Bensheim. An der schwierigen Ausgangslage gibt es nicht zu rütteln. Der Kunstrasenplatz des FC Italia Bensheim am Berliner Ring wird dringend gebraucht - und zwar nicht nur, damit der Club dort trainieren und seine Heimspiele austragen kann. Auch die TSV Auerbach und die FSG Bensheim können auf das Spielfeld nicht verzichten. Sie haben sich dort über einen Baukostenzuschuss bekanntlich „eingemietet“.
Allerdings ist es der Italia bisher nicht gelungen, ein Funktionsgebäude auf ihrem Vereinsgelände zu errichten. Heißt in der Praxis: Vor Ort sind weder Umkleiden noch Duschen und Toiletten vorhanden, von der Möglichkeit, Material sicher zu lagern, mal ganz abgesehen.
Der Verein will das Projekt nun zum Abschluss bringen und bauen. Nur fehlen gegenüber der ursprünglichen, schon ein paar Jahre alten Kalkulation rund 170 000 Euro (ohne Eigenleistungen). Die Deckungslücke können die Fußballer nicht ohne Kreditaufnahme stemmen. Für die Tilgung würden sie gerne das Geld verwenden, das die Stadt über den Baukostenzuschuss von FSG und TSV einnimmt.
Keine gute Zukunftsprognose
Die wiederum hätten mit der Vorgehensweise kein Problem, weil sie darauf dringen, dass endlich das Vereinsheim gebaut wird, um das Gelände sinnvoll nutzen zu können. In der Verwaltung kam der Vorschlag des FC - wie berichtet - nicht überragend gut an. Vielmehr lautet die Empfehlung an die Stadtverordneten, den Vorstoß abzulehnen, ausführlich und mit deutlichen Worten, einschließlich einer wenig erfreulichen Zukunftsprognose für den Club, begründet.
In den Fachausschüssen bemühten sich nun Vereinsvertreter von Italia, TSV, FSG und FC 07 Bensheim und Junioren-Förderverein Bensheim/Auerbach, die sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, die Angelegenheit aus ihrer Sicht darzulegen - einschließlich eines dringenden Appells, den Weg für ein Finanzierungsmodell zu ebnen, weil es ohne Platz und Gebäude an Möglichkeiten und Perspektiven vor allem für eine weiterhin erfolgreiche Jugendarbeit mangel. Und Nachwuchskicker unter Umständen abgewiesen werden müssten.
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Carmelo Torre, dessen Vater Gründungsmitglied beim FC Italia war, unterstützt dem Club schon seit einiger Zeit in der verfahrenen Angelegenheit. Er zeigte im Bauausschuss auf, dass für den 2019 fertiggestellten Kunstrasen deutlich mehr Geld ausgegeben werden musste als kalkuliert. Aus 580 000 Euro wurden 750 000 Euro. „Eine Steigerung um 30 Prozent, die mehrere Gründe hatte.“ Beispielhaft nannte er die Kosten für die Entwässerung, die nicht - wie bei anderen Spielfeldern - auf dem Platz erfolgen durfte.
Das habe die Sache nicht einfacher gemacht. Um zu kompensieren, wurde das Funktionsgebäude in der Planung um ein Drittel reduziert, aktuell gehen die Verantwortlichen sogar von einem noch kleineren Neubau aus, um monetäre Lücke nicht weiter auseinanderklaffen zu lassen. In Zahlen ausgedrückt: Von über 600 zu Beginn soll es nun auf 130 bis 200 Quadratmeter gehen.
Die Interessengemeinschaft ist jedenfalls gewillt, die Italia intensiv zu unterstützen, „damit das Projekt ins Ziel gebracht werden kann“, betonte Torre. Es sei sicherlich eine sensible Entscheidung, vor allem bei der Vorgeschichte, aber vom Vorhaben profitierten alle beteiligten Vereine. Zumal die Stadt selbst auch mit einer dauerhaften unfertigen Situation nicht glücklich werden dürfte.
Grundstück braucht einen Zaun
Bernd Lützkendorf, Fußball-Abteilungsleiter bei der TSV, sagte im Ausschuss, dass man aktuell das Gelände nur mit Einschränkungen nutzen könne. „Wir brauchen dort Räume.“ Die Gründe dafür liegen auf der Hand. „Wenn mal einer auf die Toilette muss, müssten wir ihn praktisch in die Hecke schicken.“ Auch bei einem schnell aufziehenden Unwetter gebe es kaum Schutzmöglichkeiten.
Weiter oben auf der Prioritätenliste steht jedoch etwas anderes: ein Zaun. Das Grundstück müsse dringend eingezäunt werden, sonst gehe der Platz zugrunde. Weil das Spielfeld frei zugänglich ist, werde dort mit Fahrrädern gefahren, auch Herrchen mit Hunden wurden schon auf dem künstlichen Grün angetroffen. Schäden und Folgekosten seien damit fast zwangsläufig zu erwarten.
Ohne Hilfe der anderen Vereine werde es der FC nicht schaffen, verdeutlichte Lützkendorf. Da fehle es an Personal (und letztlich wohl auch am Know-how), um das Ganze zu stemmen. „Wir sind guter Dinge, das im Verbund das umsetzen zu können. Wir werden die Italia mit aller Kraft unterstützen.“ Dafür müsse jedoch die Finanzierung gesichert sein. Ohne Geld geht es nicht weiter. Und die TSV könne keine 100 000 Euro aufbringen.
Er könne verstehen, dass die Verwaltung Frust und deshalb eine Ablehnung des Vorschlags empfohlen habe, weil der FC Italia bisher wenig auf die Reihe gekriegt habe. Jetzt gebe es allerdings einen Lösungsvorschlag und einen Weg, den die IG zusammen beschreiten will.
Im Bauausschuss trafen die Argumente auf aufgeschlossene Kommunalpolitiker, denen die Dringlichkeit und Problematik durchaus bewusst zu sein schien. Auch Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung signalisierte ein hohes Interesse an einem guten Ausgang, nachdem nun ein handfestes Konzept und die Zusagen der Interessengemeinschaft vorlägen.
Im Fachgremium ging es in der Folge vorwiegend um die beste Vorgehensweise. Diese bestand zunächst darin, die Verwaltungsvorlage abzulehnen, sonst wäre der Vorschlag des Vereins zur Finanzierung des Kredits obsolet gewesen. Rauber-Jung bekräftigte, dass es darüber hinaus eines konkreten Auftrags an die Verwaltung bedarf, wie weiter verfahren werden soll.
Im Raum stand am Donnerstag etwa ein fraktionsübergreifender Antrag, der entweder bereits im Haupt- und Finanzausschuss am Montag und final in der Stadtverordnetenversammlung am 25. Mai beschlossen werden könnte.
Im Haupt- und Finanzausschuss am Montag ging es ebenfalls sehr lange um den nächsten Schritt. Das Gremium beschloss letztlich einstimmig, die Entscheidung bis spätestens zur ersten Sitzung nach der Sommerpause zu vertagen. Bis dahin soll der Magistrat ein neues Konzept unter der Einbindung der Vereine erstellen.
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