Bensheim

Bensheimer Tafel-Chefin warnt vor Betrügern

Von 
Dirk Rosenberger
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In den vergangenen Tagen waren in der Innenstadt Betrüger unterwegs, die Rosen an Passanten verkauften – angeblich für die Bensheimer Tafel. © dpa

Bensheim. Es kommt immer wieder vor, dass Betrüger mit dem guten Namen der Bensheimer Tafel abkassieren wollen. In den vergangenen Jahren musste Vorsitzende Mariette Rettig wie ihr Vorgänger auch schon vor Kriminellen warnen, die angeblich im Auftrag des Vereins Spenden sammeln. Auf dem Weihnachtsmarkt kam dies ebenso vor wie zum Winzerfest oder an Markttagen, wenn viele Menschen in der Stadt sind.

Rettig wies deshalb öfter, als ihr lieb ist, öffentlich darauf hin, dass Tafel-Mitarbeiter weder mit der Sammelbüchse durch die Fußgängerzone laufen noch von Haustür zu Haustür ziehen, um finanzielle Unterstützung einzufordern. Auch am Montag musste die Vorsitzende wieder aktiv werden.

Spenden auf Konto überweisen

Die neue Masche der Betrüger: Sie verkaufen Rosen, der Erlös soll angeblich in die Kasse des Vereins fließen – was er aber nicht tut. „Das stimmt nicht. Wir verkaufen niemals Blumen in der Innenstadt. Das ist eine Bande, die wohl nicht zu fassen ist“, betonte Mariette Rettig im Gespräch mit dieser Zeitung. Wer die wichtige Arbeit der Ehrenamtlichen unterstützen möchte, kann dies per Überweisung auf das Konto der Tafel tun. „Dann kommt das Geld sicher bei uns an“, so die Vorsitzende.

Auf finanzielle Zuwendungen ist man nach wie vor angewiesen, denn die Zahl der Kunden nimmt weiterhin zu. Vor allem Rentnerinnen und Rentner sowie alleinerziehende Mütter sind darunter. Insgesamt habe man knapp 600 Haushalte im Verzeichnis, pro Ausgabe kommen momentan 120 bis 150 Haushalte.

„Die hohen Energiekosten und die Erhöhung der Lebensmittelkosten machen sich bemerkbar. Das Geld reicht einfach nicht mehr“, erklärt Rettig – und das betreffe nicht nur die Älteren oder Menschen mit Migrationshintergrund. Sie schildert beispielhaft die Schwierigkeit, die ein junger Mann habe, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Er habe mit seinem letzten Geld die Miete gezahlt, „und das war am Anfang des Monats“. Er ist froh, zur Tafel kommen und sich dort Lebensmittel für den symbolischen Betrag von einem Euro holen zu können.

240 Mitarbeiter

Dort gibt es nach Auskunft der Vorsitzenden trotz aller Kostensteigerungen und gesamtgesellschaftlichen Probleme noch genügend Ware, die gut weitergegeben werden könne. „Auch dank des Trockenlagers von Alnatura in Lorsch, wo wir jede Woche Ware abholen“, zeigt sich Mariette Rettig für die breitgefächerte Hilfe in der Region dankbar. 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten zurzeit ehrenamtlich bei der Tafel, zurzeit kämen immer neue dazu, auch jüngere Menschen, die noch nicht im Ruhestand sind. „Wir sind sehr froh und dankbar dafür“, konstatiert Rettig.

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Der Arbeitsaufwand ist in den vergangenen Jahren, bedingt durch die Corona-Pandemie, nicht kleiner geworden. Das Gegenteil ist eher der Fall. Das Virus bestimme nach wie vor den Ablauf vor Ort. Die Kunden stehen im Freien, meistens mit ausreichend Abstand. Ins Gebäude dürften nur sechs Personen gleichzeitig, drinnen laufen zudem Luftreinigungsgeräte. Wobei ohnehin permanent gelüftet werde und Mitarbeiter wie Kunden FFP 2-Masken tragen.

Darin dürfte sich trotz der gesetzlichen Lockerung vermutlich auch so schnell nichts ändern. Zusätzlich zur ohnehin schon steigenden Anzahl hilfsbedürftiger Menschen rechnet Mariette Rettig damit, in den nächsten Tagen und Wochen vermehrt Geflüchtete aus der Ukraine zu versorgen.

Der Angriffskrieg von Wladimir Putin führte bekanntlich dazu, dass sich vor allem Frauen und Kinder ins Ausland in Sicherheit bringen. Im Kreis sollen sich nach Angaben von Landrat Christian Engelhardt bereits mehr als 1000 Personen aufhalten, die zum Großteil privat untergebracht wurden. Da sie aber mit nur sehr wenigen Habseligkeiten und kaum finanziellen Mitteln ihr Land verlassen mussten, dürften sie hier auf Unterstützung, wie sie auch die Tafel bietet, angewiesen sein.

Ausgabe zweimal pro Woche

Der Verein organisiert zweimal wöchentlich eine Ausgabe im Dr.-Jochen-Henke-Haus in der Rheinstraße – und zwar dienstags von 11 bis 13 Uhr und donnerstags von 14 bis 16 Uhr. Im Herbst 2016 konnte der Neubau auf dem ehemaligen Bundeswehrdepotgelände bezogen werden. Grundsätzlich unterstützt die Tafel Menschen, die nur über geringe Einkünfte verfügen oder die sich aus anderen schicksalhaften Situationen heraus den notwendigen täglichen Lebensunterhalt nicht sichern können.

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„Mit Lebensmittelspenden von Firmen, ehrenamtlich tätigen Helfern und der Unterstützung der Sponsoren wollen wir Armut lindern und Solidarität mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen zeigen“, erläutert der Vorstand. Für die Verantwortlichen ist es daher umso ärgerlicher, wenn sie sich gegen Kriminelle wehren müssen, die den guten Ruf der Tafel ausnutzen wollen.

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