Mitgliederversammlung

Bensheimer BUND kritisiert lokale Bauprojekte

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 
Das neue Vorstandsteam des BUND Bensheim mit dem wiedergewählten Vorsitzenden Andreas Rossa (hinten, Mitte). © Vera Menche

Bensheim. Kontinuität an der Spitze des Ortsverbands im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Andreas Rossa wurde ebenso wie sein Stellvertreter Volker Massoth einstimmig im Amt bestätigt. Günther Lissner bleibt Schatzmeister. Neue Beisitzer sind Maria Paulsen, Lydia Kloos und Birgit Rinke. Zu Kassenprüfern wurden Melanie Müller und Juliane Patsch gewählt.

Bei der Hauptversammlung im Naturschutzzentrum Bergstraße informierte Rossa am Montag über bestehende und anstehende Projekte. Der Ortsverband werde seine Aktivitäten trotz Pandemie weiter ausbauen. Neben Themen wie Streuobstwiesenpflege und Amphibienschutz wird seit 2018 in Schönberg ein Froschgarten entwickelt. Die Flachwasserteiche sind für eine Vielzahl von Amphibien sowie für Insekten, Kleinstlebewesen und Vogelarten ein wertvoller Lebensraum. Ziel des Projekts ist die weitere Renaturierung und Pflege des über 10 000 Quadratmeter großen Feuchtbiotops, das sich in den letzten Monaten sehr gut entwickelt habe, wie der Vorsitzende berichtet.

Bereits seit 1982 betreut die Ortsgruppe zusammen mit dem Nabu ein Artenschutzprojekt in Langwaden: Auf Initiative der Naturschutzverbände wurde damals ein Amphibienzaun durch die Jugendberufshilfe Lampertheim errichtet und aus Naturschutzmitteln des Kreises finanziert.

Mehr zum Thema

Umwelt

Ein Bergsträßer Schutzprogramm für den Steinkauz

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
Tourismus

Geozentrum Tromm: Umsetzung bis Jahresende ist unrealistisch

Veröffentlicht
Von
Anna Meister
Mehr erfahren
Bergstraße

Naturschutzbund klagt gegen weiteren Kiesabbau am Langener Waldsee

Veröffentlicht
Von
dpa/lhe
Mehr erfahren

Vor allem für Rote-Liste-Arten wie die Knoblauchkröte sei der Zaun ein wichtiger Schutz, die Tiere werden regelmäßig gesammelt und in andere Biotope gebracht. Laut Andreas Rossa habe sich die Anzahl der Tiere seit einem Jahr allerdings spürbar verringert. Er betonte, dass der Bestand erkennbar mit den jeweiligen Grundwasserständen in diesem Bereich zusammenhängt. Die Sicherung eines hohen Grundwasserspiegels sei daher oberstes Gebot. Außerdem soll dort eine Leitschutzeinrichtung in Form eines Tunnels angelegt werden, um eine dauerhafte Lösung zu ermöglichen. Eine Initiative, die bereits seit einigen Jahren auf der Agenda des Ortsverbands steht, wie Rossa betont: Doch die bürokratischen Prozesse machten es für ehrenamtliche Naturschützer nicht leicht, solche Ideen in die Tat umzusetzen.

Hohe Baumverluste befürchtet

Kritisch kommentiert wurden beim Treffen an der Erlache auch die aktuellen Bauvorhaben im Stadtgebiet. Großes Konfliktpotenzial sieht der BUND beim Baugebiet Seegenberg in Schönberg. Ende letzten Jahres hatte die Stadtverordnetenversammlung mehrheitlich für den geänderten Bebauungsplan gestimmt. Die Neukonzeption sieht auf dem ehemaligen CBM-Areal (Christoffel-Blindenmission) bis zu 170 Wohnungen vor, die in Ein- und Mehrfamilienhäusern entstehen sollen. Ursprünglich war dort von deutlich weniger Wohneinheiten die Rede, erinnerte Rossa.

Er befürchtet hohe Baumverluste und bemängelt eine zu hohe Verdichtung sowie einen zu starken Eingriff in bisher unbebaute, teils bewaldete Bereiche. Das vorliegende Verkehrsgutachten von Hessen Mobil sei zudem während der Baustelle in Lautertal-Elmshausen erstellt worden und sei daher kaum aussagekräftig. Der BUND hatte sich bereits im März in einer Stellungnahme geäußert und die aktuelle Planung ausdrücklich abgelehnt. Derzeit zeichne sich ab, dass weitere Gutachten zu verschiedenen Themen erforderlich sind. Diese würden derzeit erstellt und bei einer erneuten Offenlage berücksichtigt.

„Die Qualität bei manchen Bauleitplanungen lässt sehr zu wünschen übrig“, so Andreas Rossa, der das auch auf den Neubau einer Kindertagesstätte für Schwanheim und Fehlheim bezieht. Ein solches Projekt mitten in einem regionalen Grünzug sei äußerst problematisch und widerspreche dem Anspruch einer sensiblen Überplanung von wertvollen Freiflächen. Darüber hinaus sei ein solches Feuchtgebiet im alten Neckarbett bezüglich Statik und Entwässerung nicht ohne Weiteres bebaubar.

Man werde nun gespannt den politischen Kurs der neuen Bensheimer Koalition aus CDU, SPD und FDP beobachten, sagte der Vorsitzende. Das besondere Augenmerk liege hier auf Maßnahmen für den Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik, und den Schutz der bestehenden Ökosysteme. Ziel des BUND sei nach wie vor eine verträgliche Gesamtentwicklung Bensheims für Mensch, Tier und Natur.

Perspektivisch will die Ortsgruppe mit ihren derzeit rund 400 aktiven und passiven Mitgliedern weitere lokale Projekte in Angriff nehmen. Durch den Kauf und die Pflege von Grundstücken im Stadtgebiet sollen Flächen renaturiert und geschützt werden. Beispielhaft nannte Rossa eine Streuobstwiese im Norden von Auerbach mit 4400 Quadratmetern Fläche, die bereits seit Anfang der 90er Jahre betreut wird.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Winzerfest Bensheim