Bensheim

Bensheimer Hoffart-Gelände kein Verkaufsschlager

Von 
Dirk Rosenberger
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Das Hoffart-Gelände am Parktheater wird auch auf absehbare Zeit nicht verkauft werden. © Neu

Bensheim. Der Witz hat mittlerweile einen längeren Bart als der Weihnachtsmann: Das einst als Filetstück gelobte Hoffart-Gelände liegt mittlerweile als gut abgehangenes Gammelfleisch in der städtischen Auslage. Trotzdem durfte der Hinweis auf die wenig appetitliche Entwicklung des Grundstücks in prominenter Lage in der Haupt- und Finanzausschuss-Sitzung nicht fehlen.

Auslöser, warum man überhaupt kurz über die Fläche sprechen musste, war ein Antrag der BfB-Fraktion. Sie wollte einen Verkaufserlös von 500 000 Euro in den Haushalt einstellen lassen. Der Magistrat solle deshalb die Veräußerung aktiv vorantreiben. „Es gab schon mehrere Anläufe, mittlerweile tut sich überhaupt nichts mehr. Das sollten wir ändern“, forderte Fraktionschef Franz Apfel. 2019 habe man schon einmal eine halbe Million in den Etat eingebucht - losgeworden ist man das Gelände aber bekanntlich nicht.

Dabei hat das Grundstück schon viele potenzielle Investoren kommen und gehen sehen. Auch mangelte es nicht an der einen oder anderen guten Idee. Die harte Wirklichkeit zeichnet jedoch ein anderes Bild. Die Ecke vor dem Parktheater ist seit Jahr und Tag nicht mehr als ein Parkplatz in Kombination mit einer Abstellfläche für ästhetisch fragwürdige Blumenkübel, deren Beitrag zum Klimaschutz eher überschaubar ausfallen dürfte.

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Zuletzt gab es ein öffentliches Lebenszeichen im Herbst 2019, als Studenten der Uni Frankfurt an einem vom Bürgernetzwerk initiierten Ideenwettbewerb teilnahmen. Die Rahmenbedingungen damals waren klar gefasst. Ein Hotelbau, möglichst in Verbindung mit dem Parktheater, erstellen - um dann schauen zu können, wie viele Zimmer verträglich sind und ob sich eine Vernetzung der Gebäude und Spielstätten erreichen lässt. Der Vorschlag für ein Hotel an dieser Stelle kam vom Architekten Sanjin Maracic, der sich im Bürgernetzwerk engagiert. Er plädierte allerdings dafür, einen solchen Neubau als Baustein in einem übergeordneten Konzept für Parktheater, Dalberger Hof, Bürgerhaus und Beauner Platz bis hin zum Neumarkt zu betrachten.

Der Ideen-Wettbewerb lieferte letztlich spannende Vorschläge, wie man Bensheim städtebaulich aufwerten kann, ohne die historischen Bezüge aus den Augen zu verlieren. Dass seitdem wieder Funkstille herrscht, überrascht nicht wirklich. Und auch die Diskussion im Ausschuss lieferte keine Hinweise auf eine schnelle Lösung - im Gegenteil.

„Ich sehe nicht, dass wir 2022 dort Einnahmen erlösen können. Wir befinden uns in einem Prozess. Ohne konkrete Ideen und eine Bürgerbeteiligung läuft da nichts“, erklärte Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung (CDU). Es sei kein Konzept, einfach mal Geld in den Haushalt einzustellen, vor allem dann nicht, wenn man es am Ende des Jahres wieder rausnehmen muss.

SPD-Fraktionschef Jürgen Kaltwasser warnte zudem vor „unüberlegten Schnellschüssen“. Man müsse zunächst die Entwicklung der Innenstadt abwarten und sollte keine Hoffnung wecken, mit dem früheren Filetstück in den nächsten Monaten Kasse machen zu können. Bürgermeisterin Christine Klein hielt es ebenfalls für „wenig zielführend“, die halbe Million in den Haushalt für 2022 zu schreiben. Man sollte eher langfristig schauen, was mit dem Grundstück passieren könnte.

Doris Sterzelmaier erinnerte daran, wie kompliziert es sei, das Gelände zu veräußern. Ein möglicher Verkaufserlös habe jahrelang im Haushalt gestanden, „es hat jedoch nichts funktioniert“, so die Grünen-Fraktionsvorsitzende. Es sei nicht klug, nun erneut 500 000 Euro anzusetzen. Die Unterhaltungskosten für die Fläche seien gering, da spare man nichts, wenn man es kurzentschlossen verkauft.

Bernhard Stenger (CDU) reiste noch weiter in die Vergangenheit zurück und machte darauf aufmerksam, dass schon in den 1990er Jahren über einen Verkauf gesprochen wurde in der Kommunalpolitik. Er halte das Vorhaben nicht für realistisch. Rolf Tiemann (FWG) hätte nichts dagegen, wenn sich ein seriöser Investor finden würde. „Wir müssen aber grundsätzlich überlegen, ob wir ein Grundstück in dieser Lage verkaufen wollen“, bemerkte der Fraktionschef der Freien Wählergemeinschaft.

Franz Apfel monierte abschließend die aus seiner Sicht schleichende Innenstadtentwicklung. „Da wird nichts unternommen. Das ist sehr bedauerlich.“ Seine Generalkritik, die auch auf das Trauerspiel am Marktplatz abzielte, rief wiederum die Erste Stadträtin mit einem Widerspruch auf den Plan. Sie listete das ehemalige Kaufhaus Krämer auf, das von der MEGB entwickelt werde, und das Neumarkt-Center samt neuem Eigentümer und Wohnungsbauplänen. „Wir haben eine gute Entwicklung. Wir sollten nur Schritt für Schritt vorangehen.“

Wie gut diese Entwicklung tatsächlich ist, liegt wie so vieles selbstredend im Auge des Betrachters. Für das Hoffart-Gelände fiel die Abstimmung im Ausschuss jedenfalls wie erwartet aus. Abgehen von Franz Apfel stimmten alle Mitglieder dagegen, 500 000 Euro als Verkaufserlös im Haushalt zu platzieren.

Freier Autor

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