Runder Geburtstag

Ein DRK-Rettungswagen reist per Schiff nach Ghana

Unternehmer Werner Schilling hat kürzlich seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er verzichtete auf Geschenke und spendete für den guten Zweck. Diesmal war auch eine ganz außergewöhnliche Spende dabei. Alle Infos zu der Aktion.

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Thomas Tritsch
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Anlässlich seines 90. Geburtstags hat der Unternehmer Werner Schilling Spenden an die Tafeln Bensheim und Weinheim übergeben. Außerdem wird ein voll ausgestatteter Rettungswagen nach Ghana verschifft. © Thorsten Gutschalk

Bensheim. Zu seinen runden Geburtstagen im Fünfjahresrhythmus zieht Werner Schilling am liebsten eines an: die Spendierhosen. So auch in diesem Jahr. Am 22. Juni hat der Bensheimer Unternehmer seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er verzichtete auf Geschenke und spendete lieber für den guten Zweck.

Und das gleich mehrfach. Die gemeinnützigen Tafeln in Bensheim und Weinheim, die Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilen, erhielten am Montag jeweils 3000 Euro. Doch das dickste Geschenk organisierte Schilling über den lokalen DRK-Ortsverein: Einen voll ausgestatteten Rettungswagen, der demnächst eine lange Reise antreten wird. Im sicher verplombten Container wird das Fahrzeug nach Ghana verschifft.

Bereits vor über 15 Jahren hatte Werner Schilling diverse soziale und Bildungsprojekte in dem westafrikanischen Land unterstützt. Auch beim Bau einer Schule war er finanziell beteiligt. Außerdem spendierte der gelernte Dachdecker ein neues Dach für die Kathedrale in Sunyani, die gleichzeitig Bischofssitz ist und rund 500 Kilometer von der ghanaischen Hauptstadt Accra entfernt liegt.

Bischof Gyamfi bedankte sich persönlich für die Spende

Der amtierende Bischof Matthew Kwasi Gyamfi war auch diesmal wieder nach Bensheim gekommen, um sich bei Schilling für die großzügige Spende persönlich zu bedanken. Er kommt aus der Region Brong-Ahafo im Inneren des Landes, das von einer sehr dörflichen Struktur geprägt ist. In einer der ärmsten Regionen Ghanas mangelt es an sauberem Trinkwasser und einer stabilen Gesundheitsversorgung, so der Bischof in Bensheim. Es gibt kleinere Kliniken in abgelegenen Dörfern, die ein Minimum an medizinischer Infrastruktur bieten. Diese Siedlungen befinden sich zwischen sieben und 35 Kilometer von der Bezirkshauptstadt Nsawkaw entfernt. Ein öffentliches Verkehrsnetz existiert nicht.

Wenn einer der Bewohner medizinische Hilfe benötigt, muss er die Strecke zur Bezirkshauptstadt zu Fuß bewältigen. Die dortigen Gemeinden werden überwiegend von Bauern bewohnt. „Wir wollen das Fahrzeug vor allem nutzen, um mobile Hilfe anzubieten und schwangere Frauen schnell und sicher in die nächste Klinik zu bringen“, erläutert der Bischof, der seinen Stopp an der Bergstraße in eine längere Reise integriert hat.

Am Dienstag geht es weiter Richtung USA. Am Freitag war er in Bensheim angekommen. Vor zwei Jahren wurde der römisch-katholische Priester zum neuen Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz in seinem Land gewählt. „Wir freuen uns über diese herausragende Unterstützung aus Bensheim“, sagte er beim Besuch des Firmensitzes am Berliner Ring. Enkelin Lara Schilling übersetzte. Auch sie hatte sich in Ghana bereits in einem sozialen Projekt engagiert und Kontakte nach Bensheim hergestellt. Damals ging es um die Ausstattung einer Webwerkstatt. Hilfsbereitschaft scheint vererbbar zu sein.

