Ortsbeiräte Fehlheim und Schwanheim - Bei gemeinsamer Sitzung ging es erneut um den Bau einer siebenzügigen Einrichtung für beide Stadtteile

Erneut viel Kritik an geplanter Groß-Kita für Fehlheim und Schwanheim

Von 
Jeanette Spielmann
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Zwischen Fehlheim (im HIntergrund) und Schwanheim soll nach dem Willen der Verwaltung eine siebenzügige Groß-Kita gebaut werden. © Neu

Fehlheim. Das Dorfgemeinschaftshaus in Fehlheim war am Donnerstag voller als seinerzeit bei der Bürgerinfo-Veranstaltung zum geplanten Neubaugebiet. Aber es war „nur“ eine Ortsbeiratssitzung, wenn auch eine gemeinsame von Fehlheim und Schwanheim. Dass neben der Bürgerschaft aus beiden Stadtteilen nicht nur Kommunalpolitiker aus Magistrat und Stadtverordnetenversammlung mit vor Ort waren, sondern auch die Rathausspitze mit Bürgermeisterin Christine Klein und Erster Stadträtin Nicole Rauber-Jung machte deutlich, dass es um ein wichtiges Thema ging.

Der steigende Bedarf an Betreuungsplätzen – in Fehlheim durch das Neubaugebiet verschärft –, aber auch der Sanierungs- und Modernisierungsbedarf bei den beiden bestehenden Kindergärten in Fehlheim und Schwanheim machten Überlegungen für Neubaumaßnahmen in den beiden Stadtteilen erforderlich. Damit beschäftigte sich noch in der vergangenen Legislaturperiode schon der vorherige Ortsbeirat.

Was spricht für, was gegen eine siebenzügige Einrichtung an der Kreisstraße?

Mit einer Fotomontage der aktuell am Berliner Ring errichteten, siebenzügigen Kita demonstrierte der Ortsbeirat, wie das Projekt an der Kreisstraße in Fehlheim aussehen könnte. Für Rauber-Jung war das eine nicht realistische Visualisierung, denn die Planung werde dem jeweiligen Orts- und Stadtbild angepasst und das sei in Fehlheim gänzlich anders als am Berliner Ring.

Neben dem optischen Erscheinungsbild geht es dem Ortsbeirat auch um die Qualität des Untergrunds und die Lage im Grünzug. Bei Starkregenfällen stehe das Gelände unter Wasser wie 2001 und 2013 und wenn man bei sieben Gruppen nicht in die Höhe ginge, müsse man in die Fläche gehen und damit auch mehr Boden versiegeln. Eines der größten Probleme in beiden Stadtteilen sei die prekäre Verkehrssituation, die mit einer Kita an dieser Stelle zusätzlich verschärft würde.

Pfarrer Christian Ferber von der evangelischen Kirchengemeinde, die den Schwanheimer Kindergarten betreibt, machte deutlich, dass die Kirche den Betrieb einer siebenzügigen Einrichtung nicht stemmen könne, weshalb man sich klar für eine kleine Einrichtung ausgesprochen habe. Auch sei für Kinder die Eingewöhnung in einer kleinen Einrichtung einfacher.

Vom BUND Bensheim wurde kritisiert, dass der Grünzug, der als Ausgleich für das Gewerbegebiet Stubenwald entwickelt werden sollte, offenbar nicht mehr weiterverfolgt werde.

Verwaltung verteidigt Planung

Argumente für die siebenzügige Einrichtung kamen in der Ortsbeiratssitzung nur von der Verwaltungsseite. Dabei ging es Bürgermeisterin Klein weniger um die Baukosten als vielmehr um die Betriebskosten, bei denen es in einer Einrichtung deutlich mehr Synergien gebe als in zwei Gebäuden.

Das fange mit der Kitaleitung an, die nur einmal benötigt werde und setze sich bei dem deutlich einfacheren Personalaustausch und dem größeren Portfolio an unterschiedlichen Qualifikationen fort. Aus diesen Gründen bevorzuge sie eine große Einrichtung, wobei ihr der Standort „eigentlich egal sei“.

Die erforderliche Pfahlgründung am geplanten Standort ist für Baudezernentin Rauber-Jung kein Argument, denn Pfahlgründungen seien fast überall in Bensheim erforderlich, auch bei der Kita am Berliner Ring. Allerdings war sie der Auffassung, dass die Errichtung von zwei neuen Einrichtungen länger dauern werde als die prognostizierten fünf Jahre für die große Kita.

Es wird letztlich darauf ankommen, welche Informationen und Argumente die Verwaltung im Herbst den Bürgern zu bieten hat, um dann eine von einer breiten Bürgerschaft getragene Lösung umsetzen zu können. js

Der hatte bekanntlich im Januar 2020 den Grundsatzbeschluss für eine gemeinsame siebenzügige Kindertagesstätte auf dem Areal zwischen Schwanheim und Fehlheim, nördlich der K 67, gefasst. Grundlage dafür, so der damalige Ortsbeirat Lothar Mundt am Donnerstag in der gemeinsamen Sitzung, war die vorliegende Entwurfsplanung, die sich mit begrüntem Dach und entsprechender Kubatur in das Ortsbild einpasste.

