Schönberg. Als die Jugendfeuerwehr Schönberg am 28. April 1972 gegründet wurde, war die Freiwillige Feuerwehr Schönberg noch nicht ganz 37 Jahre alt, denn sie war erst am 29. Juli 1935 gegründet worden. Es war zwar nicht die erste der heute insgesamt zehn Jugendwehren im Stadtgebiet, es war die achte Nachwuchsabteilung, aber dennoch war das in Schönberg damals noch keine Selbstverständlichkeit.
„Der Gründung waren einiges an Diskussion und kritischen Fragen zu Ausstattung, Finanzierung und Nutzen der neuen Abteilung vorausgegangen“, so Stadtbrandinspektor und Schönberger Wehrführer Jens-Peter Karn bei der Jubiläumsfeier am Samstagabend.
Gefeiert wurde der 50. Geburtstag zwar Corona-bedingt mit einem Jahr Verspätung, doch das Gemeinschaftshaus Schönberg/Wilmshausen war voll besetzt, denn zum Jubiläum hatten sich Abordnungen der Feuerwehren aus Auerbach, Bensheim-Mitte, Fehlheim, Wilmshausen, Gronau und Zell eingefunden. Alle hatten erst am Vorabend ordentlich zu tun gehabt, denn ein heftiger, aber kurzer Regenguss hatte einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig und notwendig die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren ist.
Viele haben „Karriere gemacht“
Das bekräftigte im Gemeinschaftshaus auch Stadtrat Oliver Roeder mit der Ergänzung, dass diese Einsatzbereitschaft auf Dauer nur durch die Jugendfeuerwehr gesichert werden könne. Dies bestätigte auch Wehrführer Karn, denn von 24 Kameraden in der Einsatzabteilung waren zwölf in der Jugendfeuerwehr. Und einige von ihnen haben auch Karriere gemacht und nicht nur Verantwortung als Jugendwart übernommen.
Michael Lortz – auch Ortsvorsteher von Schönberg – war Stadtjugendwart von Bensheim und ist aktuell stellvertretender Wehrführer in Schönberg. Auch Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn hat in der Schönberger Jugendfeuerwehr angefangen, war Jugendwart und hat recht früh als Nachfolger seines verstorbenen Vaters die Leitung der Schönberger Wehr übernommen.
Dass sich die Zeiten seit der Gründung vor 50 Jahren jedoch deutlich verbessert haben, war von Karn ebenso zu hören. Er erinnerte an die ersten Zeltlager und einfachsten Verhältnissen. Geschlafen wurde in Rundzelten auf Decken. Zum Waschen musste eine einfache Schüssel ausreichen und der Gaskocher sicherte die Verpflegung.
Die Gruppenstunden erfolgten im Sommer im Freien, im Winter standen die Räumlichkeiten der alten Schule zur Verfügung, wo neben der feuerwehrtechnischen Ausbildung auch gebastelt wurde. Besonders hervorzuheben ist dabei das Modell des Schönberger Schlosses, das die Jugendlichen unter Anleitung von Horst Schaarschmidt in den Jahren 1973 bis 1979 erstellt haben und dann bei den Winzerfestumzügen in Bensheim zu sehen war.
2008 Kinderfeuerwehr gegründet
Aber die Zeiten veränderten sich, Feuerwehr und Sportverein waren bald nicht mehr die einzigen mit attraktiven Freizeitangeboten und die Jugend orientierte sich anders. Erschwerend kam für die Feuerwehr hinzu, dass Kinder erst ab zehn Jahren zur Feuerwehr gehen konnten. Mit der Gründung einer Kinderfeuerwehr zusammen mit Wilmshausen im Januar 2008 eröffnete man eine Alternative.
Dass die Zeiten andere geworden sind, belegte Jens-Peter Karn auch mit Zahlen. Hatten vor 50 Jahren die acht Bensheimer Jugendfeuerwehren insgesamt 150 Mitglieder, stehen heute in den zehn Jugendfeuerwehren lediglich 90 mögliche Nachwuchskräfte zur Verfügung.
Angesichts dieser Zahlen sieht sich Karn in Schönberg mit zehn Mitgliedern in der Jugendfeuerwehr (sieben Mädchen, drei Jungs) und 15 Kindern bei den „Löschmäusen“ allerdings auf einem guten Stand.
Diese „Mädchenlastigkeit“, so Karn, wäre früher ein Novum gewesen. So waren beispielsweise 1985 nur zwei Mädchen bei der zwölfköpfigen Jugendfeuerwehr.
Das Jubiläum war ein guter Anlass, den Jugendwarten und Betreuern der vergangenen Jahrzehnte, aber auch den aktuellen für ihre Arbeit zu danken.
Mit einem Präsent wurde den anwesenden Gründungsmitgliedern Alfred Schäfer, Roland Grüner, Willi und Walter Koch sowie den ehemaligen Jugendwarten Horst Nicolai und Ralf Domday gedankt. Die Ehrung für ihr Engagement bei der Förderung der Jugend erfolgte durch Bezirksjugendfeuerwehrwart Pierre-André Reisig. Er überreichte Urkunde und Floriansmedaille in Bronze an Martina Lortz (Jugendwartin 2012 bis 2017) und Walter Koch (Jugendwart 1980 bis 1984) sowie die Floriansmedaille in Silber an Ramona Karn (Jugendwartin und Gründung Kinderfeuerwehr) und an Jens-Peter Karn (Jugendwart 1992 bis 1997).
Ehrungen und Auszeichnungen
Michael Lortz, der lange Jahr als Stadtjugendwart engagiert war, konnte nicht geehrt werden, da er die Floriansmedaille in Gold schon hat.
Die Arbeit der aktiven Jugendwarte Marcel Becker und Leonhart Karn wurde mir der Überreichung der Urkunde des Kreisfeuerwehrverbandes zum 50-jährigen Bestehen der Jugendfeuerwehr gewürdigt.
Reisig nutzte die Gelegenheit, auf die Delegiertenversammlung am 5. Mai hinzuweisen, bei der es um die Besetzung der Leitung der Kreisjugendfeuerwehr geht.
Stadtrat Oliver Roeder, der auch für Bürgermeisterin Christine Klein und Stadträtin Nicole Rauber-Jung die Glückwünsche zum 50. Geburtstag überbrachte, sprach von einer Erfolgsgeschichte und bezog sich, wie schon zuvor Wehrführer Karn, auf einen Bericht im Bergsträßer Anzeiger, der im Mai 1972 mit dem Titel „Auf der Jugend liegt die Hoffnung“ von der Gründung der Schönberger Jugendfeuerwehr berichtet hatte. Zum Wohle Schönbergs wünschte er das auch für die Zukunft.
Bereits nach 45 Minuten konnte Karn den offiziellen Teil der Jubiläumsfeier beschließen und die vorbereitete Bilderschau mit Dokumenten aus 50 Jahren Jugendfeuerwehr Schönberg starten. Sie war auf Dauerschleife eingestellt, so dass auch das Gespräch untereinander möglich war.
Nach dem einsatzreichen Freitagabend durch das Unwetter dürfte die Jubiläumsfeier aber vermutlich nicht zu lange ausgedehnt worden sein, denn bereits am folgenden Sonntag waren die Schönberger Kameraden schon ab 10 Uhr am Feuerwehrgerätehaus bei ihrem Pumpenfest im Einsatz.
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