Bensheim. Mit einem ihr sehr wichtigen Zitat des Philosophen Voltaire beginnt die Stellungnahme der Initiative „Bergstraße steht auf“ zu den Geschehnissen rund um den Vortrag von Kayvan Soufi-Siavash (bekannt auch als Ken Jebsen) im Kolpinghaus in Bensheim in der vergangenen Woche. „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst“, wird Voltaire in der Mitteilung zitiert.
Die Initiative steht eigenen Angaben zufolge seit drei Jahren in der Region Bergstraße für demokratischen Werte ein und dazu gehöre auch die uneingeschränkte Meinungsfreiheit. Man distanziere sich im Wertekanon außerdem ausdrücklich von Extremismus, Gewalt, Antisemitismus und menschenverachtendem Gedankengut. Man lade keine Redner ein, die mit diesen Werten nicht übereinstimmen.
Die Initiative dankte in der Stellungnahme der Stadt Bensheim für deren offizielle Aussage, die Meinungsfreiheit sei ein hohes Verfassungsgut, und auch schwierige oder schmerzhafte Meinungen und Ansichten seien zu tolerieren und innerhalb eines gesellschaftspolitischen Diskurses zu diskutieren.
Denn sowohl bei Daniele Ganser (Vortrag im Bürgerhaus im Januar) als auch bei Soufi-Siavash sei von Bürgern und Politik eine indirekte Zensur über den Entzug von Räumlichkeiten gefordert worden. „Das Bürgerhaus ist für uns Bürger da – für alle“, heißt es in der Mitteilung. Es sollte als Bühne Menschen aller Meinungen zur Verfügung stehen, die nicht mit dem Gesetz im Widerspruch stehen. Diese Voraussetzung hätten beide Vortragenden erfüllt. Man bedanke sich auch bei Josef Roesch, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Bensheim, der den Mut gehabt habe, die Meinungsfreiheit zu verteidigen und den Vortrag im Kolpinghaus stattfinden zu lassen. Es dürfe in einer Demokratie nicht passieren, dass Vermieter von Räumen durch politischen Druck zu Absagen genötigt werden, nur weil das Narrativ des Redners nicht zur Meinung bestimmter Menschen passe.
Und man könne die Vorwürfe nicht bestätigen, die dem Redner von der Gegenprotestbewegung gemacht werden. Es solle doch kritisch hinterfragt und recherchiert werden, auch außerhalb von Wikipedia und Google, so die Initiative. Der Vorwurf des Antisemitismus etwa sei schon 2011 zurückgenommen worden.
Im Vortrag in Bensheim habe es von ihm nicht ein böses Wort gegeben. Nicht gegen Juden oder eine Gruppierung, und nicht gegen die Gegendemonstranten – auch nicht, als diese im Jugendraum über der Bühne des Vortragssaales im Kolpinghaus durch Stampfen versuchten, den Vortrag zu stören und dann von der Polizei zur Ruhe gebeten werden mussten.
Seine Hauptbotschaft war, dass man endlich als Bürger wieder in die Eigenverantwortung komme. Dass Propaganda, Angstmache und Meinungsmanipulation durchschaut werden und gemeinsam eine gerechte und faire Welt aufgebaut werden solle. Er habe weder zu Gewalt noch zum Umsturz aufgerufen. Die nächste Revolution solle eine spirituelle sein – ohne jegliche Gewalt, schreibt die Initiative. red
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