Verschönerungsverein Gadernheim

Die Retter des Rathaus-Turms von Gadernheim

Verschönerungsverein Gadernheim: Bei der 50-Jahr-Feier erinnerte Festredner Thomas Böhm an die zahlreichen Verdienste der Organisation.

Von 
Ferdinand Derigs
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Die beiden Vorsitzenden des Verschönerungsvereins, Sigrid Schmidt (Dritte von links) und Gerlinde Eßinger (rechts), ehrten langjährige Mitglieder. Mit auf dem Bild Festredner Thomas Böhm (Zweiter von links). © Ferdinand Derigs

Gadernheim. Aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens hatte der Verschönerungsvereins Gadernheim zu einem Kaffeenachmittag eingeladen. Gerlinde Eßinger, seit 2021 im Amt, freute sich mit den Gästen „auf einen unvergesslichen Nachmittag“ und dankte allen Helfern, besonders den Landfrauen und der Freiwilligen Feuerwehr.

Pfarrerin Marion Mühlmeier („Ihr seid ein Segen für uns alle“) hatte für die Vorstandsmitglieder als Überraschung jeweils ein kleines Kreuz mitgebracht und segnete sie für ihr Tun. Mit musikalischen Einlagen unterhielten Petra Meister (Klavier) und Silvana Czwikla (Gesang) die Gäste.

Festredner Thomas Böhm nahm die Gäste, unterstützt von zahlreichen Bildern aus dem eigenen Fundus, mit auf eine Zeitreise durch die 50-jährige Geschichte des Vereins. „Die Heimatverbundenheit und der Erhalt des heimatlichen Kulturgutes war von Beginn an Teil der DNA und ein fundamentaler Kern des Vereins, der am 5. April 1974 im Erbacher Hof gegründet wurde“, machte Böhm die Verbundenheit mit dem Heimatort deutlich.

Die Dorfverschönerung Gadernheims war das erste Ziel

„59 Frauen und Männer traten damals spontan dem Verein bei. Einige davon sind heute unter uns.“ Diese erhielten Auszeichnungen. „Der Verschönerungsverein hatte in seiner 50-jährigen Geschichte nur vier Vorsitzende“, fuhr Thomas Böhm fort. Zum ersten Vereinschef wurde Reinhardt Böhm gewählt, der im Jahr 2007 verstarb. Sein damaliger Stellvertreter, der heutige Ehrenvorsitzende Gerhard Trautmann, führte den Verein dann bis ins Jahr 2012. Ihm folgte Jürgen Machleid, der 2021 verstarb. Seitdem steht Gerlinde Eßinger mit Sigrid Schmidt an der Spitze des Vorstands.

Zitate aus den Grußworten

„Wenn es keine Verschönerungsvereine gäbe, müssten wir sie erfinden.“ – „Wir brauchen den Verein, sonst wären viele Aufgaben nicht möglich.“ – „Es liegen noch einige Aufgaben vor uns, wie die Gestaltung des Mini-Parks und als weiteres Ziel die Sanierung des alten Rathauses.“ – „Macht mit, denn hier könnt Ihr unmittelbar einwirken.“ (Bürgermeister Andreas Heun)

„Der Verein wurde gegründet, als es die modernen Zeitvernichter noch nicht gab“. (Helmut Adam, Vorsitzender der Gemeindevertretung).

„Ihr investiert viel Zeit und müsst trotzdem manche Schelte einstecken.“ (Ortsvorsteher Hans-Jürgen Ramge)

„Ich wünsche Euch viel Nachwuchs und eine grüne Hand“. (Christiane Kosch vom Verschönerungsverein Schannenbach)

„Sprecht die Neubürger an. Sie wollen helfen. Von zehn kriegt ihr drei“. (Albrecht Kaffenberger vom Verschönerungsverein Reichenbach). fred

„Das erste Ziel des Vereins war die Dorfverschönerung“, betonte Thomas Böhm. „Viele Dinge, die damals geschaffen wurden, gehören heute wie selbstverständlich zum Ortsbild“, zeigte er ein Schaubild aus der Festschrift zum zehnjährigen Bestehen des Vereins. „Sogar zum Landessieger im Wettbewerb ,Unser Dorf soll schöner werden‘ hat man es damals im Jahr 1976 gebracht.“ Eine Ortschronik und ein Film „Ein Dorf stellt sich vor“ wurden erstellt. In den Folgejahren wandte sich der Verschönerungsverein dem Erhalt des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Rathauses zu. Viele Arbeitsstunden wurden unter anderem für die Renovierung und Einrichtung eines Heimatmuseums im Erdgeschoss investiert. Es folgten dort mehrere Ausstellungen, darunter eine über die Geschichte der Chemiefabrik in Lautern unter dem Titel „Von der Blaufarbenfabrik zum modernen Chemiewerk“.

