Haupt- und Finanzausschuss - Stadtrat Adil Oyan und VRN-Verkehrsplaner Dennis Ulas bezogen Stellung zur neuen Linie

Der erste E-Bus kommt noch dieses Jahr nach Bensheim

Von 
Dirk Rosenberger
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Bensheim. Generelle Kritik an der geplanten Stadtbuslinie entlang des Berliner Rings, dazu Nachfragen im Detail und vor allem aus Richtung der FDP deutliche Skepsis: Dennis Ulas aus der Abteilung Planung und Angebot beim VRN sowie Stadtrat Adil Oyan und Teamleiterin Lisa Wächter mussten im Haupt- und Finanzausschuss einiges an Aufklärungsarbeit leisten – und stießen dabei nicht immer auf offene Ohren, vorsichtig formuliert.

Ulas betonte, dass es durch die Anpassungen bei einigen bestehenden Linien zu Verbesserungen gekommen sei. So könne man in der Weststadt den Busverkehr jetzt aus engeren Straßen wie der Spessartstraße heraushalten, eine alte Forderung des Ortsbeirats West wird nun umgesetzt. „Das ist eine Erleichterung für die Anlieger“, meinte der Verkehrsplaner. Generell habe man die Linienführungen beschleunigen können, ohne die Feinerschließung zu beeinträchtigen.

Die neue Stadtbuslinie bewertete er durchaus positiv. Wenn auf solchen Strecken schon das Ruftaxis stark nachgefragt werde, rentiere sich auch der Bus. Die Kosten seien im Vergleich zu den anderen Angeboten höher, weil die Linie nachgeschoben wird und nicht von Beginn an Bestandteil des Konzessionsvertrags war. Nachbesserungen kosten demnach eben mehr.

Im Sommer oder Herbst soll der E-Bus eingesetzt werden

Eine Anbindung des Fürstenlagers am Wochenende oder des Obi- und Rewe-Marktes an der Kreuzung Schwanheimer Straße habe man verworfen, „weil wir sonst mit der Fahrzeit nicht hingekommen wären“.

Ulas kündigte auf Nachfrage der Grünen an, dass im Sommer oder Herbst der erste E-Bus in Bensheim eingesetzt werde, voraussichtlich auf der Strecke nach Gronau. Eine entsprechende Testphase verlief positiv. Geladen werden könnte das Fahrzeug am Busbahnhof.

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Der Verkehrsplaner stellte zudem eine gewisse Flexibilität in Aussicht. Anpassungen könnten immer im laufenden Betrieb vorgenommen werden, sollte dies gewünscht sein oder es bei der Auslastung von Strecken zu Veränderungen kommen.

Stadtrat Oyan reagierte unter anderem auf die Kritik an der Vorgehensweise der Verwaltung und der Vorlage. „Die Stadtverordnetenversammlung hat explizit diese Linienführung beschlossen. Es erschließt sich für mich nicht, warum wir jetzt die Ortsbeiräte und die Verkehrskommission beteiligen sollen. Sie bekommen das vorlegt, was beschlossen wurde“, erläuterte er vor allem Richtung CDU und FDP. Es sehe für ihn vielmehr danach aus, als würden Argumente gesucht, das Vorhaben abzulehnen.

Zeit, bis sich die Linie etabliert

Die Forderung nach einer Zählung und Überprüfung schon 2023 lehnte er ab. Das könne man selbstverständlich machen, die Frage sei nur, „wie realistisch diese Zahlen sind“. Unabhängig von der Corona-Pandemie sollte man einer neuen Linie ohnehin ein paar Jahre Zeit lassen, bis sie sich etabliert habe und angenommen werde.

Wirtschaftlich mache eine kürzere Laufzeit als 2028 keinen Sinn, weil die Verkehrsgesellschaft einen neuen Bus einsetzen wird, der abgeschrieben werden muss. Je kürzer dieser dann zum Einsatz komme, desto höher die Kosten für die Stadt.

Dafür wiederum fehlte bei Tobias Fischer (FDP) das Verständnis. Er monierte, dass durch die Planung Kosten auf die Stadt abgedrückt werden sollten, die Notwendigkeit, einen neuen Bus einzusetzen, erschloss sich ihm nicht – auch dann nicht, als Oyan ihm verdeutlichte, dass es für eine zusätzliche Linie halt ein zusätzliches Fahrzeug braucht.

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Verständnis hatte der FDP-Kommunalpolitiker dafür, wenn Leute auf den ÖPNV verzichteten, weil die Busse auf ihrem Weg zu den Zielen „so viel Zick-Zack-Kurse“ fahren, sprich nicht so gradlinig unterwegs sind wie Privatautos und Fahrräder. Die nahe liegenden Gründe hiefür bekam er dargelegt, verbunden mit dem Hinweis des Stadtrats, dass die Vorschläge für die Strecken von „Personen, die das studiert haben und beruflich machen“ erarbeitet werden. „Und sie erklären jetzt, was alles besser zu machen wäre. Das ist schon spannend.“

Fischer beteuerte anschließend, nicht die Kompetenz der Planer in Zweifel ziehen zu wollen, aber die „Sachverständigen vor Ort“ hätten schließlich ebenfalls Ahnung. Kurzum: Der Stimmungsbarometer an jenem Abend im Rathaus hatte mitunter frostige Ausschläge.

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