Bauausschuss

Lärmschutzwand heizt Debatte um Tunnel bei Langwaden auf

Die Erste Stadträtin hält „Bergsträßer Konsens“ bei der geplanten Bahntrasse für eine nicht durchsetzbare Maximalforderung.

Von 
Thomas Tritsch
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Im Bauausschuss war die geplante Schnellbahntrasse Frankfurt-Mannheim und speziell die Situation für den Stadtteil Langwaden (im Bildhintergrund) Thema. Bei der oberirdischen Variante verläuft die Trasse parallel zur A 67. © Thomas Zelinger

Bensheim. Der bergmännische Tunnel auf dem Bergsträßer Streckenabschnitt der geplanten Schnellbahntrasse Frankfurt-Mannheim ist seit Jahren als „Bergsträßer Konsens“ bekannt. Auf eine unterirdische Variante hatten sich die betroffenen Kommunen – auch die Stadt Bensheim – und der Kreistag festgelegt. Langwadens Ortsvorsteher Robert Loreth hat jüngst nochmals dafür plädiert, den Tunnel um drei Kilometer zu verlängern und damit den Konsens auch faktisch umzusetzen.

Demgegenüber steht die Planung der Bahn, die Streckenführung oberirdisch am kleinsten Stadtteil vorbeizuführen. Damit würde die Trasse parallel zur A 67 gebaut und die Autobahn auf der östlichen Seite um zwei auf sechs Spuren verbreitert. Dies bemängelt nicht nur der Ortsbeirat, sondern auch die Bürgerinitiative Lebensqualität Langwaden.

Einstimmig für den Raddirektweg

Einstimmig (bei drei Enthaltungen) votierten die Mitglieder für die Planungsvereinbarung zu einer Raddirektverbindung zwischen Zwingenberg und Heppenheim. Bensheim ist mittiger Teil dieses Zusammenschlusses, der im April mit einer gemeinsamen Absichtserklärung auf den Weg gebracht worden war.

Der Kreis Bergstraße ist übergeordneter Koordinator des Projekts und tritt finanziell für die Kommunen in Vorlage. Die Hälfte der Gesamtkosten entfällt auf die drei Städte, wo sie bezogen auf die Einwohnerstärke aufgeteilt werden sollen. Der Eigenanteil für Bensheim wird mit gut 84.000 Euro angegeben. Die Kosten waren der meist diskutierte Aspekt im Ausschuss, in dem Petra Jackstein (CDU) auf den ideellen und ökologischen Wert hinwies: „Wir alle wollen den Radverkehr stärken. Deshalb ist ein solches Konzept zum jetzigen Zeitpunkt unterstützenswert.“ tr

Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung hält diesen Konsens für eine nicht durchsetzbare Maximalforderung. Die von der Bahn AG geplante sechs Meter hohe Schallschutzwand sei daher eine vernünftige Forderung nach einem Mindestmaß an erforderlichem Lärmschutz für die Bürger, die auf der freien Strecke vom Tunnelmund Einhausen bis nördlich von Langwaden einer starken Geräuschentwicklung ausgesetzt sein würden. Maßnahmen für einen aktiven Lärmschutz seien deshalb zwingend erforderlich, heißt es in einer Beschlussvorlage.

Im Bauausschuss betonte die Stadträtin am Donnerstag, dass sich eine von der Stadt beauftragte Fachanwältin mit einem Vertreter der Deutschen Bahn sowie den Ortsvorstehern von Langwaden, Schwanheim und Fehlheim ausgetauscht und auf eine gemeinsame Formulierung geeinigt habe. Diese definiert eine durchgehende, sechs Meter hohe Lärmschutzwand als Minimum für den Lärmschutz an der Strecke.

„Einen Tunnel halten wir weiterhin für die beste Lösung“, so Rauber-Jung im Rathaus. Es sei für die Stadt aber wichtig, mit einer realistischen Forderung in den weiteren Prozess zu gehen, um am Ende nicht mit gar keiner Lösung dazustehen. Sie begründete diese Befürchtung mit den rechtlichen Rahmenbedingungen auf der Basis der schalltechnischen Gutachten. Laut Berechnungen der Bahn würde es in Langwaden nach dem Bau der Trasse nicht lauter als vorher, während dies in Schwanheim und Fehlheim aber der Fall sein würde. Alle Stadtteile rangieren laut Stadträtin aber unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Damit bewege sich die Bahn innerhalb des erforderlichen Lärmschutzes. Die städtisch geforderte Schutzwand auch in Schwanheim und Fehlheim (also nicht allein bei Langwaden) hätte zur Folge, dass es auch dort nicht lauter werde.

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Die Forderung soll am 11. Juli durch das Stadtparlament legitimiert werden. Weil es danach bis September in die Sommerpause geht, sieht die Stadt hier eine gewisse Dringlichkeit gegeben.

Franz Apfel (Bürger für Bensheim) hält diese Stoßrichtung nicht grundsätzlich für falsch, er plädiert aber für die Einbeziehung der drei Ortsbeiräte. „Ohne deren Stellungnahmen sollte keine Entscheidung getroffen werden.“ Die Stadtverordnetenversammlung habe sich damals aus gutem Grunde einstimmig zum Konsens bekannt, der auch einen Tunnel auf der Höhe Langwaden vorsah, so Apfel. Die Verwaltungsvorlage solle zurückgestellt werden, bis sich die örtlichen Gremien dazu geäußert hätten.

Nicole Rauber-Jung entgegnete, dass sich die Ortsvorsteher in Fehlheim und Schwanheim der Formulierung angeschlossen hätten, lediglich in Langwaden habe man sich später kritisch geäußert. Feridun Bahadori (CDU) regte an, das Thema in einer vorgeschalteten Sitzung am 11. Juli zu diskutieren, da dies in den Fraktionen bislang noch nicht erschöpfend besprochen worden sei.

Dorfentwicklung: Thema Geld spielte Hauptrolle

Auch beim Thema Dorfentwicklung spielt das Geld eine Hauptrolle – nach Bekanntwerden der prekären Haushaltslage der Stadt Bensheim umso mehr. Der aktuelle Kosten-, Zeit- und Zeitplan umfasst Haushaltsmittel für 2025 in Höhe von 273.700 Euro. Grundlage ist eine Empfehlung der Steuerungsgruppe. Dickster Brocken ist die Umgestaltung städtischer Spielplätze in Begegnungs- und Mehrgenerationenstätten (fast 200.000 Euro). Außerdem soll Geld in die funktionale Aufwertung der Dorfgemeinschaftshäuser in Schwanheim und Gronau fließen. Nicole Rauber-Jung wollte nicht ausschließen, dass diese Mittel für die Umsetzung anderer Vorhaben fehlen könnten. „Raten Sie uns denn, die Vorlage abzulehnen?“, reagierte Harald Boeddinghaus (FDP). Auf Anregung des Ausschussvorsitzenden Thomas Götz (Grüne) hat das Gremium für einen Aufschub der Entscheidung gestimmt.

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