Zwingenberg. Holger Habich und Carsten Hoffmann haben gut lachen: Der Bürgermeister des ältesten Bergstraßenstädtchens und der Vorstand der GGEW AG – beide leben in Zwingenberg – verfügen vor ihren Häusern bereits über die technische Infrastruktur, auf die andere noch eine Weile warten müssen, nämlich Glasfaserkabel.
Sozialneid ist trotzdem fehl am Platze, denn die Möglichkeit, sich mit rasantem Internet versorgen zu lassen, haben die beiden Herrn nicht etwa deswegen erhalten, weil der eine Rathauschef und der andere Vorstandschef ist, sondern weil sie quasi zur rechten Zeit am rechten Ort waren: Der eine wohnt unweit der Alsbacher Straße und damit an der ersten Strecke in Zwingenberg, in der bei einer grundhaften Erneuerung Glasfaser mitverlegt wurde – und der andere wiederum wohnt in einem der Neubaugebiete, in denen mittlerweile standardmäßig Glasfaserkabel eingebaut wird.
Tröstlich ist für alle „Kabellosen“: Bis im Jahr 2028 soll es in der Kernstadt und in Rodau, dem einzigen Stadtteil, keinen einzigen weißen Flecken mehr auf der Glasfaser-Landkarte geben: In dieser Woche unterzeichneten Erste Stadträtin Karin Rettig, Bürgermeister Holger Habich und GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann einen Kooperationsvertrag über den Glasfaserausbau.
Mehrere Bewerber im Rennen
Dass die Stadt Zwingenberg dem in Bensheim ansässigen Dienstleister für Energie, Telekommunikation, Mobilität und Infrastruktur den Zuschlag erteilt hat, das habe nicht in erster Linie etwas damit zu tun, dass die Kommune auch Aktien an der GGEW AG hält, wie Rathauschef Habich erläuterte: Mit im Rennen seien „bekannte Branchen-Riesen“ gewesen, bei deren Offerten sei jedoch „so einiges im Ungefähren geblieben“.
Die GGEW AG indessen habe das „deutlich vorteilhaftere“ Angebot gemacht. Die konkreten Inhalte des Vertragswerks bleiben nichtöffentlich, genauso wie es die Beratung und Beschlussfassung über das Thema in den Gremien kommunaler Selbstverwaltung waren. „Mit den Bewerbern ist Vertraulichkeit vereinbart worden“, so Habich – und er ergänzt: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht – Ziel war es, eine gute Lösung für die Bürger zu erreichen.“ Die GGEW AG habe in der Umgebung hinreichend bewiesen, dass sie die Menschen nicht nur zuverlässig mit Strom, Gas und zum Teil auch Wasser, sondern eben auch mit schnellem Internet versorgen kann.
GGEW net setzt verschiedene Verfahren zum Bau des Kabelnetzes ein
„Der entscheidende Vorteil von glasfaserbasiertem Internet ist die ständige und stabile Verfügbarkeit der Bandbreiten. Übrigens leisten wir damit auch einen Beitrag zur Energieeffizienz: Glasfasernetze verbrauchen weniger Strom als andere Datenübertragungsarten“, erläuterte Uwe Sänger, Technischer Bereichsleiter der GGEW AG, bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags mit der Stadt zum Glasfaserausbau in Zwingenberg. Um ihre Ziele erreichen zu können, hat sich die GGEW sich zusätzliche Tiefbaukapazitäten gesichert.
Die Verlegung in Zwingenberg wird – je nach Straße – im Micro-, Mini-Trenching beziehungsweise per Vibrations-Einzugsverfahren oder mit „klassischem“ Tiefbau erfolgen. „Trenching und Vibrationseinzugsverfahren beanspruchen nur wenig Platz und ermöglichen eine schnelle Fertigstellung von Leerrohr- und Glasfasertrassen“, stellte Matthias Hechler, Geschäftsführer GGEW net, die Vorteile heraus.
