Musiktheater Rex

Chris Thompson: Eine Sternstunde im Bensheimer Rex

Von 
Tom Wilken
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Chris Thompson (re.) präsentierte mit der Band des Gitarristen Mads Eriksen am Samstag im Rex Hits von Manfred Mann, aber auch eigene Songs. © Gutschalk

Bensheim. Auch wenn seine Stimme über die Jahrzehnte gelitten hat: Chris Thompson hat es nach wie vor voll drauf. Der 74-jährige Brite feierte seine größten Erfolge mit Manfred Manns Earth Band. „Demolition Man“, „Blinded by the Light“ oder „Redemption Song“ sind solche unvergessenen Klassiker ab Mitte der 70er Jahre, die Weltruhm brachten. Am Samstag war Thompson solo zusammen mit der Mads Eriksen Band im Rex zu Gast und feierte zwei Stunden lang die Vergangenheit.

Die Fans waren absolut begeistert, vor allem in der zweiten Hälfte. Da ging’s Schlag auf Schlag mit Welthits, die mehr als viereinhalb Jahrzehnte im Ohr hängengeblieben sind. Wobei es schon immer die Coverversionen waren, die Manfred Mann damals bekannt machten. Etwa Bob Dylans „Father of Day“ oder „Davy’s on the Road again“ von John Simon.

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Mit dem norwegischen Gitarristen Mads Eriksen hat sich der Sänger einen Saitenzauberer an die Seite geholt, der für einen vollen, fetten Sound sorgt. Ein ums andere Mal schüttelt der locker filigrane, harmonische Soli aus dem Ärmel, gibt den Stücken einen sehr rockigen Anstrich, wo es beim Original vielleicht etwas keyboardlastiger war.

Chris Thompson packt zu solchen Gelegenheit auch gern mal seine Gitarre aus und liefert sich mit Eriksen packende Duelle mit zweistimmigen Soli. Wie überhaupt die Instrumente breiten Raum einnehmen. Es wird gern improvisiert, gejammt, rumgealbert. Solider klassischer Hardrock eben in Fünfer-Besetzung, der wuchtig von der Bühne kommt, wohltuend ohne den Einsatz irgendwelcher Samples – eben Musik pur.

Die letzte Runde für den Briten

„The Final Round“ hat der 74-Jährige seine Abschiedstournee genannt, die er eigentlich schon vor zwei Jahren starten wollte. Wenn man ihn auf der Bühne herumhüpfen sieht, ist es schwer vorstellbar, dass er sich jetzt schon in musikalischen Ruhestand begeben will. Thompson macht in Sachen Aktivität so manchen Jüngeren was vor.

Vielleicht kommt er ja nach Ende der Tour doch wieder auf den Geschmack und hängt noch einmal ein paar Jahre dran. Der Brite aus Neuseeland wäre nicht der Erste, der den Abschied vom Abschied verkünden würde – die Scorpions sind seit Jahren auf Farewell-Tour. Zu wünschen wäre es, denn was seine Combo in mehr als zwei Stunden den begeisterten Besuchern bietet, ist Classic Rock vom Feinsten.

Der Ausflug in die Hoch-Zeiten dieser Musik wird genüsslich zelebriert, wenn Keyboard, Piano und Gitarre wechselweise Soli anstimmen, auch mal Bass und Schlagzeug solistisch randürfen. Dass Mads Eriksen in Fachkreisen zurecht als eine Mischung zwischen Eddie van Halen und Joe Satriani geschätzt wird, macht er an diesem Abend mehrfach deutlich.

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„Waiter, there’s a yawn in my ear“, „Messin’“, „Angels at my gate“ oder „Buddah“: Chris Thompson aalt sich förmlich in den Stücken von Manfred Mann, die er zwischen 1975 und 1979 und ab 1981 maßgeblich mitprägte. Genau die wollen die Fans aber auch von ihm hören: fette, druckvolle Klassiker, mal etwas progressiv angehaucht, verspielt, mal einfach nur straighte Hardrock-Feger.

War die Stimmung ab Beginn schon gut, geht bei „Don’t kill it Carol“ ein spürbarer Ruck durch die Menge. Das Cover eines Mike-Heron-Stücks wird von der Band genüsslich ausgebreitet, die Besucher merken die Spielfreude, gehen voll mit. Dass danach mit „Blinded by the light“ einer der bekanntesten Songs überhaupt, ursprünglich von Bruce Springsteen, folgt, passt: Es geht jetzt voll ab.

Zum Ende hin legen Sänger und Band eine Schippe drauf. Dass nach „Mighty Quinn“ noch lange nicht Schluss sein würde, war klar. Erst zeigt der 74-Jährige seine Songwriterqualitäten mit „You’re the Voice“ – ein Welthit, der zusammen mit John Farnham entstand.

Und dann wird noch Davy „on the Road“ geschickt – das Sahnehäubchen zum Schluss. Vielleicht hängt Thompson ja doch noch eine finale Runde der letzten Tour an. Bis dahin muss er noch etwas Kamillentee für die strapazierte Stimme trinken und dann passt es.

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