Sicherheit

Heißausbildung: Feuerwehr probt bei 450 Grad im Brandcontainer

48 Einsatzkräfte nahmen am Wochenende an der „Heißausbildung“ teil. Rund 160 Holzpaletten gingen dabei in Flammen auf.

Von 
Jeanette Spielmann
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Zum zweiten Mal stellten sich 48 Brandschützer aus den Bensheimer Feuerwehren an drei Tagen der enormen Herausforderung einer „Heißausbildung“ im bis zu 450 Grad heißen Brandcontainer. © Thomas Neu

Bensheim. Sie gehen für ihr ehrenamtliches Engagement nicht nur buchstäblich durchs Feuer, sondern auch an ihre Grenzen. Bereits zum zweiten Mal stellten sich 48 Brandschützer aus den Bensheimer Feuerwehren an drei Tagen der enormen Herausforderung einer sogenannten „Heißausbildung“.

Nach der Premiere im vergangenen Jahr war die Firma Atemschutz von Silvio Röser aus Rötha im Landkreis Leipzig mit ihrem Brandcontainer wieder nach Bensheim gekommen, um den örtlichen Atemschutzträgern Brandbekämpfung unter realistischen Bedingungen näher zu bringen.

Denn Übungen und Atemschutzlehrgänge sind das eine und die Realität ist das andere. Erst wenn die Feuerwehrkräfte mal einen Durchgang durch den Brandcontainer hinter sich gebracht haben, haben sie eine Vorstellung davon, was im Ernstfall wirklich auf sie zukommt. Denn der gasbefeuerte Brandcontainer, der den Atemschutzträgern in Bürstadt für die Lehrgänge zur Verfügung steht, kommt nicht so nah an die Realität heran, wie die feststoffbetriebene Anlage, durch die sich die Brandschützer am Wochenende kämpfen mussten.

Auf Knien und ohne Sicht durch die verrauchte Übungsstrecke.

Dabei haben sie es nicht nur mit Temperaturen zwischen 150 und 450 Grad zu tun, sie haben auch keinerlei Sicht und müssen sich auf den Knien und mit den Händen durch die enge und über zwei Etagen verlaufende Übungsstrecke vortasten und mögliche „Verletzte“ (Dummys) finden.

Jeweils zwei Brandschützer gehen mit einem Ausbilder in den Container. Nicht nur zur Sicherheit, sondern auch, um im Nachgang darauf hinzuweisen, was besser zu machen ist. Das fängt beim richtigen Tragen der Schutzkleidung an, geht über die richtige Türöffnungsprozedur, dem Schlauchmanagement, dem Absuchen von Räumen und der Personenrettung bis zum richtigen Einsatz von Löschmitteln.

Mit 160 Holzpaletten wurde der Brand-container befeuert. © Thomas Neu

Die Teilnehmer werden dabei an ihre eigenen physischen wie psychischen Belastungsgrenzen herangeführt und dadurch auf kommende echte Einsätze vorbereitet. „Wie beim Autofahren muss das ins Unterbewusstsein übergehen“, macht Bürgermeisterin Christine Klein die Bedeutung und Effizienz dieser Heißausbildung deutlich.

Wertvolle Tipps für die Einsatzkräfte

Denn Brandeinsätze machen heute im Einsatzgeschehen der Feuerwehren nur noch einen kleinen Anteil aus, weswegen möglichst realistische Übungsszenarien so wichtig sind. Je realistischer diese Übungen sind, um so besser sind die Einsatzkräfte vorbereitet.

Firmenchef Silvio Röser ist selbst ein erfahrener Feuerwehrmann, der viele Jahre bei der Frankfurter Flughafen-Feuerwehr im Einsatz war. Aus gesundheitlichen Gründen musste er umsatteln und hat die Atemschutzfirma gegründet. Da es seine mobile Anlage mit den beiden in L-Form aufgebauten Brandcontainern so nur einmal in Deutschland gibt, sind seine Dienste sehr gefragt. „Wir sind auf zwei Jahre im Voraus ausgebucht“, sagt Röser.

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Das hat Gründe, denn jeder, der diese Heißausbildung mal mitgemacht hat, ist begeistert und das nicht nur wegen der speziellen Erfahrung, sondern auch wegen der sehr guten Erklärung und Schulung in Theorie und Praxis. Sogar erfahrene Feuerwehrkräfte können da noch etwas lernen und nehmen wertvolle Tipps mit. Nicht alle wollen die Erfahrung noch einmal machen, aber am Wochenende gab es durchaus Wiederholungstäter. Auch Feuerwehrfrauen waren unter den Teilnehmern und hin und wieder macht Röser die Erfahrung, dass sie den kühleren Kopf behalten. Befeuert wurde der Brandcontainer mit Holzpaletten. Rund 160 Stück gingen von Freitag bis Sonntag buchstäblich in Flammen und Rauch auf. Mit Theorie und Praxis, Einweisung und Nachbesprechung für die jeweils 16 Teilnehmer täglich, zog sich die Ausbildung über den ganzen Tag hin. Das muss organisiert werden, denn die Feuerwehren müssen für den Ernstfall trotzdem einsatzfähig sein.

Ebenso war das DRK vor Ort, um bei Verletzungen oder Problemen sofort zu helfen, für die Verpflegung musste ebenfalls gesorgt werden. Allen Beteiligten dankte Bürgermeisterin Christine Klein für die Teilnahme und Unterstützung. Auch zwei Heppenheimer Kameraden waren unter den Teilnehmern, da sie den Platz für zwei erkrankte Bensheimer Brandschützer übernehmen konnten. „Ein Beitrag interkommunaler Zusammenarbeit“, meinte Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn augenzwinkernd, der zusammen mit seinem Stellvertreter Jürgen Ritz ebenfalls vor Ort war.

Freie Autorin

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