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Der gebürtige Bensheimer hat das 1945 von den Eltern gegründete Unternehmen sehr erfolgreich weitegeführt, war mit 21 Jahren der jüngste Meister seines Fachs in ganz Deutschland und arbeitete unter anderem als Schieferdecker- und Grubenmeister in Südafrika. Ab 1969 baute er den zweiten Standort Weinheim auf. 2005 erhielt er den Goldenen Meisterbrief der Dachdecker-Innung, für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement wurde er mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet. Er war unter anderem Vorsitzender des FC 07 Bensheim (mit 78 Jahren gewählt), dem er seit seiner Kindheit eng verbunden ist, im Vorstand des TC Mörlenbach und in der Kolpingfamilie Bensheim. Auch im deutsch-ungarischen Freundeskreis Bensheim-Mohács gehört er zu den langjährigen Mitgliedern und aktiven Förderern, wurde 2022 zum Ehrenmitglied ernannt. Außerdem war Schilling Vorstandsmitglied bei der TSG Weinheim und ist Gründungsmitglied im Golfclub Bensheim. Von 1960 bis 1964 saß er für die CDU im Bensheimer Stadtparlament.

Die neue Fahrzeughalle des DRK-Ortsvereins auf dem ehemaligen Bundeswehrdepotgelände wurde 2018 auf den Namen „Werner-Schilling-Halle“ getauft. Er hatte damals 50 000 Euro für das Großprojekt gespendet, erinnert Vorsitzende Doris Bodemann. Die Idee mit dem Rettungswagen sei beim DRK sehr positiv aufgenommen worden, gemeinsam habe man ein geeignetes Fahrzeug ausgesucht, das sich für die Nutzung in Ghana sehr gut eigne. Auch die Firma Schilling spricht von einer unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem Ortsverein.

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Mit der Unterstützung der beiden Tafeln fließt weiteres Geld an wichtige soziale Einrichtungen. Koordinatorin Mariette Rettig dankte dem Jubilar für die Zuwendung, die man bei der Ausgabestelle an der Rheinstraße gut gebrauchen kann. „Wir brauchen ein viertes Fahrzeug.“ Im November wurde ein Transporter mit Kühlaufbau in die Flotte aufgenommen. Durch die steigende Anzahl der Geschäfte und Speditionen, die tagtäglich angefahren werden, ist eine hohe und effiziente Mobilität erforderlich. Inzwischen zählt die Tafel 240 ehrenamtliche Helfer, die reibungslose Lebensmittelausgabe zweimal in der Woche organisieren. Pro Ausgabetag kommen rund 300 Personen.

„Energiearmut“ als zusätzliches Risiko

In Weinheim wird die Tafel vom Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis getragen. Ladenleiter Nazih Bazzi spürt – wie auch die Verwaltung in Bensheim – eine zunehmende Anzahl von bedürftigen Rentnern, die als Kunden mehrmals die Woche vorbeikommen. „Altersarmut ist ein großes Thema.“ Neuerdings spricht man außerdem von „Energiearmut“ als zusätzlichem Risiko: Damit wird der Zustand beschrieben, wenn sich Haushalte grundlegende Energiedienstleistungen wie Heizung, Kühlung, Licht, Mobilität und Strom aufgrund eines geringen Einkommens und hohen Energiekosten nicht mehr leisten können.

Die Tafel Weinheim hat so viele Kunden wie nie zuvor: 140 Menschen kaufen jeden Werktag bei „Appel+Ei“ für sich und ihre Familien ein. Doch in letzter Zeit sind die Lebensmittelspenden massiv zurückgegangen. Eine bedenkliche Entwicklung, so Nazih Bazzi und Yolinda Küstermann, die sich in der Einrichtung um Beschäftigungsmöglichkeiten für langzeitarbeitslose Menschen kümmert. „Wir freuen uns über die Spende aus Bensheim“, so Bazzi, der mit seinem Team jedes Jahr über 2000 notleidende Menschen in und um Weinheim unterstützt. „Dabei sind wir selbst auf Spenden angewiesen!“ Der Bezug zu Weinheimer Einrichtungen geht auf den zweiten Standort des Unternehmens zurück.

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