Fehlheim. Lange stand das alte Wiegehäuschen in Fehlheim leer; ein Gebäude ohne Funktion. Immer mal wieder erhielt das kleine Häuschen im Herzen des Stadtteils einen Anstrich, damit es nicht zum Schandfleck verkam. Die Holzläden an den Fenstern dienten als Fläche für Plakate.
Vor einem Jahr erweckte eine Gruppe von Bürgern das Wiegehäuschen aus seinem Dornröschenschlaf: Frisch verputzt und mit Regalen ausstaffiert, beherbergt es jetzt unzählige Bücher und zieht deshalb Leseratten magisch an. Es ist nun ein Kleinod der Literatur.
Die Idee, eine Bücherstube einzurichten, kam vom Ortsbeirat. Sofort erklärten sich Fehlheimer bereit, das Häuschen samt Inhalt zu betreuen. Nach einer gründlichen Renovierung und der Schaffung einer adäquaten Inneneinrichtung startete man genau vor einem Jahr das Projekt.
Braucht Fehlheim eine Bücherstube? Stößt das Angebot überhaupt auf Resonanz? Woher kommen die nötigen Bücher für das Häuschen? Fragen, die sich unweigerlich vor dem Start stellten und sicherlich auch ein wenig die Unsicherheit der Initiatoren widerspiegelten.
Doch schon am Eröffnungstag lösten sich alle Bedenken in Luft auf. Viele interessierte Bürger statteten der neuen Einrichtung einen Besuch ab und brachten obendrein auch gleich kartonweise Bücher mit. Im Nu waren die Regale gefüllt und eine Auswahl an Literatur vorhanden, die keine Wünsche offenließ. Die Bandbreite reicht von Krimis über Reiseliteratur bis hin zu Kinderbüchern oder Bastelanleitungen. „Wir sind auf jedem Literaturgebiet breit aufgestellt“, betonen die ehrenamtlich Engagierten, die sich als „Kümmerer“ bezeichnen.
Akkurate Ordnung im Raum
Aus einer anfangs größeren Gruppe hat sich ein Kernteam herauskristallisiert, das maßgeblich die Bücherstube intensiv betreut. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Sie kümmern sich darum, dass der Raum an drei Tagen – montags, mittwochs und samstags bei Tageslicht – zugänglich ist, halten das Wiegehäuschen sauber und – ganz wichtig – sie sortieren die Bücher. „Die Werke sollen nicht wahllos in den Regalen platziert, sondern nach Themen geordnet werden“, betonen die ehrenamtlich tätigen Fehlheimer. Darüber hinaus werde der Bestand immer mal wieder durchforstet und „ausgemistet“. Auf keinen Fall sei die Bücherstube ein Ort, an dem alte Bücher einfach „entsorgt“ werden könnten. Wer einen Blick ins Wiegehäuschen wirft, erkennt schnell, dass im Raum akkurate Ordnung herrscht.
Die Vielfalt an Literatur, die Ordnung und Sauberkeit, das ansprechende Ambiente und der zentrale Standort sind Gründe dafür, dass die Fehlheimer Bücherstube stark frequentiert wird – nicht nur von den Einwohnern des Stadtteils, sondern auch von lesebegeisterten Menschen aus dem Umkreis. „Wir haben schon viele positive Rückmeldungen erhalten. Manche Nutzer sprechen sogar von der attraktivsten Bücherstube weit und breit“, konstatieren die Kümmerer voller Stolz.
Die Einrichtung der Bücherstube vor genau einem Jahr ist unzweifelhaft ein voller Erfolg. Der Zuspruch und das Lob von Seiten der Nutzer ist natürlich Motivation für die Verantwortlichen, weiterhin mit viel Akribie die Einrichtung zu führen. Damit nicht genug: Sie haben weitere Ideen, um den „Literaturbetrieb“ zu intensivieren.
„Vielleicht können wir in naher Zukunft einen Autor für eine Lesung gewinnen“. Auf jeden Fall möchte man der einjährigen Erfolgsgeschichte der Bücherstube im Wiegehäuschen weitere erfreuliche Kapitel hinzufügen.
Da das einjährige Bestehen und der sehr erfolgreiche Start Anlass sind zum Feiern, laden der Ortsbeirat und die „Kümmerer“ (Termin wird noch bekanntgegeben) zu einem Umtrunk an der Bücherstube ein. Dabei besteht die Möglichkeit, Ideen und Vorschläge auszutauschen, um das Angebot der Bücherstube zu verbessern. red
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