Gronau. Die Gronauer müssen einen guten Draht nach oben haben, denn rechtzeitig vor Beginn des Kerweumzugs schlossen sich die Himmelsschleusen und die Sonne überstrahlte das Kerwegeschehen auf dem Dorfplatz. Erstmals bot der „Römer“ die Kulisse für die Gruneme Kerb, die von den Organisatoren der Interessengemeinschaft vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen sicherheitshalber ins Freie gelegt wurden. Das war eine gute Idee, denn der Dorfplatz vor der Kirche verschaffte dem Kerwegeschehen eine sympathische und intime Atmosphäre, da sich alles rund um den Platz abspielte.
Direkt vor dem alten Rathaus war der Pavillon mit dem Kaffee- und Kuchenangebot angesiedelt, auf dem Weg zur Hintergasse stand das Zelt mit dem deftigen Speisenangebot und überdachte Sitzplätze, die Kasse und der Getränkewagen schlossen sich auf der östlichen Seite des Platzes an.
Erstmals vor Ort war eine Schiffschaukel, die entsprechend stark genutzt wurde und ein Crêpe-Stand vervollständigte das Speisenangebot. Die Lindenfelser Trachtenkapelle hatte unter dem großen Pavillon an der nördlichen Straßenseite ausreichend Platz und sorgte bei der Kerweredd und dem anschließenden Kerwetanz für die musikalische Begleitung.
Die auf dem Kerweplatz angebotenen Sitzgelegenheiten füllten sich vor Beginn des Umzugs zunehmend und zur Kerweredd waren dann alle Sitz- und Stehplätze belegt. Unter den Gästen war auch Bürgermeisterin Christine Klein.
Die Kerwepremiere auf dem „Römer“ war auch für Kerweparre Ben Rupper und Mundschenk Jannis Hoffmann eine Premiere, waren sie doch zum ersten Mal in die Rolle der Traditionsfiguren geschlüpft. Die große Feuertaufe hatten sie bereits im Kerwezug in luftiger Höhe auf dem Hubsteiger überstanden und auch die Kerweredd ist – nach dem Beifall des Kerwevolkes zu urteilen – bestens gelungen.
Da es in Gronau Tradition ist, einen Blick auf die große Politik zu werfen, fand natürlich auch der Ukraine-Krieg gleich zu Beginn Einzug in die Kerweredd: „Es is traurisch, ewwe wor, Schun seit em Dreiverdel-Johr E Tragedje, ich kennt greune, Tobt de Kriesch in de Ukroine. Zwische Lembäig unn de Krim, Die Berichte, die sinn schlimm.“
Aber auch die Energie-Krise wurde nicht vergessen: „E Heizvebot, vun unsem Stoat, Erlaubt sinn blouß noch 19 Groad, Die Modde soll mim Heizeel geize, Derf die Wohnstubb norr noch sundoags heize. Liewe Habeck, liewe Scholz, Mer hewwe unse eignes Holz, Aus unsem schäine Mäikewold, Do werd‘s uns gonz gewiss net kold.“
Natürlich blieben auch die Missgeschicke der Gronauer nicht unerwähnt. Da war die Familie, die vergeblich auf ihre über die App bestellte Pizza wartete und sich bei Nachfrage dann herausstellte, woran das lag: „Grune bei Bensem a.d.B.?, des is jo net in unsne Neeh, vebunne sinn Sie, guri Fraa, mit Pizza-Quick in Hamboig-Altona!“
Nicht nur in der Kerweredd sondern auch als Motivwagen im Kerwezug fand sich das Dilemma mit den ausgebüxten Kühen, die Terrasse und Garten verunstaltet hatten. „Uff de Terrass, was fer en Graus, siehts schlimme wie im Kuhstall aus“ war auf dem Motivwagen zu lesen.
Es brennt bei der Feuerwehr
Dass auch bei der Feuerwehr Feueralarm ausgelöst werden kann, hatten sich die Gronauer Brandschützer selbst zuzuschreiben. Sie hatten bei ihrem Grillfest mit alten Kohlen ordentlich Rauch verursacht und so im Gerätehaus den Rauchmelder aktiviert. „Zwaa Sekunne speere, des wor des dumme, dunn im gonze Stadtgebiet die Piepser brumme – Großalarm im Funkverkehr, in Grune brennt die Feierwehr“.
In Gronau kann es auch passieren, dass man mit dem falschen Koffer in den Urlaub fährt und das fatale Missgeschick erst bei der Ankunft auffällt. Während die Bauarbeiter in Gronau befürchten, dass ihr Werkzeug gestohlen wurde, packen die Gronauer am Urlaubsort Bohrmaschine und elektrischen Meißelhammer aus.
Eine Stunde vor Beginn waren knapp 20 Kerwewagen und Fußgruppen durch den Ort gezogen. Örtliche Vereine und Einrichtungen sowie benachbarte Kerwevereine nutzten die Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen und auch die aktiven Kerweborsch und Kerwemädchen mit dem Kerwekranz sowie Kerweparre und Mundschenk sind wichtiger Bestandteil des Kerwezugs.
„Wir wünschen uns Frieden auf der Welt“ war auf einem Motivwagen mit Kindern und einem aufgebauten Dorf zu lesen und die Kita machte mir einer großen Eltern-Kind-Gruppe auf 20 Jahre Waldkindergarten Gronau aufmerksam.
Der Brandalarm bei der Gronauer Feuerwehr wurde ebenfalls mit einem Motivwagen dargestellt, der „Eier-Klaus“ grüßte und verteilte leckeren Streuselkuchen und die SG Gronau war mit ihren Abteilungen in großer Anzahl vertreten.
Für die musikalische Umrahmung des Kerwezuges sorgten der evangelische Posaunenchor und die Lindenfelser Trachtenkapelle und so richtig krachen ließen es am Schluss die Kerwevereine aus Zell, Schannenbach und Hambach sowie die „Murrer Kerweborsch“ aus Modau und Umgebung mit ihren Discowagen.
Ruhiger ließ es dagegen der Kerwe- und Heimatverein Hochstädten angehen.
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