Innenstadt

Grünes Hoffart-Gelände, grauer Bensheimer Marktplatz?

Das Hoffart-Gelände soll von einer Brache zur grünen Oase hochgezüchtet werden - mit Geld aus dem Förderprogramm Zukunft Innenstadt. Die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung ist nur noch Formsache.

Von 
Dirk Rosenberger
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Es grünt so grün: So könnte das Hoffart-Gelände zwischen Parktheater und Bundesstraße aussehen, wenn das Urban-Gardening-Konzept mit Spiel- und Veranstaltungsmöglichkeiten umgesetzt wird. © GDLA | gornik denkel | landschaftsarchitektur

Bensheim. Wenn’s mal wieder länger dauert, soll (Achtung, Werbung) angeblich ja ein Snickers helfen, um nicht die Contenance zu verlieren. Oder die Last einer Zwangspause entspannt abzuschütteln, vermutlich aufgrund des Zuckerschocks. Betrachtet man den Bensheimer Marktplatz unter diesem Gesichtspunkt, wären mehrere Wagenladungen mit Schoko-Riegeln hilfreich zur Beruhigung potenziell blanker Nerven. Die aktuelle Fastenzeit selbstredend mal ausgenommen.

Unstrittig ist ohnehin, dass bis zu einer – wie auch immer gearteten – Lösung für diesen zentralen Bereich in der Innenstadt noch einige Zeit verstreichen wird. Zuzüglich zu den gefühlten Äonen, die sich im Praxistest als knapp vier Jahre seit dem Abriss des Hauses am Markt herauskristallisieren.

Thema zwangsläufig vertagt

Im Bauausschuss wies Vorsitzender Thomas Götz (Grüne) am Donnerstag darauf hin, dass Überlegungen für eine Zwischennutzung gar nicht so schlecht wären. Er hatte deshalb bei Bürgermeisterin Christine Klein eigentlich um die Teilnahme einer Vertreterin des Stadtmarketings gebeten. An welcher Stelle die Kommunikationskette letztlich gerissen ist, ließ sich in der Sitzung nicht aufklären. Jedenfalls musste der Tagesordnungspunkt ohne kompetente Einordnung aus den Reihen der Stabsstelle auskommen und wurde am Ende vertagt.

Götz tat jedoch kund, dass er die aktuelle Situation am oberen Marktplatz für nur mäßig befriedigend halte. Zu klären sei daher, ob man mit geringen Investitionen beispielsweise erreichen könne, dort mehr Events (möglicherweise eine Kulturbühne oder Ähnliches) auf die Beine zu stellen.

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Bei einer Wartezeit, die in der Größenordnung von Jahren liege, „ist es nur vernünftig, darüber nachzudenken, wie man überbrücken kann“, so der Grünen-Kommunalpolitiker. Peter Leisemann (FWG) hätte da eine Idee, die den Ausklang der aufgeschobenen Diskussion mit dem danach anstehenden Thema verband. „Was auf das Hoffart-Gelände soll, könnte man doch dort oben aufbauen.“

Die Brache zwischen Parktheater und B 47 sowie bekanntermaßen Keimzelle der städtischen Betonblumenkübel soll zu einer grünen Oase werden, zumindest in der Vorstellung des Magistrats und der Verwaltung. Urban Gardening (städtisches Gärtnern) lautet die Überschrift, das Konzept sieht unter anderem Hochbeete, Sitzgelegenheiten, eine Fassadenbegrünung am Parktheater und Pergolen vor. Im Oktober fasste die Stadtverordnetenversammlung den Grundsatzbeschluss, finanziert wird das Vorhaben vornehmlich aus dem Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“.

Neben dem Hoffart-Gelände soll der Hostinné-Platz aufgewertet werden. Die Gesamtkosten liegen bei 375 000 Euro, 300 000 Euro schießt das Land aus Steuergeldern zu. Für die Aktivierung des öffentlichen grünen Daumens müssen 136 000 Euro investiert werden, die Stadt ist mit 27 000 Euro anteilig dabei (wir haben berichtet).

Im Bauausschuss gab es in erster Linie Zustimmung. Die BfB sei grundsätzlich dafür, dass dort etwas passiert, bemerkte Norbert Koller. Er wollte allerdings erneut wissen, welche potenziellen Investoren es für das Gelände gebe und ob die Stadt nicht in dieser Richtung aktiv werden wolle. Ein verstärktes Engagement des Rathauses wies Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung (CDU) zum jetzigen Zeitpunkt aber zurück. Sie wolle in der Innenstadt keine dritte Baustelle (nach Marktplatz und Neumarkt) aufmachen, vor allem mit Blick auf die personellen Optionen in der Verwaltung und deren Arbeitsbelastung. Darüber hinaus vertrügen die Bürger auch nur eine gewisse Anzahl von Baustellen in der Innenstadt zur gleichen Zeit.

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Erst müsse man die großen Baustellen schließen, bevor ein neues Fass aufgemacht werde. Das Projekt bezeichnete sie als Experiment in Sinne des Förderprogramms. Wenn man mit der Zeit feststelle, dass Teilaspekte dort nicht funktionierten, könnten sie auch anderswo aufgebaut werden – beispielsweise am Marktplatz. „Das meiste ist nicht ortsgebunden.“

Das wiederum wäre im Sinne von Peter Leisemann. Er erinnerte daran, dass seine Fraktion beantragt habe, die Entscheidung zu verschieben, bis feststeht, ob auf dem Areal jemand bauen möchte. Eine Mehrheit gab es dafür damals nicht. Trotzdem solle man jetzt nicht das Geld dort reinstecken. Der Marktplatz könne eine Aufwertung als grüne Oase viel besser vertragen. Zumal die Lärmbelastung der angrenzenden Bundesstraße seiner Ansicht nach ein Problem darstellt.

Fatemeh Schmidt hingegen lobte für die Grünen das Vorhaben und die Möglichkeit für die Bürger, sich zu beteiligen und aktiv einzubringen. „Schön, dass es endlich soweit ist.“ Generelle Freude signalisierte auch Tobias Fischer (FDP). Seine Fraktion beschäftigt jedoch die Frage nach den Folgekosten, weshalb man sich bis zu einer Klärung enthalten werde.

Folgekosten nicht zu beziffern

Rauber-Jung erläutere wie bereits zuvor im Sozialausschuss, dass die Folgekosten momentan nicht beziffert werden könnten, weil man nicht wisse, mit welchen Ideen die Bürger kämen. Sie schätzte die wiederkehrenden Ausgaben aber als nicht allzu hoch ein. Nach einem Jahr im Betrieb sehe man klarer und könne es seriöser benennen.

Keine Bedenken hatte die SPD in Person von Ralph Stühling. „Es ist ein Experiment, das man machen muss und den Bürgern an die Hand geben sollte.“ Am Ende votierte im Bauausschuss mit Ausnahme der FWG (dagegen) sowie FDP und BfB (Enthaltung) die Mehrheit für eine Umsetzung des Konzepts.

Im Sozialausschuss am Mittwoch fiel das Abstimmungsergebnis ähnlich aus, bei einer Enthaltung der FDP und einer Nein-Stimme der FWG.

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