Bensheim. Wenn er loslegt, dann klirren die Fenster. Popa Chubby ist kein Mann der leisen Töne. Zum Glück. Wenn der New Yorker eine seiner vielen Gitarren in die Hand nimmt, dann geht’s auf der Bühne ab. Und das, obwohl die Band nur zu viert ist. Der fette Sound, der hinten noch die Hosenbeine schlackern lässt, könnte locker von viel mehr Musikern stammen.
Der 62-jährige Amerikaner ist nicht unbedingt einer, der unter bekannten Gitarristen an erster Stelle steht. Aber selbst wenn er unter dem Etikett Geheimtipp firmiert, so gibt es doch inzwischen viele Fans, denen er ein Begriff ist. Das Musiktheater Rex ist deshalb auch sehr gut gefüllt, wenn der singende Gitarrist nach mehr als zwei Jahren Pause wieder auf Tour ist.
Große Fangemeinde
Ted Horowitz, als der er 1960 in Big Apple auf die Welt gekommen ist, hat eine große Fangemeinde. Mehr als zwei Stunden lang begeistert er sein Publikum immer wieder aufs Neue. Das verzeiht ihm dann auch den verspäteten Start. Aber der scheint ja bei Popa Chubby bereits Tradition zu haben.
Weit über 30 Jahre ist der Bluesrock-Musiker nun schon aktiv. Sitzend, wohl dem Gewicht geschuldet, steht er seinen Gitarren-Mann. Was vor allem im Gedächtnis bleibt, sind die exzessiven, fast nicht mehr enden wollenden Soli.
Der New Yorker macht jeden Song zum Erlebnis, auch wenn der eigentlich nur mit einem klassischen Blues-Standard beginnt. Er ist vertieft in sein Spiel, findet immer wieder neue Facetten derselben Melodie, improvisiert bis zum Exzess.
Chubby wäre aber unvollständig ohne seinen Kollegen an Keyboard und Hammond-Orgel, mit dem er sich am laufenden Ball die musikalischen Bälle zuwirft.
Die Gitarre lebt vom Gegensatz mit diesen beiden Instrumenten, liefert sich ab und zu auch einen Battle mit ihnen. Bass und Schlagzeug treiben fordernd den Rhythmus voran. So ganz folgen lässt sich seinen Wort-Ausführungen leider nicht, dazu nuschelt der New Yorker leider zu stark in seinem Slang vor sich hin.
„Let the music do the talking“, lass’ die Musik sprechen, könnte man es aber auch positiv formulieren. Und in der Hinsicht hat der 62-Jährige sehr viel zu sagen. Er wiegt mit dem Kopf hin und her, ist ganz konzentriert auf seine sechs Saiten. Wah-Wah- und Slide-Guitar-Effekte sind heutzutage (leider) etwas aus der Mode gekommen, Chubby-Horowitz liebt sie geradezu.
Die Band zelebriert sowieso die großen Meister vergangener Tage. Handarbeit wird groß geschrieben. Eingespielte Effekte? Natürlich keine.
Wenn Popa Chubby den Blues spielt, ist der fette Rock drin. Ein altbekannter Standard lässt sich aber immer wieder heraushören: Denn seine Wurzeln hat der New Yorker nicht vergessen. Doch seine Art des Gitarrenspiels erinnert mehr an einen Kult-Hardrocker an den sechs Saiten wie Toni Iommi von Black Sabbath oder Jimmy Page von Led Zeppelin.
Da kann keiner stillstehen. Manche frönen im hinteren Bereich der alten Güterhalle exzessiv dem Tanz, andere noch etwas verschämt. Aber für eine sanfte Bewegung des Kopfs reicht es immer.
Eigene Stücke und Klassiker
Im Rex spielt Chubby alles, was die Finger hergeben: einen bunten Mix an eigenen Stücken, unter anderem auch seiner neuen Scheibe „Emotional Gangster“, und alten Klassikern. Egal ob eigenes Werk oder gecovert: Es ist die pure Lust am knalligen Bluesrock, die ihn und die Fans vereint. „Hey Joe“, durch Jimi Hendrix bekannt, wird so zur großen Sause.
Der 62-Jährige ist ein Könner, wie sich auch an weiteren Songs wie dem eigenen „Equal Opportunity“ zeigt. Sowieso hat er mit der aktuellen Scheibe viel Erfolg, sie rangiert in den Billboard Charts ganz oben. Als Gipfeltreffen zwischen B. B. King und Stevie Ray Vaughn wird sie von der Musikpresse gelobt.
Nicht fehlen darf in seinem Set die Filmmusik aus „Der Pate“. Die lässt sich der New Yorker nicht nehmen, spielt doch der Kultstreifen in seiner Heimatstadt. Natürlich kommt die extrem rockig rüber, wie alles, was er anfasst. Ein klasse Abend für Genießer, die auf handgemachte Bluessongs mit ordentlich Rock-Dampf stehen.
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