Die GGEW AG verlegt Glasfaser bis in die Gebäude hinein, sofern die Bürgerinnen und Bürger dem Anschluss zustimmen und es technisch und wirtschaftlich machbar ist. Dies ist die Basis für hochverfügbare und ultraschnelle Internetverbindungen von bis zu 1 Gigabit/s. Andreas Ehret, Geschäftsführer GGEW net, erklärte: „In den Ausbaugebieten mit Vermarktung gibt’s den Hausanschluss in Verbindung mit einem GGEW-Telekommunikationsvertrags kostenlos dazu. Gerade die Kombination aus sehr leistungsfähigem Internet und kostenlosem Hausanschluss macht unser Angebot so attraktiv.“ red
„Wir freuen uns riesig über das Bekenntnis von Zwingenberg zur GGEW AG“, zeigte sich Vorstand Carsten Hoffmann stolz auf den Abschluss der Kooperationsvereinbarung. Er sicherte den künftigen Kunden zu: „Wir sind immer greifbar – und das nicht nur während, sondern auch nach der Umsetzung des Projekts.“ Auf die Stadt kommen übrigens keine Kosten zu: Die GGEW AG übernimmt den Ausbau und die Vermarktung in eigener Regie, allerdings stets in Absprache mit der Stadt. Finanziert wird das Vorhaben „eigenwirtschaftlich“, also ohne Steuermittel.
Wie Uwe Sänger (Technischer Bereichsleiter der GGEW AG) gemeinsam mit Matthias Hechler und Andreas Ehret (beide Geschäftsführer der GGEW net GmbH) erläuterten, bildet Rodau den ersten Schwerpunkt des Ausbaus mit Gigabit-Internet. Nach einer bereits erfolgten dreimonatigen Vermarktungsphase starten die Arbeiten noch in diesem Jahr in der Hauptstraße und in Teilen der Gartenstraße. Sobald sich im nächsten Jahr die Sanierung des letzten B 3-Abschnitts in Zwingenberg anschließt, dann wird auch dort Glasfaser verlegt. Bereits ins Auge gefasst ist auch die Versorgung des süd-östlichen Stadtviertels mit den Straßen Arresthausgasse, Obertor, Hohl, Im Weidental, Im Rohbächer und im Alten Graben. Grundsätzlich gelte, so Uwe Sänger: „Wo das größte Interesse besteht, da legen wir los.“
Info-Veranstaltung geplant
Um die Bürger von Kernstadt und Stadtteil umfassend über das Projekt zu informieren, soll es demnächst eine Informationsveranstaltung geben. Fest steht: Für diejenigen, die sich für die GGEW net GmbH als Provider entscheiden, wird der Glasfaseranschluss kostenlos sein. Und wer zudem von der GGEW AG mit Strom und/oder Gas versorgt wird, erhält Kombi-Preisvorteile beim monatlichen Telekommunikations-Tarif.
Am Ende soll die Kooperation der Stadt Zwingenberg mit der GGEW AG nicht nur dafür sorgen, dass bis spätestens in sechs Jahren flächendeckend Glasfaserkabel verlegt sind, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft der „Gruppen-Gas- und Elektrizitätswerk Bergstraße AG“ gesichert wird. Vorstand Carsten Hoffmann und sein Team wollen das Unternehmen angesichts des „hart umkämpften Energiemarktes“ mit einer Diversifizierung der Dienstleistungen und Produkte gut für die Zukunft rüsten. Das geschieht unter anderem mit Engagements im Bereich Immobilien und eben auch mit dem Ausbau und Betrieb von Kommunikations-Infrastruktur wie jetzt im ältesten Bergstraßenstädtchen. Hoffmann ist zuversichtlich, dass das gelingen wird: „Dieses leitungsgebundene Geschäfte gehört schließlich zu unserer DNA.“
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