Alternativvorschlag abgelehnt

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Knapp ein halbes Jahr später legte der damalige Bürgermeister Rolf Richter aufgrund entsprechender Diskussionen in der Bevölkerung und bei den Kindergartenleitungen einen Änderungsantrag vor, der den Bau von zwei Einrichtungen – eine fünfzügige Einrichtung in Fehlheim im Neubaugebiet und eine zweizügige in Schwanheim am alten Standort – vorsah. Auch vor dem Hintergrund, dass es der Wunsch des Ortsbeirates war, auf der für Allgemeinbedarf vorgesehenen Fläche im Neubaugebiet ein neues Dorfgemeinschaftshaus bzw. eine Versammlungsstätte zu errichten, wurde dieser Alternativvorschlag von beiden Ortsbeiräten abgelehnt. Allerdings, so stellte Mundt ergänzend fest, habe die aktuell vorliegende Planung nichts mehr mit dem seinerzeit dem Ortsbeirat vorgelegten Planentwurf zu tun.

Inzwischen haben in beiden Ortsbeiräten auch andere Mitglieder das Sagen, denn beide wurden nach der Kommunalwahl im März nahezu komplett erneuert. Sowohl das Schwanheimer Gremium um Ortsvorsteher Konrad Klapfenberger als auch der Fehlheimer Ortsbeirat mit Stefan Stötzel an der Spitze stehen der siebenzügigen Einrichtung auf dem aktuell landwirtschaftlich genutzten Areal kritisch gegenüber.

Wie die gemeinsame Ortsbeiratssitzung am Donnerstag zeigte, sind sie mit dieser Skepsis nicht allein. Alle Beiträge der Bürger, die nach einer Sitzungsunterbrechung zugelassen wurden, waren von einer negativen Einstellung gegenüber dieser aktuell im Raum stehenden Lösung geprägt. Da hatten auch Bürgermeisterin Klein und Erste Stadträtin Rauber-Jung es schwer, mit ihren Argumenten zu überzeugen.

„Schiffbruch erlitten“

Jetzt werde es „schöngeredet“, aber am Ende ändere sich dann doch nichts. Hier klang einmal mehr die Enttäuschung über vergangene Erfahrungen beim Neubaugebiet oder der Erneuerung der Rodauer Straße mit, von denen auch Ortsvorsteher Stötzel gesprochen hatte. „Wir haben schon mal Schiffbruch erlitten.“

Was das Publikum am meisten interessierte, war die Frage, was denn überhaupt noch möglich sei und ob eventuell auch ein anderer Standort oder eine alternative Lösung denkbar wäre. Wirklich eindeutig war die Antwort darauf allerdings nicht. Doch wenn man den Worten von Bürgermeisterin Klein, die „mit offenen Ohren“ nach Fehlheim gekommen war, und Baudezernentin Rauber-Jung Glauben schenken will, kommt alles noch einmal auf den Tisch. So kündigte die Erste Stadträtin für den Herbst, vermutlich Oktober, eine große Bürgerinformationsveranstaltung an, bei der alle offene Fragen geklärt werden sollen. Bis dahin werde es keine weitere Beschlussvorlage geben.

Bei der aktuellen Bauleitplanung gehe es nur darum, zu klären, ob und wie das Bauprojekt auf dem Gelände an der Kreisstraße realisiert werden kann. Dazu wurde bereits die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans sowie die Aufstellung des Bebauungsplans „Kita Fehlheim-Schwanheim“ angestoßen.

Beide Planunterlagen sind aktuell noch bis kommenden Freitag (17.) im Rathaus ausgelegt und dort auch einsehbar. Bis zu diesem Datum können auch Einwände, Anregungen und Stellungnahmen zu der Planung abgegeben werden. Parallel ist die Planung auf der Internetseite der Stadt unter www.bensheim.de/leben-in-bensheim/bauen-stadtplanung-immobilien/aktuelle-bauleitplanung einsehbar.

Für die Bürger verfestigte sich allerdings der Eindruck, dass das Projekt an der Kreisstraße wohl so realisiert werden soll. Die Verwaltung wäre daher gut beraten, so ein Bürger, bei der Infoveranstaltung auch mögliche Alternativen mit einzubringen. Dem Pessimismus, dass die Entscheidung ja schon gefällt worden sei, begegnete der Stadtverordnete Franz Apfel. Er verwies auf die Entwicklung bei der geplanten Brecheranlage in Bensheim oder dem Haus am Markt und machte deutlich, dass Bürgerinteressen in Bensheim durchaus „gehört werden“. „Es liegt in Ihren Händen“, so Apfel.

Freie Autorin

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