Persönlich

Junger Polizist aus Bensheim will Menschen verzaubern

Von 
Gerlinde Scharf
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Der angehende Polizist und Wahl-Bensheimer Eyup Mercan tritt nebenbei als Zauberer auf – wie auf unserem Bild im Caritasheim Sankt Elisabeth. © Privat

Bensheim. Wenn Polizisten zaubern könnten, würden Hooligans nach dem Fußballspiel mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aufeinander einprügeln, sondern friedlich miteinander feiern. Wenn Polizisten zaubern könnten, würden sie von einigen radikalen Corona-Gegnern vermutlich nicht beleidigt und bespuckt, sondern mit Respekt behandelt werden.

Aber mit der Zauberei ist das bekanntlich so eine Sache. In der realen Welt funktioniert’s halt nicht. Magie ist Täuschung und verlangt vom Zauberkünstler eine Menge Geschick, Fingerfertigkeit, Bühnenpräsenz und Menschenkenntnis. Bis die Tricks bis ins Detail sitzen und die Zuschauer sich vergeblich den Kopf über das scheinbar Unmögliche zerbrechen, braucht es Zeit und stundenlanges Üben.

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„Je mehr die Menschen etwas zu sehen glauben, umso weniger sehen sie es. Die Magie passiert meist ganz woanders“, sagt der angehende Polizeianwärter und Illusionist Eyup Mercan.

Der Wahl-Bensheimer, der hier zur Schule gegangen ist, will seit seiner Kindergartenzeit „nie etwas anderes als Polizist oder/und Zauberer werden.“ Der 24-Jährige, der sich nach Beendigung seiner Ausbildung bei der Bundespolizei in Bamberg bei Einsätzen auf Großdemonstrationen, am Flughafen oder Bahnhof sieht, möchte trotzdem auf seine Leidenschaft, die Zauberei, nicht verzichten. Für die große Show auf der Bühne hat sich der ehemalige Karl-Kübel-Schüler den Künstlernamen Eyup Aladdin zugelegt.

Ziel: Ein Auftritt in der TV-Sendung "Das Supertalent"

Auch wenn wegen Corona viele Termine - zuletzt an Silvester - abgesagt wurden, hat der engagierte Polizeianwärter und Magier aus Passion sein Ziel fest im Visier: ein Auftritt in der Sendung „Supertalent“ auf RTL. Seit Monaten tüftelt er an einem von ihm erfundenen und ausbaldowerten Kunststück der Mental-Magie, „das Deutschland bislang so nicht kennt.“ Er beschreibt es als „riskant und spannend“.

Dass der frühere Schulsprecher der Karl-Kübel-Schule in Bensheim sein Metier versteht, hat er bei Veranstaltungen, Feiern, Hochzeiten und zuletzt in einem Darmstädter Seniorenheim bewiesen. Bei der Abschlussfeier seiner Schule vor drei Jahren hat er erstmals „vor mehreren hundert Zuschauern“ gezaubert und dort nicht nur den Ehering seines Klassenlehrers verschwinden lassen, sondern das Publikum mit einem Fesseltrick und die Direktorin mit einem Kartenkunststück verblüfft. „Ich habe monatelang geprobt, damit alles klappt, und hatte mächtig Lampenfieber“, verrät er nicht ohne Stolz.

Inzwischen beherrscht Eyup Mercan, oder besser Eyup Aladdin, zwischen vierzig bis fünfzig Tricks aus dem Effeff („keine altmodischen Sachen“). Dafür büffelt er in jeder freien Minute, studiert Zauberbücher, recherchiert im Internet und probiert Neues aus. Seine Begeisterung für den Beruf des Polizisten und seine Faszination für die Zauberei gehen praktisch Hand in Hand und auf ein Erlebnis im Kindergarten zurück. Im Rahmen der Verkehrserziehung hatte ein Polizeibeamter den Mädchen und Jungen ein kleines Kunststück gezeigt. „Ich war sofort hin und weg und wollte unbedingt einen Zauberkasten.“ Der Großvater hat dem vier Jahre alten Knirps den Wunsch erfüllt.

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Sein Vorbild, verrät Eyup Mercan, ist der berühmte amerikanische Aktions- und Zauberkünstler Davis Blaine, den er wegen seiner „verrückten Art der Zauberei“ bewundert. Zusätzlich zur Zauberei hat sich der angehende Bundespolizist aus Bensheim in Fortbildungskursen zum Mental-Magier und Show-Hypnotiseur mit Zertifikat ausbilden lassen.

Ausbildung zum Taschendieb

„Ich errate beispielsweise das Handy-Passwort eines Zuschauers oder sein Geburtstagsdatum und beobachte dabei genau Körpersprache und Mimik. Ich erreiche auch, dass ein leeres Glas so schwer zu sein scheint, dass der Kandidat es nicht heben kann oder dass er glaubt, seine Hand klebt auf der Tischplatte fest. Niemals aber tue ich etwas, was mein Gegenüber nicht will.“

Und in den vergangenen Wochen und Monaten ist ein skurriler Gedanke in dem 24-Jährigen gereift. Er will sich zum Taschendieb ausbilden lassen: „Ich möchte Polizist und gleichzeitig Taschendieb werden“, sagt er lachend und zwinkert dabei vielsagend. Einen ersten Kontakt mit dem Extremzauberer Viktor Wahnsinn, alias Uwe Mettlach, der bereits bei Günther Jauch als Experte auf dem Gebiet Taschendiebstahl aufgetreten ist, hat Eyup Mercan bereits geknüpft.

Wenn also alles klappt wie geplant, ist der zielstrebige junge Mann aus Bensheim mit Migrationshintergrund in wenigen Jahren ein engagierter Polizeibeamter der, wann immer es seine Zeit erlaubt, die Menschen mit Zauberkünsten begeistert und zum Staunen bringt.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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