Auerbach. Zwei Jahre lang fielen die beliebten Kunsthandwerkermärkte im Fürstenlager völlig aus. Nun machten die seit dem 20. März gelockerten Corona-Regeln solche Veranstaltungen doch wieder kalkulierbarer – und Stefan Jagenteufl von der Schlösserverwaltung startete mit der Erfinderin von Künstlerweihnacht, Frühjahrs- und Herbstmarkt im Fürstenlager, Sabine Müller, einen echten Schnellschuss.
Innerhalb von nur zwei Wochen organisierte Müller den kompletten Markt unter der Marke „Tausenschöön!“. Sie schrieb in Frage kommende Künstler an und erhielt sogar mehr Zusagen als pandemiegerecht untergebracht werden konnten.
Spannende Angebote
Zum Zuge kamen dann am Wochenende etwa zur Hälfte Kunsthandwerker, die schon öfter da waren oder sogar regelmäßig im Fürstenlager teilnehmen. Die andere Hälfte bestand aus Neulingen mit zum Teil überaus spannenden Angeboten. So etwa Norbert Offermann aus Zwingenberg, der unter dem Namen „Herzholz“ individuelle Schneidbretter aus ganz unterschiedlichen heimischen und exotischen Hölzern fertigt. Diese werden in Leisten und Klötzchen gesägt und zu geometrischen Mustern verleimt, die die natürliche Färbung und Maserung der Hölzer kontrastreich zur Geltung bringen. Die edel aussehenden Küchenaccessoires sind dabei überaus alltagstauglich.
Neu dabei auch Barbara Dörr mit Schmuck aus allerfeinsten Perlen, die gefädelt und verhäkelt zu teilweise dreidimensionalen Gebilden besonders leichte und weich fließende Unikate mit unwiderstehlicher Haptik ergeben.
Ebenfalls neu dabei waren Elke Reuter vom „Kiosk“ aus Seeheim, die unter ihren Filztaschen und Accessoires sogar Schulranzen anbot, und Jutta Quick mit ihren kleidsamen „Textil- und Schmuckexperimenten“. Marianne Uhlmann zeigte erstmals ihre abstrakte Malerei auf dem Markt und Loban Sabbagh aus Zwingenberg hatte Beispiele ihrer Tier- und Menschenporträts mitgebracht, die sie als zarte Pastellmalerei im Auftrag anfertigt.
Robuster dagegen das Angebot der beiden „neuen“ Keramikerinnen Margit Uhlmann und Elke Friedrich-Albiez mit zum Teil entschieden skurrilen Schöpfungen fürs Haus und für den Garten. Da sprießen pflanzliche Haare aus getöpferten Schädeln, wie Untersee-Kreaturen wirkende Wesen bieten sich zur Freiluftdeko an, Tassen stehen auf grazilen Beinen und Schüsseln werden von tänzelnden Wucherungen bekrönt.
Schon zu den festen Größen auf den Märkten im Fürstenlager zählen Thomas Schöppner mit kunstvoll gedrehtem Holz, Petra Schöppner mit ihrer Kombination aus Papier und Schmuck und die ebenfalls dem schönen Papier Verfallenen Anneke de Raadt und Yvonne Bankmann. Schmückende Glanzstücke von Marion Günzel, Seidenmalerei von Gerlinde Grundmann und die edlen Handwebereien von Anna Luise Schneider gehören wie die Vorgenannten zu den von den Besuchern schon länger hochgeschätzten Angeboten.
Serie „Frau mit Haustier“
Schon oft dabei war auch Ute Faldermann-Weiß aus Mühltal mit „Verfilztem“ – meist aus Merinowolle geschaffenen Tierfiguren, die sie inzwischen zu ganzen Gruppenplastiken erweitert, gern auch augenzwinkernd und in Serien, etwa zum Thema „Frau mit Haustier“. Hier sieht man nicht nur Frauchen mit Hund oder Katzen spielen, sondern auch solche mit einem großen Fisch auf dem Schoß oder in liebevoller Umarmung mit einem riesigen Eisbären.
Auf der kulinarischen Seite eröffnete Stefan Jagenteufl das Angebot im Wachhäuschen mit selbst im Fürstenlager angebautem Kerner, Quiche und Brot aus dem neuen Backofen des Fürstenlagers. Außerdem gab es im Küchenbau Lippischen Pickert als süße und als salzige Variante und besondere hausgemachte Marmeladen von Ute Hoffmann sowie unten am Fremdenbau Odenwälder „Feine Spezialitäten“ in vorwiegend hochprozentiger, trinkbarer daneben aber auch streichfähiger Form.
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Ebenfalls ins Kulinarische, wenn auch in gedruckter Form, zielte das von Sabine Müller herausgegebene und schön gestaltete Apfelkochbuch mit Rezepten, die einst beim Herbstmarkt auf dem Auerbacher Dorfplatz im Rahmen eines Apfelkuchenbackwettbewerbs unter reger Teilnahme der Bevölkerung gesammelt wurden.
Bestes Wetter an beiden Tagen erhöhte die Attraktivität der ohnehin beliebten Veranstaltung um Wachhäuschen, Küchen- und Fremdenbau noch – ein Effekt, der auch einer Auktion zugunsten eines Ukraine-Hilfsprojekts des Vereins Wir sind Bergstraße und dem Team Bensheim der Tour der Hoffnung zu Gute kam. Regionale Künstler schufen eigens für diesen Zweck in den Nationalfarben der Ukraine Gelb und Blau gehaltene Werke, die am Sonntagnachmittag am Brunnen neben dem Herrenhaus versteigert wurden.
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