Geflüchtete

Container-Dorf in Bensheim ist wieder eine Option

In Bensheim könnte wieder eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Betrieb genommen werden. Die Fläche am Berliner Ring wird zurzeit vom Land hergerichtet. Wann eine Belegung erfolgt, ist noch unklar.

Von 
Dirk Rosenberger
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Zwischen Autobahn und Berliner Ring könnten wieder Container und Hallen zur Unterbringung von Geflüchteten aufgestellt werden. © Thomas Neu

Bensheim.  Im Herbst 2018 war das Containerdorf am Berliner Ring vorerst Geschichte, nun könnte ein neues Kapitel folgen. Die 12 000 Quadratmeter große Fläche an der Autobahn, auf der beim Hessentag 2014 das große Festzelt stand, könnte als Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Gießen aktiviert werden.

Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2016 wurden dort bereits Unterkünfte errichtet, ursprünglich, um den Menschen, die im damaligen Zeltlager auf dem Festplatz lebten, eine winterfeste Bleibe zu ermöglichen. Gewohnt hat dort aber niemand, weil nach dem Jahreswechsel 2015/16 weniger Asylsuchende ins Land kamen (wir haben berichtet). Danach diente die Einrichtung als Reservestandort. In 374 Containern hätten bis zu 600 Personen Platz haben sollen.

Dazu kam es nie, so dass das Areal schließlich geräumt wurde, ein Teil der Container verkaufte das Land. Der Pachtvertrag mit dem Privatbesitzer wurde jedoch immer wieder verlängert. Fragen zu den Kosten für die gesamte Aktion blieben unbeantwortet.

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Nun könnte das Camp ein Comeback feiern, wobei feiern sicherlich nicht der richtige Begriff ist. Weil die Zahl der Geflüchteten nicht nur aus der Ukraine schon seit längerem steigt, braucht es weitere Optionen. In Bensheim will man daher bis zu 480 Hilfesuchende unterbringen - jedenfalls in der Theorie.

Wie in der Vergangenheit mangelt es nun seitens der Behörden erneut an konkreten Aussagen, ob eine Belegung überhaupt vorgesehen ist, und wenn ja, wann dies der Fall sein dürfte. „Das hängt natürlich davon ab, wann der Standort fertiggestellt ist. Ein konkretes Datum dafür liegt uns noch nicht vor“, teilte die Pressestelle des zuständigen RP Gießen auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Die Fertigstellung wiederum fällt in den Verantwortungsbereich des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen mit Sitz in Wiesbaden. Von dort heißt es, dass der Liefertermin für Container und Leichtbauhallen, die auf dem Gelände vorgesehen sind, von einem möglichen Aktivierungsbeschluss abhängig seien.

Zelte, Container und Hallenkonstruktionen bundesweit begehrt

Diesen gebe es allerdings noch nicht, so dass zu weiteren Schritten in der Angelegenheit keine Auskunft erteilt werden kann - auch nicht, wie schnell die Unterkünfte für einen Aufbau organisiert werden könnten. Zelte, Container und Hallenkonstruktionen sind seit Monaten bundesweit begehrt. Diese Erfahrung musste bekanntlich auch der Kreis machen, als er im Frühjahr die Großzelte für den Festplatz beschaffen musste.

Untätig ist man seitens des Landesbetriebs jedoch nicht. Auf Nachfrage heißt es, dass das Grundstück bereits mit Strom und Wasser erschlossen sei. Zudem habe man Rodungs- und Aufräumarbeiten vorgenommen und „die Fläche über einen mobilen Zaun abgetrennt, um sie für weitere Arbeiten freizuhalten“.

Als nächstes will man einen eine „feste Umzäunung“ errichten und den Bereich ans Stromnetz anschließen, zur Vorbereitung für einen möglichen späteren Anschluss von Containern und Leichtbauhallen. Darüber hinaus wird die Zufahrtsstraße auf Vordermann gebracht, was nach Angaben aus dem Rathaus eine Forderung der Stadtverwaltung war.

Ab März 2023 könnten die ersten Geflüchteten einziehen

Zusammengefasst kann man festhalten: Die Vorbereitungen laufen, zu verbindlicheren Aussagen, ob der ehemalige und mittlerweile versiegelte Zuckerrübenacker überhaupt benötigt wird, möchte man sich nicht hinreißen lassen. Stattdessen verweist das RP Gießen auf die Fertigstellung durch den Landesbetrieb, der jedoch auf den Aktivierungsbeschluss des Landes wartet.

Ein unrealistisches Szenario sind Aufbau und Belegung des Camps jedenfalls nicht. Durch den stadtgesellschaftlichen Flurfunk geisterte dafür ein Termin im Frühjahr. Ob dem so ist, weiß man nicht. Im Bensheimer Rathaus sah man sich jedenfalls veranlasst, am Montag mit einer Pressemitteilung auf einen möglichen Einzug von Geflüchteten hinzuweisen und wurde deutlich konkreter, was einen möglichen Termin betrifft: „Nach den jüngsten Informationen des Landes Hessen von Ende November 2022 könnten ab März 2023 die ersten Geflüchteten die neue Einrichtung beziehen.“

Weiterer Wohnraum für Asylbewerber

Auch wenn die Zuständigkeiten für Bau und Betrieb der Erstaufnahmeeinrichtung beim Land Hessen liegen, stehe die Stadt mit den an die Liegenschaft angrenzenden Vereinen und Organisationen in Kontakt und habe sie über das Vorhaben des RP Gießen unterrichtet. Unter Vermittlung und Teilnahme der Stadtverwaltung fand Anfang Dezember eine Besprechung mit einem direkt an das Grundstück angrenzenden Anlieger sowie Vertretern des RP Gießen statt. Weitere Termine mit dem Regierungspräsidium, insbesondere vor Ort, sollen zeitnah folgen. Darauf drängen zumindest Stadtverwaltung und Anlieger, heißt es in der Pressemitteilung.

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Sollte das Land tatsächlich die Außenstelle in Betrieb nehmen, hätte Bensheim am Berliner Ring nur wenige hundert Meter voneinander entfernt zwei provisorische Unterkünfte für Geflüchtete. Auf dem Festplatz stehen nach wie vor die Zelte, die der Kreis für Menschen aus der Ukraine aufgestellt hat. Bis zu 1000 Personen könnten dort unterkommen, ausgereizt wurde die Maximalkapazität bisher nicht. Betrieben wird die Einrichtung von der DRK Service GmbH.

Darüber hinaus kommt auf die Stadt in diesem Jahr die Aufgabe zu, weiteren Wohnraum für anerkannte Asylbewerber zu schaffen beziehungsweise zu finden, die vom Kreis zugeteilt werden. Weil vor allem günstiger Wohnraum in der größten Stadt des Kreises ein rares Gut ist, dürfte die Suche nach passenden Lösungen eine Herausforderung werden.

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