Winzerfest

Bensheimer Winzerfest-Feuerwerk soll auf die Streichliste

Die Fraktionen von FWG, BfB und VuA haben einen entsprechenden Antrag für das Stadtparlament gestellt.

Von 
Dirk Rosenberger
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Das Feuerwerk am zweiten Winzerfest-Samstag ist eigentlich fester Bestandteil des Programms. Ob das Himmelsspektakel eine Zukunft hat, steht in den Sternen. © Thomas Neu

Bensheim. Bleibt der Himmel über Bensheim am zweiten Winzerfest-Samstag dunkel – oder wird die Stadt für eine Viertelstunde vom traditionellen Brillant-Feuerwerk erhellt? Geht es nach den Fraktionen von FWG, BfB und VuA (Vernunft und Augenmaß) bleiben die Raketen am Boden – und zwar für immer.

Das Trio hat für die Stadtverordnetenversammlung am 20. Juli einen entsprechenden Antrag gestellt. So soll der Magistrat prüfen, ob und unter welchen Bedingungen der Auftrag an die Fachfirma für dieses Jahr noch storniert werden kann. Ab 2024 möchte man dann weder im städtischen Haushalt noch bei der Stadtkultur Geld zur Verfügung stellen.

Nach Angaben der Freien Wählergemeinschaft wären damit Einsparungen von 16 000 Euro verbunden. Diese Summe steht im Haushaltsplan als Zuschuss für das Feuerwerk. Wie bereits berichtet, hat der Verkehrsverein als Veranstalter des Winzerfests in den vergangenen Monaten Alternativen geprüft und wieder verworfen. Drohnen- oder Lasershows kämen aus unterschiedlichen Gründen (Finanzen, Platzbedarf) nicht infrage.

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Daher hatte man sich entschlossen, beim Klassiker der vergangenen Jahrzehnte zu bleiben, der in den letzten Jahren allerdings aufgrund der Corona-Pandemie ins Wasser fiel – und zuvor bereits schon mal abgesagt werden musste, weil wegen Dürre die Brandgefahr zu hoch war.

„Unserer Meinung nach sollte aus finanziellen Gründen, aber auch aus Gründen des Umwelt- und Tierschutzes auf das Feuerwerk verzichtet werden – selbst wenn die Einsparung relativ gering ist“, erklärte FWG-Fraktionsvorsitzender Rolf Tiemann. Fünf der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenden Fraktionen hätten Interesse am Vorschlag gezeigt. Am Ende schloss sich die Wählergemeinschaft nun mit BfB und VuA zusammen.

Bereits mehrere Jahre ohne Feuerwerk

„Wissend, dass das Feuerwerk in den vergangenen Jahren mehrmals wegen Brandgefahr ausgefallen ist, ohne dass die Attraktivität des Winzerfestes negativ beeinflusst wurde, sollte der Verzicht auf das Feuerwerk ein leicht verschmerzbarer Bruch mit der Tradition sein“, meint FWG-Stadtverordneter Alois Hillenbrand.

Bei Lichte betrachtet musste das farbenfrohe Spektakel, ob man es nun als aus der Zeit gefallen betrachtet oder nicht, lediglich 2018 wegen hoher Waldbrandgefahr auf Eis gelegt werden. 2020 und 2021 leistete die Pandemie ganze Arbeit und beim Neustart im Vorjahr hatte der Verkehrsverein wegen der kommunalpolitisch verordneten Prüfung von Optionen aus eigenem Antrieb das Winzerfest-Finale ohne Feuerwerk eingeläutet.

In der Stadtverordnetenversammlung werde sich zeigen, ob der Antrag die erforderliche Zustimmung erhält und „damit Hoffnung auf weitere, gemeinsame Einsparaktionen der Fraktionen besteht“, schreibt die FWG.

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Der Vorstoß zielt auch in erster Linie auf den Haushalt, dessen Sanierung und den Schuldenabbau. In der Stadtverordnetenversammlung wird nicht erst seit gestern (oft mit überschaubarem Ausgang) über die Finanzen debattiert. Die Freie Wählergemeinschaft sieht solche Diskussionen für den Etat 2024 ebenfalls kommen, aus ihrer Sicht unter erschwerten äußeren Bedingungen wegen Zinserhöhung, möglicher Rezession und vielfältiger Kostensteigerungen.

Mit Blick auf den Schuldenstand der Stadt müsse man feststellen, dass die in den vergangenen Jahren getroffenen Maßnahmen wirkungslos gewesen seien, „denn die direkten Schulden der Stadt werden von 46,6 Millionen Euro im Jahr 2016 auf erwartete 54,3 Millionen Euro in 2023 ansteigen“. Hinzu kämen die anteiligen Schulden der Stadt, die mit 134,8 Millionen Euro zu Ende 2023 zu Buche schlagen.

"Die Pro Kopf-Verschuldung ist alarmierend gestiegen"

Damit sei die Pro Kopf-Verschuldung der Bensheimer Bürger auf einen alarmierenden Betrag von insgesamt 4654 Euro angestiegen. „Es ist somit höchste Zeit, wirksame Maßnahmen zum Schuldenabbau zu beschließen und durchzuführen“, betont Stadtverordneter Peter Leisemann.

Im Haushaltssicherungskonzept heißt es daher unter anderem, dass Einsparpotenziale zu identifizieren und Aufgaben zu hinterfragen sind. Zudem soll eine Arbeitsgruppe in der Verwaltung konkrete Vorschläge erstellen, wo und wie Einsparungen künftig möglich sind, mit dem Ziel, einen „dauerhaften Haushaltsausgleich, einen nachhaltigen Schuldenabbau und die Senkung der aktuellen Hebesätze von Grund- und Gewerbesteuer zu erreichen“.

Schmerzhafte Einsparungen

Diese Arbeitsgruppe hat laut FWG in intensiver Arbeit entsprechende Auflistungen erstellt und zusätzlich Anregungen der Fraktionen aufgegriffen. „Nun wird sich zeigen, wie groß die Bereitschaft von Verwaltung und Stadtverordneten ist, auch schmerzhafte Einsparungen zu beschließen und durchzusetzen“, konstatiert die FWG.

Insbesondere wenn es um die Kürzung oder Streichung von liebgewordenen freiwilligen Leistungen gehe, bestehe die bereits jetzt sichtbare Gefahr, dass sich im politischen Raum immer jemand findet, der im konkreten Fall sagt: „Diese Kürzung bitte nicht, sondern kürzt lieber da oder dort“, äußert die Freie Wählergemeinschaft Bedenken.

„Eine reelle Chance auf wirksame Einsparungen wird nur erreicht werden können, wenn sich die Fraktionen gemeinsam auf Kürzungen verständigen und bereit sind, den möglicherweise entstehenden Unmut und Protest der jeweiligen Interessengruppe zu ertragen und die Entscheidung zu begründen und zu vertreten“, so Rolf Tiemann.

Wobei es nicht einfach sein werde, dieses gemeinsame Vorgehen zu erreichen.

Freier Autor

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