Bensheim. Der Ortsbeirat Bensheim-Mitte diskutierte in seiner Sitzung am Montagabend im Kolpinghaus die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs „Marktplatz der Zukunft“, in dessen weiteren Verlauf nun die bauliche und thematische Nutzung im Stadtzentrum weiterverfolgt wird.
In diesem Kontext kochte im Gremium erneut die Frage nach der Zukunft des Neumarkt-Centers auf. Entgegen der ursprünglichen Planung des Eigentümers, den Komplex abzureißen und am Standort neu zu bauen, wolle er die Bensheimer Problemimmobilie nun doch vermieten – was sich laut Erster Stadträtin Nicole Rauber-Jung angesichts der gravierenden technischen Mängel im Bestandskomplex aber schwer umsetzen lasse. „Ich gehe mittelfristig nicht von einer Lösung aus“, sagte sie über die Chancen einer Inbetriebnahme der Räumlichkeiten, zu denen auch die ehemalige Stadtbibliothek gehörte, die das Gebäude bereits verlassen hat.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Einige Bücher lagerten noch immer dort, sie seien aber gut vor Nässe geschützt. Im August 2023 wurde die Einrichtung bekanntlich wegen eines Wasserschadens geschlossen. Hanns-Christian Wüstner (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte die Gesamtsituation: „So haben wir nun einen weiteren maroden Bau in exponierter Innenstadtlage.“ Er weigere sich, zu denken, dass er eine Vitalisierung des Neumarkts persönlich nicht mehr erleben werde, dafür aber eventuell den Einsturz der beiden Häuser Marktplatz 2 und 3, so Wüstner sarkastisch.
Weise eine bauliche Anlage Missstände oder Mängel auf, deren Beseitigung oder Behebung durch Modernisierung oder Instandsetzung möglich ist, dann könne eine Gemeinde deren Beseitigung durch ein Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot anordnen. Der Eigentümer habe die Kosten der von der Gemeinde angeordneten Maßnahmen zu tragen, zitierte Wüstner aus Paragraf 177 im Baugesetzbuch.
Konstruktive Gespräche mit dem Eigentümer weiter erwünscht
Die Baudezernentin sieht das etwas differenzierter. Wenn sich ein Eigentümer weigere, Veränderungen vorzunehmen, dann könne der Fall eintreten, dass die Kommune die definierten Missstände selbst beheben und bezahlen müsse und die Kosten im Nachgang vom Eigentümer einfordern müsse. Sind dem Eigentümer zudem Kosten entstanden, die er nicht zu tragen hat, hat die Gemeinde sie ihm zu erstatten. Konstruktive Gespräche mit dem Eigentümer, die auf eine gute und faire Lösung für alle Beteiligten abzielen, seien von der Stadt nach wie vor erwünscht, so Rauber-Jung im Ortsbeirat.
Weiteres Thema in der Sitzung des Ortsbeirats war die Hangsicherung in der Bleiche. Unterhalb der Bebauung „Am Leimenberg“ war dort vor gut einem Jahr eine Spalte im Hang festgestellt worden. Ein Geologe hatte die Stelle im Auftrag der Stadtverwaltung untersucht, um das Risiko eines Hangabrutsches zu ermitteln. Daraus folgte eine dauerhafte Sperrung des Wegs, der zwischen der Lauter und dem betroffenen Abschnitt liegt. Aus Expertensicht besteht dort ein erhöhtes Risiko für eine Bewegung des Geländes ab dieser Abbruchkante. Dies beeinträchtige die Sicherheit auf dem Fuß- und Radweg südlich der Lauter.
Alternativ kann nach wie vor der Weg zwischen Spielplatz und Parkplatz nördlich der Lauter ohne Gefahr genutzt werden, so Baudezernentin Nicole Rauber-Jung. Anlass war eine Nachfrage von Brigitte Hamer (FWG) im Kontext der beginnenden Haushaltsberatungen. Sie stellte den Antrag, 50 000 Euro für den Planungsaufwand zur Ausführung der notwendigen Sicherungsmaßnahmen und der Wiederherstellung der Wegeführung einzustellen. Eine Größenordnung, die sich laut Rauber-Jung durchaus in einem realistischen Rahmen bewege. Sollte eine Reparatur der Schäden für eine Öffnung des betreffenden Gebiets in den lokalen Gremien beschlossen werden, geht sie von Planungs- und Ausführungskosten „im höheren sechsstelligen Bereich“ aus.
Die Sicherung des Hangs sein keineswegs eine triviale ingenieurtechnische Aufgabe und sei mit einem immensen Aufwand verbunden, so die hauptamtliche Stadträtin. Stadtverordnetenvorsteherin und Ortsbeirätin Christine Deppert (CDU) schloss sich – wie der gesamte Ortsbeirat – dem Wunsch nach Wiederherstellung der Hangstabilität an, verwies aber auf die finanzielle Belastung des Haushalts: „Wir müssen Prioritäten setzen. Die Kosten für diese Maßnahme wären sehr hoch.“
Auch unweit der Bleiche erkennt Brigitte Hamer eine gefährliche Situation: Sowohl im Bereich Platanenallee und Augartenstraße wie auch im Übergang zur Grieselstraße auf der Höhe des Kaufhauses Ganz sei eine Querung der Fahrbahn für Fußgänger überaus schwierig, weil dort Fahrzeuge teilweise sehr flott unterwegs seien. Sie regte entsprechende Maßnahmen an, etwa einen markierten Fußgängerüberweg. Rauber-Jung teilte mit, dass für die Grieselstraße eine Tempo-30-Regelung geprüft werde, was die Situation aus ihrer Sicht erheblich entschärfen würde.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-neumarkt-center-ortsbeirat-sachstand-_arid,2219236.html