Souverän moderiert von Lucia Brauburger, ging der Info-Abend zum Kita-Neubau für Fehlheim und Schwanheim am Donnerstag weitgehend sachlich und konstruktiv über die Bühne – was nicht bedeutet, dass die Zuhörer die Vorträge aus dem Rathaus kommentar- und kritiklos über sich ergehen ließen.
Kritikpunkte: „Sie versiegeln 1000 Quadratmeter Fläche und wollen es, überspitz formuliert, mit Insektenhotels ausgleichen“, führte der Schwanheimer Ortsbeirat Christoph Schweickert aus. Dem entgegnete Nicole Rauber-Jung, dass man für jede Kita, die gebaut werde, Fläche versiegeln müsse. Dann müsste man schon auf Neubauten verzichten, was natürlich keine Option darstellt.
Cosima Seitz (Kirchenvorstand und Chorleiterin in Schwanheim) verwies darauf, dass es besonders kleine oder sensible Kinder in einer großen (und stressigeren) Einrichtung schwerer hätten. „Sie brauchen einen überschaubaren Rahmen. Man kann deshalb nicht sagen, dass eine siebenzügige Kita pädagogisch die beste Lösung ist.“ Dies wiederum hatte Bürgermeisterin Christine Klein angedeutet, die auf Nachfrage deutlich machte, dass sie eine gemeinsame große Kita persönlich favorisieren würde. „In einer kleinen Einrichtung kann man den Kindern nicht alles bieten.“
Ein großes Thema war darüber hinaus die Verkehrsbelastung, die von einigen Besuchern des Info-Abends sowie dem Fehlheimer Ortsvorsteher Stefan Stötzel angesprochen wurde. Als problematisch wurde der Kurvenbereich am Ortseingang angesehen, außerdem läge die neue Kita mit dem vielen an- und abfahrenden Verkehr auf dem Schulweg. Hinzu kämen die engen Straßen in Schwanheim, die durch besagten Hol- und Bringverkehr weiter belastet würden.
Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung äußerte sich zuversichtlich, dass mit einem Verkehrskonzept den Schwierigkeiten erfolgreich begegnet werden könnte. So könne man vor Ort genau schauen, wie die Zufahrt geregelt wird, wo Parkplätze angelegt werden sollten. „Egal, wo gebaut wird, haben wir Verkehr. Das ist nunmal so.“ Man müsse in der Planung verkehrstechnisch das Beste herausholen.
Angesprochen wurde auch die Bebauung als solche in exponierter Lage am Ortsrand. Die maximale Gebäudehöhe beträgt nach aktuellem Stand 9,50 Meter plus zwei Meter für technische Aufbauten wie Photovoltaikanlagen. „Die Kita soll sich ortstypisch der Umgebung anpassen und sich harmonisch einfügen“, so Rauber-Jung. Es soll demnach kein Neubau von der Stange werden.
Alternative: Beifallsbekundungen aus dem Publikum erhielt der Vorschlag einer Besucherin. Warum baue man nicht in Fehlheim im Neubaugebiet eine fünfzügige Einrichtung und in Schwanheim auf einem anderen Grundstück eine Kita mit drei Gruppen, um für die Zukunft gerüstet zu sein und die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten? Als Standort käme dabei ein Grundstück am Ortsausgang von Schwanheim Richtung Jägersburg infrage, das sich in städtischer Hand befindet und bereits in der Auswahl für die Groß-Kita war. Von der Rathausspitze wurde die Option zur Kenntnis genommen, nicht mehr und nicht weniger. Der Schwanheimer Ortsvorsteher Konrad Klapfenberger sah darin allerdings einen „sehr guten Ansatz, den man auf jeden Fall prüfen sollte“.
Pädagogik: „Es wird eine sehr intensive Diskussion zum pädagogischen Konzept geben müssen“, erläuterte Sebastian Scheyhing, der für den Eigenbetrieb Kinderbetreuung als Fachberater tätig ist. Am Donnerstag wollte man diese Debatte bewusst nicht führen, „das hätte den Abend überfrachtet“. Zumal wie angekündigt die baulichen Belange an diesem Abend im Vordergrund stehen sollten. dr
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-info-abend-zum-kita-neubau-kritik-anregungen-und-ein-interessanter-alternativ-vorschlag-fuer-_arid,1871567.html