Bensheim. Die reguläre Spielzeit ist schon lange abgelaufen. Der FC Italia Bensheim kämpft sich durch die Nachspielzeit und muss sich irgendwie in die Verlängerung retten.
Allerdings bietet der aktuelle Kader wenig Optionen, ein Befreiungsschlag in letzter Minute ist daher nicht zu erwarten. Und aus dem Hintergrund wird auch kein Rahn schießen, um ein Wunder zu erzwingen. Vielmehr ist der Club auf Unterstützung und die letzten Kraftreserven angewiesen, um beim Schlusspfiff nicht mit leeren Händen dazustehen.
So stellt sich in etwa die momentane Situation da. Allerdings geht es nicht um Punkte und Ehre sonntags in der Kreisliga, sondern um die Zukunft des Vereins und eines Projekts, das nicht nur bereits viel Geld gekostet hat, sondern noch kosten wird. Am Kunstrasenplatz der Fußballer am Berliner Ring fehlt (wie berichtet) nach wie vor das Vereinsheim mit Umkleiden und Toiletten. Eigentlich sollte es längst gebaut sein, umsetzen konnte es der FC bislang nicht.
Es fehlen rund 170 000 Euro
Das soll sich nun mit Hilfe der TSV Auerbach, der FSG und des FC 07 Bensheim ändern, die sich mit den Italienern in einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben. Die Gruppe hat einen Finanzierungsvorschlag ins Spiel gebracht, um die Deckungslücke von rund 170 000 Euro zu stopfen. Das Geld wird benötigt, um die gestiegenen Gesamtkosten zu kompensieren und das Funktionsgebäude bauen zu können. Zur Tilgung des Kredits, der aufgenommen werden muss, soll nach Vorstellung der Vereine der Baukostenzuschuss, den TSV und FSG für die Nutzung des Platzes zahlen, umgewidmet werden.
Der Magistrat hatte in einer Verwaltungsvorlage dieses Ansinnen abgelehnt. In den Fachausschüssen waren sich die Mitglieder quer durch die Fraktionen allerdings einig, dem Gremium nicht zu folgen. Zumal Vertreter der Interessengemeinschaft ausführlich darlegten, welche Auswirkungen es hat, auf einem Sportfeld ohne Umkleide, Toiletten und Lagerräume trainieren zu müssen (wir haben berichtet).
Das Ziel müsse es daher sein, das Projekt endlich zu einem Abschluss zu bringen. Der Haupt- und Finanzausschuss votierte letztlich einstimmig dafür, die Entscheidung bis spätestens zur ersten Sitzung nach der Sommerpause zu vertagen. Bis dahin soll der Magistrat ein neues Konzept unter der Einbindung der Vereine erstellen.
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In der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend hätte das Thema eigentlich erneut diskutiert und abgestimmt werden müssen. Auf der Einladung zur Sitzung in Gronau tauchte der Tagesordnungspunkt jedoch nicht mehr auf. „Die Vorlage wurde von Seiten des Magistrats zurückgezogen, da die Aussprache und Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung kein anderes Ergebnis als in den Ausschüssen vermuten lässt“, teilte das Rathaus dazu auf Nachfrage dieser Zeitung mit.
Was nun das weitere Vorgehen betrifft, orientiert man sich am Beschluss aus dem Haupt- und Finanzausschuss. Die Vereine und das Land Hessen als sogenannter Fördermittelgeber sollen auf der Suche nach einer alternativen Lösung eingebunden werden. Spätestens zur ersten Zusammenkunft der Stadtverordneten nach der Sommerpause, das wäre der 5. Oktober, soll ein neuer Vorschlag auf dem Tisch liegen.
Immer wieder kommt es zu Vandalismus
Deutlich machten die Vereine in den Ausschüssen allerdings auch, dass es neben einem Finanzierungsmodell ein weiteres drängendes Problem gibt. Weil der Kunstrasenplatz nicht eingezäunt und daher frei zugänglich ist, kommt es immer wieder zu Vandalismus. Darüber hinaus wird das künstliche Grün nach Auskunft der Clubs zweckentfremdet – als Fahrradpiste und als Auslauf für Hunde inklusive Gassi gehen.
Für die Langlebigkeit des Untergrunds keine guten Voraussetzungen, unnötige Folgekosten wollten die Vereinsverantwortlichen nicht ausschließen. Sie plädierten deshalb für das zügige Aufstellen eines Zauns, rund 32 000 Euro müssten dafür investiert werden. Im Rathaus scheint man diese Ansicht zu teilen. Für Bürgermeisterin Christine Klein habe die Errichtung einer Zaunanlage zur Sicherung des Sportplatzes erste Priorität, richtete die Pressestelle auf Anfrage aus.
Das hänge allerdings von der Finanzierungsentscheidung und der dazu erforderlichen Zuarbeit seitens des FC Italia an die Stadtverwaltung zur Formulierung einer Beschlussvorlage ab.
Bedeutet in der Praxis: Alle Beteiligten sollten sich schnell an einen Tisch setzen und die Voraussetzungen schaffen, um das Vorhaben über Nachspielzeit und Verlängerung hinaus zu einem Abschluss zu bringen. Denn zu gewinnen gibt es in der Angelegenheit ohnehin kaum noch etwas. Jetzt muss es einzig und allein darum gehen, ein halbfertiges Projekt zu beenden und mögliche finanzielle Verluste in Grenzen zu halten.
Die Vereine haben ihren Standpunkt und ihren Bedarf, vor allem auch mit Blick auf die künftige Jugendarbeit, deutlich gemacht. Die Verwaltung hat in der ursprünglichen Vorlage ungewöhnlich scharf die Versäumnisse des FC Italia kritisiert und dem Verein keine gute Zukunftsprognose ausgestellt. Die argumentativen Pflöcke sind demnach eingerammt.
Jetzt sollte aber der alte Spruch der Dortmunder Fußballlegende Alfred Preißler gelten: „Grau is’ alle Theorie – entscheidend is’ auf’m Platz.“
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