Bensheim. Gut 20 Jahre hat die Handballspielgemeinschaft (HSG) von TSV Auerbach und SSG Bensheim auf dem Buckel. Und seit fast genau einem Jahr ist der Posten des Ersten Vorsitzenden unbesetzt. Stefan Stehle, der den Vorsitz 2018 übernommen hatte, hatte sich Ende August 2022 nicht mehr zur Wahl gestellt. Ein Nachfolger ist bislang nicht gefunden.
Zweiter Vorsitzender Marc Friedrich teilte am Mittwoch bei der Jahreshauptversammlung in der Gaststätte „Weiherhaus“ mit, dass trotz des Personalproblems an der Spitze der Vorstand gute Arbeit leiste. Die meisten Positionen sind mehrfach besetzt beziehungsweise als Team aufgestellt. Dies ermögliche eine Verteilung der Jobs auf mehrere Schultern, was zudem mehr Sicherheit im operativen Geschäft biete. Er selbst koordiniert das eigens geschaffene Vorstands-Postfach und kümmert sich um die Aufgabenverteilung an der Vereinsspitze.
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Friedrich wies nochmals darauf hin, dass es sich um eine Interimslösung handeln sollte. Doch aus der Übergangsphase ist nach einem Jahr ein Stück Normalität geworden. Das Verhältnis zu den Trägervereinen SSG Bensheim und TSV Rot-Weiß Auerbach, die am Mittwoch durch den Vorstandsvorsitzenden Horst Knop und Vizepräsident Bernd Linke vertreten war, sei so gut wie lange nicht, betonte Marc Friedrich.
Viele sportliche Erfolge
Knop gab das Lob zurück und sprach von einer herausragenden Jugendarbeit und vielen sportlichen Erfolgen in allen Altersklassen sowohl im weiblichen wie auch im männlichen Bereich.
Einen Einblick in die Organisation des Spielbetriebs gab Dieter Brandt. Abgesehen vom Flames-Bundesliga-Team und den Junior-Flames ist er für alle Mannschaften zuständig.
Finanziell steht die HSG auf einem soliden Fundament, wie Silas Herborn mitteilte. Die Basisfinanzierung erfolgt über regelmäßige Zuwendungen der Trägervereine. Trotz allgemein steigender Kosten sind die Einnahmen durch Feste weiterhin erfreulich, auch das Spendenaufkommen hatte sich zuletzt durch eine größere Zuwendung sehr positiv entwickelt.
Allerdings musste der Verein wiederholt Geldstrafen zahlen, weil die erforderliche Anzahl der Schiedsrichter nicht erreicht wurde. Ein Handicap, das Geld und Punkte kostet. Obwohl die HSG durch eine mit finanziellen Anreizen verbundene Schiedsrichterinitiative aktiv geworden war, bleibt das Thema akut.
Schiedsrichter werden dringend benötigt
Das vom Verband vorgegebene Schiedsrichter-Soll für die HSG liegt bei 14 Unparteiischen. Momentan fehlen mehrere Referees, so Philipp Kuch. Auch in der Saison 2023/24 muss man sich auf Geldstrafen einstellen. „Die Situation bleibt prekär“, stellte Eric Hartmann für die Sparte der Zeitnehmer- und Schiedsrichterwarte fest. Es müsse nun nicht nur darum gehen, neue Schiedsrichter auszubilden, sondern auch den Bestand zu halten. Auch in den vergangenen Monaten wurden Abgänge verzeichnet.
Sollte sich an diesem Zustand in den nächsten Jahren nichts ändern, drohen kontinuierlich steigende Geldstrafen und zusätzliche Punktabzüge. Die dringend benötigten Schiedsrichter müssen nach Einschätzung von Kuch vereinsintern vor allem unter den Aktiven gewonnen werden. Neben der üblichen Aufwandsentschädigung erhalten diese einen Bonus durch den Verein. Für junge Leute sei der Schiedsrichter-Job bei der HSG durchaus lukrativ.
Der Mangel an Unparteiischen ist keineswegs eine Bensheimer Spezialität: In ganz Hessen, aber auch in Bayern und Baden müssen Clubs wegen Nichterfüllung des Solls Federn lassen. Im Amateurhandball geht dieses Ehrenamt immer weiter verloren, die Quoten können vor Ort immer seltener erfüllt werden.
"Das ist alles sehr ärgerlich"
„Stell dir vor, es ist Handball und keiner pfeift.“ So krass ist die Situation derzeit in der Region. HSG-Trainer Moritz Brandt (1. Herren) wollte die Lage am Mittwoch nicht schönreden. Wer mit einem Minus von vier Punkten in die Saison starte, der habe es schwer, sich in der Bezirksoberliga im avisierten Mittelfeld der Tabelle zu positionieren. „Die Lage ist sehr ernst!“
Brandt äußerte sich kritisch über die sportliche Bürde aufgrund des ungelösten Schiedsrichter-Problems und plädiert für noch mehr Energieaufwand auf allen Ebenen, um die Situation zu verbessern. „Das ist alles sehr ärgerlich!“
Sportlich lief es für die HSG zuletzt recht rund, die 2. Herren spielen Bezirksliga B. Beim männlichen Nachwuchs konnte man nach einigen Jahren Leerlauf wieder eine A-Jugend ins Rennen schicken. Bei den jüngsten Jahrgängen ist der Verein mit gemischten weiblich-männlichen Teams am Start. In der C-Jugend besteht weiterhin eine Kooperation mit dem VfL Heppenheim. Die Truppe spielt in der dreigliedrigen Oberliga Hessen.
Mobiles Tor beim Festumzug
Auch abseits der Halle ist die HSG wieder mehr unterwegs. Beim Winzerfestumzug in der nächsten Woche wird man mit einem mobilen Tor und vielen Jugendspielern dabei sein. Die Sparten Öffentlichkeitsarbeit, Social Media und Homepage werden von einem jungen Team gemanagt. Die Kommunikation sei deutlich besser geworden, so der Zweite Vorsitzende, der trotz andauernder Vakanz auf dem Spitzenposten ein funktionierendes Team um sich weiß.
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