Geöffnet und kostenlos zu besuchen war das städtische Museum mit der Sonderausstellung des Malers Andrej Dúbravsk mit seinen überdimensionierten Raupen- und Insektengemälden. Guten Zuspruch erlebte auch die „Galerie auf Zeit“ in der oberen Fußgängerzone, derzeit mit Werken von Christine Wachtel.

Und wer erschöpft war von all der Kunst und all dem „Ach, hallo, lange nicht gesehen“, kaufte sich vielleicht kurzerhand ein paar Schuhe, ein T-Shirt oder ein Pfund Kaffee – die meisten Geschäfte in der Innenstadt waren nämlich geöffnet.

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