Ein Nibelungendorf entstand in Raidelbach

Zudem widersetzte der Verein sich erfolgreich einem Abriss es maroden Rathaus-Turms. Der Turm wurde daraufhin kostengünstig und fachgerecht von einer ortsansässigen Firma renoviert. 1984 richtete der Verein ein Glockenspiel ein, das lange Jahre von Willi Bickelhaupt in Schuss gehalten wurde und aktuell von Daniel Käferstein betreut wird. 1990 wurde das Glockenspiel noch erweitert.

Die Gründungsmitglieder wurden ebenfalls ausgezeichnet. © Ferdinand Derigs

1985 wurde ein Mundartbuch von Heinz Böhm vorgestellt, unter anderem mit der „Dibbeuhr“. Diese ungewöhnliche „Zeitmessung“ lässt sich auf die früher weit verbreiteten Nachttöpfe zurückführen, die je nach Füllstand darüber Auskunft gaben, wie weit die Nacht schon fortgeschritten war, wie Thomas Böhm zur Erheiterung der Gäste erläuterte.

Im Jahr 2000 baute der Verein anlässlich des Nibelungenzugs ein Nibelungendorf in Raidelbach auf. „Die Mitwirkenden sahen wirklich toll aus ihren historischen Kostümen“, erinnerte Böhm.

Trotz Digitalisierung seien persönliche Treffen immer noch das beste Mittel

Einige Dorffeste wurden in den folgenden Jahren gefeiert. Eine Broschüre mit Kartoffelrezepten stammt aus dieser Zeit. Sie wurde anlässlich eines Kartoffelfestes im Jahr 2002 aufgelegt.

Die Jubilare

Treue Mitglieder wurden bei dem Fest des Verschönerungsvereins ausgezeichnet:

50 Jahre: Greta Sattler, Albert Zink, Günter Pfeifer, Willi Böhm, Ingrid Trautmann, Sigrid Ross, Karl Maurer, Renate Rausch, Monika Reimund, Gabi Böhm, Hilde Meisinger, Volker Knapp.

45 Jahre: Reinhard Schmidtke, Anneliese Böhm

25 Jahre: Maria Trautmann, Dieter Kaffenberger

20 Jahre: Dagmar Böhm, Rainer Böhm, Ilona Mink und Gertrud Pfeifer

Zehn Jahre: Anette Böhm, Thomas Böhm, Kathrin Eßinger, Wolfgang Hechler, Daniel Käferstein, Jürgen Kaltwasser, Silvia Meyer, Astrid Schulze Icking, Hans Georg Schwabe und Peter Zillig. fred

Heute sei es für einen Verein kaum mehr möglich, ein Fest allein zu organisieren, so Böhm weiter. Er sei aber stolz, dass die Gadernheimer Vereine zusammenhielten und sich gegenseitig unterstützen. Damit kämen sie ihrer sozialen Aufgabe nach, das Miteinander zu fördern. „Persönliche Treffen sind trotz der Digitalisierung immer noch das beste Mittel, miteinander in Kontakt zu kommen.“

Nachdem der Verschönerungsverein im Jahr 1989 eine Sonnenuhr im Minipark installiert, zwischen 1986 und 1989 eine Allee an der Mittelpunktschule angelegt wurde 2004 bei einem Dorffest ein Zunftbaum aufgestellt. Zum Gedenken an Reinhardt Böhm wurde am oberen Ortseingang einen Platz unter seinem Namen eingeweiht.

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Vor sieben Jahren nahm der Verein am Festumzug zur 650-Jahr-Feier Gadernheims teil. Auch kümmert er sich um das „Premium-Projekt“ in der Ortsmitte, den Jarnacplatz. „Alles folgte einem Plan. Das ist mir bei der Vorbereitung zu diesem Nachmittag bewusst geworden“, so Thomas Böhm.

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