Schwanheim. Die Container sind praktisch eine (kostenpflichtige) Dauerleihgabe. Sie boten schon den Kindern der Kita Sankt Michael eine Unterkunft, als diese vor ein paar Jahre saniert wurde. Danach zogen die Jungs und Mädchen mit ihren Erzieherinnen ein, die später die Kita Hollerbusch „besiedelten“. Und danach nutzte der Eigenbetrieb die Räume auf dem Gelände der Auerbacher Schillerschule als Übergangsquartier für die Gruppen, die mittlerweile am Berliner Ring heimisch sind.
Über die Fußböden sind daher schon einige Kinderfüße gerannt - und es kommen noch mehr hinzu. Ein Teil der Module (die anderen stehen mittlerweile in Hochstädte) wurde in Schwanheim am Dorfgemeinschaftshaus aufgebaut. Dort werden ab sofort die Kinder betreut, die aufgrund der hohen Nachfrage in den Kindertagesstätten in Fehlheim und Schwanheim nicht mehr unterkommen.
Bis zu 37 Plätze
Maximal 37 Plätze stehen zur Verfügung, zwölf in der Krippe und bis zu 25 für die Drei- bis Sechsjährigen. In den ersten Monaten wird diese Kapazität aber nicht ausgeschöpft. „Wir befinden uns in der Eingewöhnungsphase, steigen langsam und mit weniger Kindern ein“, erklärt die Leiterin der Einrichtung, Johanna Ritzert bei einem Ortstermin. Ihre Schützlinge kommen hauptsächlich aus Familien, die ins Fehlheimer Neubaugebiet gezogen sind.
„Mit den zusätzlichen Plätzen decken wir den Bedarf der nächsten Jahre“, betont Armin Zeißler, der Leiter des Eigenbetriebs Kinderbetreuung, der als Träger fungiert. Benötigt werden die Container, bis der fünfzügige Neubau in Fehlheim steht. Das wiederum könnte spätestens Ende 2025 der Fall sein. „Wir wickeln zurzeit den alten Planungsauftrag ab und führen Abstimmungsgespräche für das neue Projekt“, kommentierte Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung (CDU) auf Nachfrage.
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Bekanntlich sollte es für Fehlheim und Schwanheim eine größere gemeinsame Einrichtung mit sieben Gruppen geben, gebaut im alten Neckarbett zwischen den beiden Stadtteilen. Nach einigem Hin und Her, Protesten von Eltern, Erzieherinnen und den 2021 gewählten Ortsbeiräten - wir haben ausführlich berichtet - sowie der Erkenntnis, dass sieben Gruppen nicht mehr ausreichen werden, folgte in diesem Jahr der kommunalpolitische Grundsatzbeschluss, für Fehlheim und Schwanheim jeweils einen Neubau in Angriff zu nehmen.
Rauber-Jung rechnet damit, demnächst ins Bebauungsplanverfahren für Fehlheim einsteigen zu können. Bei einem Abschluss des Prozederes in 2023 und Baubeginn 2024 wären Einweihungsfeierlichkeiten in knapp drei Jahren realistisch. Zumal es Überlegungen gibt, bei der Umsetzung architektonisch auf die Pläne der Kita Hollerbusch an der Sparkassen-Allee zurückzugreifen. Das Gebäude würde damit ein Brüderchen (oder Schwesterchen) bekommen.
Keine Alternative
Ist der Fehlheimer Umzug bewältigt, kommen die Schwanheimer an die Reihe. Allerdings muss für den Neubau mit hoher Wahrscheinlichkeit ein geeignetes Grundstück gefunden werden. Am bisherigen Standort könnte es mit einer oder zwei Gruppen mehr zu eng werden, schließlich brauchen die „Bewohner“ auch ein zeitgemäßes Außengelände. Aber auch für Schwanheim soll eine abgespeckte Hollerbusch-Variante als Blaupause dienen.
Richtige Zukunftsmusik ist das alles nicht mehr, dennoch hatte für den Eigenbetrieb Priorität, durch die Container Platz zu schaffen. „Alternative dazu hätte es nicht wirklich gegeben“, bemerkt Zeißler im Gespräch. Ein klassisches Gebäude drängt sich nicht auf, außerdem sind die rechtlichen Hürden und Vorgaben für den Betrieb in solchen Immobilien nicht zu verachten. Für die Container wurde, wie das üblich ist, eine befristete Betriebserlaubnis erteilt.
Neben Gruppenräumen und Sanitäranlagen wurden ein Schlaf- und ein Personalzimmer angebaut. Der bereits vorhandene Spielplatz wird zum Außengelände der kleinen Kita, mit Bauzäunen wurde der Bereich abgegrenzt. Wenn die Fläche nicht „bespielt“ wird, ist sie wie bisher auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Dass sich der Standort anbietet, konnten die Verantwortlichen schon vor ein paar Jahren testen, als der Schwanheimer Kindergarten wegen eines Wasserschadens geschlossen werden musste.
Eine Container-Lösung brauchte es darüber hinaus für Hochstädten. Dort musste die evangelische Kita Regenbogen ausziehen, weil das Gebäude in der Felsbergstraße saniert und um einen Anbau erweitert wird. „Das hat dort alles reibungslos geklappt“, lobte Armin Zeißler. Er sieht die Kinderbetreuung in Bensheim aktuell grundsätzlich für gut aufgestellt, bezieht man die Plätze mit ein, die in den nächsten Jahren entstehen werden.
Dafür musste jedoch einiges in Neubauten und Sanierungen investiert werden. Neben den Projekten für Fehlheim und Schwanheim befindet sich noch die Kita Sankt Winfried in der Weststadt in der Bauphase, die Kinder werden in Containern auf dem ehemaligen Bundeswehrdepotgelände betreut.
Bensheim zahlt jährlich deutlich mehr als zehn Millionen Euro, in diesem Jahr beläuft sich der Verlustausgleich an den Eigenbetrieb auf 14,8 Millionen Euro - Tendenz steigend.
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